Trump, Brexit und Pkw-Maut: Pallast mit klasse Kabarett in Stederdorf

„Da weiß man wieder, was einem sechs Monate lang gefehlt hat“, dieses Gefühl einte die 25 Gäste, die Veranstalterin Doris Venn und den Künstler Gregor Pallast. Dass das Programm „Ansichtssache“ am Samstagabend in angenehmer, beinahe familiärer Atmosphäre mit Abstand im Teatro di Vino in Stederdorf gespielt werden konnte, war keine Selbstverständlichkeit bei aktuell wieder steigenden Corona-Zahlen. Mit politischem Kabarett brachte Pallast sein Publikum zum Lachen und erntete bei vielen Themen Zustimmung. „Lachen ist gesund“, freute er sich. Und was wäre derzeit auch wichtiger? Trotz gekürztem Programm und fehlender Bühnenroutine versprach er den Gästen, „lustiger als der Innenminister“ zu sein. Von Pkw-Maut bis Brexit: Vom Wald- und Insektensterben über Pkw-Maut, Nationalismus, Brexit und die Frage was eigentlich eine Leitkultur ist, nahm er zahlreiche politische Themen humorvoll unter die Lupe. Warum Donald Trump so schwer einzuschätzen ist, erklärte er mit einer Mischung aus Angst, Hass und Optimismus die der Präsident säht. Dennoch mahnte er: „Sehen Sie die Dinge positiv“. Doch was ist eigentlich ein Optimist und was ein Pessimist und wie schnell tauscht man die Rollen? Und was ist ein Skandal? „Cum-Ex ist ein Skandal. Aber warum beschäftigt er uns so wenig?“, fragte er provokativ. Anders als die Diskussion über das Tempolimit. „Sie können dem Menschen alles verkaufen, solange es sich in ein Auto einbauen lässt“, erklärte Pallast mit einem Augenzwinkern. Stadtführung in der Vergangenheit: Nach einer Pause, mit kräftigem Lüften, nahm Pallast das Publikum mit auf eine Stadtführung in die Zukunft, die auf unsere jetzige Zeit zurückblickt. „Man lebte verschwenderisch“, dozierte er und führte gedanklich durch eine Shoppingmall. Auch die Bahn und ihre Streiks bekamen dabei ihr Fett weg. Dabei stellte er klar: „Niemand hat Angst vor streikenden Managern“. Gregor Pallast, der nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Klassenzimmer als Lehrer steht, hatte natürlich auch Unterrichtsstoff mitgebracht, um deutlich zu machen, wie es um die Vermittlung von ökonomischem Wissen steht und verblüffte damit das Publikum. Am Ende dankte der Kabarettist noch einmal, das der Abend überhaupt stattgefunden hat – und verabschiedet die Gäste mit dem Rat: „Seien Sie dankbar für Ihr Auto, den Kühlschrank und das es eine Betäubung beim Zahnarzt gibt.“ Wer den Auftritt verpasst hat, kann Pallasts Beiträge übrigens auch auf dem YouTube Kanal des Künstlers anschauen. Das Teatro di Vino bietet weitere Abende mit verschiedenen Künstlern in kleinem Rahmen an. Eine Reservierung ist für die Planung daher unbedingt erforderlich. Von Sonja Neuberger