Umtausch auch nach Lockdown: Peiner Händler sind kulant

Die Bluse ist zu eng, die Halskette passt doch nicht zum Kleid, das Mountainbike hat die falsche Farbe, das Sakko zwickt am Rücken: Mit Weihnachtsgeschenken können auch die Peiner mal daneben liegen. Deshalb waren viele in der Vergangenheit froh, wenn ihnen die Verkäufer bei der Auswahl mit auf den Weg gegeben hatten, dass ein Umtausch innerhalb von 14 Tagen möglich ist. Doch wie ist das in diesem Jahr, wenn die Geschäfte wegen der dramatischen Corona-Entwicklung schon von Mittwoch bis mindestens zum 10. Januar schließen müssen? Die meisten Peiner Händler können ihre Kunden beruhigen: Sie wollen auch nach Ende des Lockdowns einen Umtausch ermöglichen. „Da gibt es keine Diskussion, das musst du als Einzelhändler möglich machen, das bieten alle großen Händler schließlich auch an“, sagt Ulrich Ginsburg, Geschäftsführer des Herrenausstatters „Männersache“. Umtausch-Pflicht – „Eines der größten Rechtsirrtümer“: Er müsste es allerdings nicht. „Es ist einer der größten Rechtsirrtümer, die es gibt, dass ich als Kunde etwas umtauschen darf“, betont Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen auf PAZ-Anfrage. Der stationäre Handel ist dazu bei einwandfreier Ware nicht verpflichtet. Anders ist das übrigens beim Internet-Handel. Bei online bestellten Waren gelte in aller Regel ein 14-tägiges Widerrufsrecht, erläutert die Verbraucherschützerin. Gefällt dem Kunden etwas nicht oder passt es nicht, kann er die Ware in dieser Zeit zurückschicken und bekommt das Geld zurückerstattet. Hinweise auf dem Bon vermerkt: Im Kampf um zufriedene Kunden handhaben das daher auch viele stationäre Peiner Händler so. „Wir hatten einige Nachfragen zum Thema Umtausch wegen des Lockdowns. Wir haben die Umtauschmöglichkeit bis nach Ende des Lockdowns deshalb auf dem Bon mit vermerkt“, erläutert Tanja Rühling, die in ihrem „Edelweiß“-Geschäft am historischen Markt in Peine Damen-Mode, Wohn-Accessoires oder auch Schmuck anbietet. Da sie selber ja nicht absehen könne, wann sie wieder öffnen darf, wolle sie sich gerne kulant zeigen. „Nur im Hochsommer würde ich sicherlich keinen dicken Wollschal aus dem Winterverkauf mehr zurücknehmen“, sagt Tanja Rühling, die übrigens nicht die Füße hochlegen wird, wenn sie Mittwoch ihre Ladentür abschließen muss. Dann startet der kontaktlose Lieferservice. Ein Umtausch-Recht für im stationären Einzelhandel gekaufte einwandfreie Ware gibt es nicht – auch wenn viele Einzelhändler es ermöglichen, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen weist jedoch darauf hin, dass der Kunde bei mangelhafter Ware jedoch ein Recht auf Umtausch oder Reparatur hat. Schmuck mit Gravur kann nicht umgetauscht werden: Auch Kunden des Schmuck-Fachgeschäfts „Juwelier Westphal“ können nach dem Lockdown noch Weihnachtsgeschenke umtauschen. „Da sind wir sehr kulant. So lange die Dinge nicht getragen und in Ordnung sind, ermöglichen wir das. Es sollte nur nicht vielleicht erst sechs Wochen nach Wiedereröffnung nach dem Lockdown-Ende sein“, sagt Mitarbeiterin Ulrike Santelmann. In der Regel nicht umgetauscht werden können allerdings Schmuckstücke, die eine persönliche Gravur enthalten. Doch Santelmann geht davon aus, dass es wenig Umtausch-Nachfrage geben wird. „Die Kunden suchen gezielter aus als früher, haben mitunter sogar einen virtuellen Wunschzettel dabei, den sie uns zeigen“, sagt die Verkäuferin, die mit ihrem Team am Dienstag auf der Zielgeraden vorm Lockdown noch reichlich zu tun hatte. Lesen Sie auch Kostenlose Masken für Risikogruppen: Ansturm auf Peines Apotheken Lindenquartier-Start in Peine: Ole Siegel würde den Bagger am liebsten selber fahren Kreis Peine: Run auf Weihnachtsbäume Umtausch-Orgien gibt es nicht mehr: Über viele Kunden freute sich auch „Männersache“-Geschäftsführer Ulrich Ginsburg. Passt ein bei ihm gekauftes Weihnachtsgeschenk-Hemd doch nicht, tauscht er es um. „Wir regeln das ganz unbürokratisch, wenn jemand in den nächsten 14 Tagen nach Wiedereröffnung kommt“, sagt Ginsburg. Diese Kulanz müsse man bieten, um zufriedene Kunden zu haben. Doch auch er geht davon aus, dass es nicht viele Umtausche geben wird. „Der Kunde weiß immer gezielter, was er haben will. Die Umtausch-Orgien früherer Jahre gibt es nicht mehr“, stellt der „Männersache“-Boss fest. Von Christian Meyer