Turnerkönig Jens Thomas: Leider blieb mir das „Hochtragen“ verwehrt

Sobald er die Turnermütze abnimmt, fällt er beim Peiner Freischießen auf. Der König des MTV Vater Jahn Peine, Jens Thomas, ist bekannt für seine blaue Tolle, die für ihn zum Fest an der Fuhse ebenso dazu gehört wie das „Weiße Band“. Seit 1979 gehört Thomas dem Vater Jahn an. Zunächst hatte es ihm der Handballsport abgetan. Bis 2010 hat er aktiv gespielt und war als Trainer der männlichen B- und A-Jugend sowie für einige Jahre als Schiedsrichter auf Bezirksebene tätig. 2001 wurde er ins Kollegium aufgenommen. Seit 2007 ist er Mitglied im Vereinsvorstand und war von 2007 bis 2014 als stellvertretender Vorsitzender Immobilien tätig. Seit 2014 lenkt er als Hauptmann die Geschicke der Korporation. Freischießenbegeisterte und schusssichere Familie: Die Begeisterung für das Peiner Freischießen hat der selbstständige Zimmerer und Dachdecker auch an seine Kinder weitergegeben. Die 19-jährige Emily gehört zum vereinseigenen Spielmannszug und ist im Schießsport aktiv. Ebenfalls mit der Flinte umgehen können Sohn Finn Ole (17) und Lasse (12). Wie man das mit dem Schießen richtig macht, stellte Tochter Emily kurz vor Freischießen unter Beweis. Sie wurde Damenkönig der Jahner – in so einer Konstellation lässt es sich dann besonders gut zusammen feiern. 20 Jahre hat es gedauert, bis der Freischießen-Funke übersprang: Zwischen dem Eintritt in die Korporation und der ersten Freischießen-Teilnahme liegen stolze 20 Jahre. So richtig hat Jens Thomas das ganze Treiben rund ums Freischießen nämlich zunächst gar nicht interessiert. „1999 hat mich mein Vater motiviert, mal mit zu marschieren. Dabei habe ich schnell gute Freunde aus anderen Abteilungen gefunden und mit diesen einige Jahre später aus einer Laune beim bunten Umzug heraus das ,Weiße Band’ gegründet“, erinnert sich Thomas. In dieser Gemeinschaft zelebriere er bis heute das das Peiner Freischießen, was sich besonders beim bunten Umzug zeige. „Wir hatten schon unzählige Motti, wie Jahner weltweit, Galli-Jahner, Tro-Jahner, Jahn-Man oder Lego-Männchen“, so Thomas. Die Verkleidungen dafür entwerfen und basteln die Jungs im übrigen selbst. Die ungefähr 20 Leute des „Weißen Bands“ sind nicht nur über die Freischießentage ein eingeschworenes Team. „Traditionell unternehmen wir Ende August eine Brocken-Tour und machen Anfang des Jahres eine Bierprobe. Wir treffen uns aber auch zum Boßeln oder Boule spielen und oft sind auch die Partner dabei, sodass es keine reine vereinsinterne Veranstaltung ist.“ Hauptmann war bei der Auswertung der Königsschüsse nicht dabei: Während der Königskandidat erst bei der Königsproklamation erfährt, dass ihm der goldene Schuss gelungen ist, wissen die Hauptleute das bereits im Vorfeld. Was aber, wenn der Hauptmann auch der König ist? „Es gibt die Regelung, dass wenn ein Kommandomitglied einen Nagel geschossen hat, es bei der Auswertung der Königsschüsse nicht anwesend sein darf“, erklärt Thomas. So sei es dann auch bei ihm gewesen. „Bei der Proklamation hat man dann natürlich die Hoffnung, dass man König geworden ist. Da ich es schon länger probiere und auch meistens einen Nagel geschossen hatte, war meine Hoffnung in diesem Jahr nicht besonders groß“, erinnert sich der Jahner-König. „Als dann aus der Proklamationsrede zu erkennen war, dass ich der neue König bin, war meine Freude natürlich um so größer. Da ich als Hauptmann während der Proklamation allerdings mit auf der Tribüne stehe, hinter dem alten König und den Schaffern, ist mir das Erlebnis des „Hochtragens“ leider verwehrt geblieben“, bedauert Thomas. Es hätten sich dann ab einem bestimmten Zeitpunkt der Proklamation die Schaffer grinsend umgedreht und auch Herr Adjutant Olaf Müller gratulierte „er stand ja neben mir und hatte die Proklamationsrede geschrieben. Das alles war ein unvergesslicher Augenblick, und ich konnte das Grinsen im Gesicht nicht ablegen.“ Jeden Moment des Freischießens habe er genossen und „durfte es als König aus wieder einer anderen Sichtweise kennenlernen“. Jens Thomas und seine Korporation feiert am Samstag 26. Oktober, ab 20 Uhr, den Königsball im Schützengilde-Saal. Von Kathrin Bolte

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