Warnstreik beim Frontlader-Spezialisten Stoll in Broistedt

Warnstreik bei der Wilhelm Stoll Maschinenfabrik in Broistedt: Gut 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühschicht haben am Freitagmittag ihre Arbeit rund eineinhalb Stunden früher beendet. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Betriebsratsvorsitzender Ralf Sauthoff. „Alles, was still stehen sollte, stand still.“ Die Aktion fand im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie statt – unter Einhaltung der Corona-Regeln. „Wir brauchen jetzt ein gutes Tarifergebnis“: Am Warnstreik nahmen vorwiegend Beschäftigte aus den Bereichen Produktion und Logistik des Broistedter Frontlader-Spezialisten teil. „Die Stimmung hier ist gereizt“, erklärt Sauthoff. „Wir brauchen jetzt ein gutes Tarifergebnis, weil die Kolleginnen und Kollegen durch Kurzarbeit spürbare Gehaltseinbußen hinnehmen mussten.“ Auf der anderen Seite habe die Firma Stoll 2020 trotz Corona ein historisch gutes Geschäftsjahr verzeichnet. Lesen Sie auch Metallindustrie droht Tarifkampf – IG Metall bereitet Warnstreiks vor Friedenspflicht vorbei: IG Metall hat mit Warnstreiks in Niedersachsen begonnen Das sind die neuen Corona-Regeln in Niedersachsen: Alle Lockerungen im Detail „Wir befinden uns in der ersten Warnstreikwelle“, sagt Marion Koslowski-Kuzu, für Stoll zuständige IG Metall-Gewerkschaftssekretärin. Nach drei Verhandlungsrunden hätten sich die Arbeitgeber noch nicht bewegt. „Dann müssen wir uns bewegen, damit sich etwas bewegt“, betont Koslowski-Kuzu. In der nächste Woche werde es weitere Warnstreiks geben. „Die IG Metall ist gut aufgestellt, ich rechne mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen.“ Bei Stoll in Broistedt sind aktuell 260 Menschen beschäftigt. Die Gewerkschaft fordert für die rund 120 000 Beschäftigten in den drei Tarifgebieten der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ein tragfähiges Zukunftspaket. Dieses soll unter anderem ein Volumen von vier Prozent vorsehen, das situativ nach Betriebslage zur Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oder für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. Darüber hinaus sollen mit Zukunftstarifverträgen passgenaue betriebliche Lösungen gefunden werden, die Zusagen für Investitionen, Standorte, Beschäftigung und Qualifizierung enthalten. Für die rund 135 000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Volkswagen-Standorten und bei den Tochtergesellschaften fordert die IG Metall eine Entgelterhöhung von vier Prozent für das Jahr 2021, Verbesserungen bei der 2019 neu eingeführten tariflichen Freistellungszeit sowie die Festschreibung von 1400 VW-Ausbildungsplätzen pro Jahr für die kommenden zehn Jahre. Von Jan Tiemann