Trotz sinkender Miet-Preise: Viel Leerstand in Peines City

Fangen wir mit der guten Nachricht an: Der Abriss der Peiner Hertie-Brache beginnt, Baustellenzäune wurden aufgestellt und ein Haus- und Garagenkomplex an der Luisenstraße platt gemacht, denn hier soll die Baustellenzufahrt für das Lindenquartier entstehen. 40 Millionen Euro will Investor THI in die Entwicklung stecken, damit aus den schmuddeligen Überresten der Kaufhaus-Ruine bis Weihnachten 2022 Peines modernes Herzensprojekt mit einer Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Wohnraum wird. Auf dem Lindenquartier ruhen die Hoffnungen der Peiner für eine belebtere Innenstadt. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht: Derzeit ist der Leerstand in Peines Innenstadt beachtlich. „Die Situation ist schwierig“, sagt der Peiner Experte und Immobilienmakler Sascha Ohligschläger. 6698 Quadratmeter werden in der City-Galerie angeboten: Allein in der erst 2009 fertig gestellten City-Galerie etwa stehen mittlerweile 6698 Quadratmeter leer – das ist fast die Fläche eines großen Fußball-Felds. Kein „Fanny-Coffee“ mehr, kein „Sportfreak“ mehr, keine Bäckerei „Steinecke“ mehr, kein „Knollis“ mehr: Die Goldbeck Procenter GmbH aus Berlin kümmert sich um die Vermietung und Vermarktung der City-Galerie. Dass sie im Internet gleich die Gesamtfläche aller freien Läden angibt, lässt darauf schließen, dass sie flexibel auf Anfragen reagieren möchte – zum Beispiel mit Zusammenlegungen von Flächen oder Verkleinerungen. Eine Neuvermietung dauert manchmal Jahre: Ob das Geschäft in dem einst Sport Lüddecke oder der Damfa-Store für elektronische Zigaretten beheimatet waren oder der einstige Haarpflegeshop in der Bahnhofstraße: Fünf Ladenlokale beziehungsweise Büro- oder Praxisräume bietet der Peiner Immobilienmakler Sascha Ohligschläger derzeit in der City an. „Wir versuchen, jedem Vermieter zu helfen, doch teilweise dauert es Jahre, um einen erfolgreichen Abschluss zu haben“, sagt er. Dabei seien die Zeiten von Miet-Steigerungen in der Fußgängerzone sogar vorbei, Ohligschläger registrierte mittlerweile stagnierende oder sinkende Preise. „Doch selbst bei 5 Euro pro Quadratmeter passiert manchmal nichts“, bedauert er. Doch woran liegt das? Die Ungewissheit wegen der Corona-Krise nennen viele Experten als einen Grund. „Außerdem ziehen sich die großen Ketten mittlerweile auch zurück. Der Expansionskurs ist vorbei. Und manchmal fehlt auch einfach der Mut“, sagt Ohligschläger. Er glaube zum Beispiel, dass sich ein Sportgeschäft in Peine lohnen würde. „So freut sich nur Amazon“, verweist der Immobilienmakler auf den Online-Versand-Riesen. Lesen Sie auch: Mit Tastatur und Verstand: So kämpfen Peiner gegen Hass-Kommentare Damas eröffnet: Die Peiner können jetzt „syrische Pizza“ kosten Corona-Hilfen wirken (noch): Weniger Firmen-Pleiten in Peine Gewerberäume im Lindenquartier noch zu haben: Auffällig sei noch etwas: „Für fast jedes Ladenlokal gibt es Anfragen aus den gleichen Branchen: Wettbüros, Spielotheken und Friseure“, verrät Ohligschläger. Dass es trotzdem nicht zum Abschluss komme, liege vor allem am Schutz für den Kunden. Denn all das gibt es bereits reichlich. Jüngst hatte sich ein Friseur für das Ladenlokal in der Bahnhofstraße 25 interessiert. Doch direkt nebenan hatte gerade erst ein Friseur eröffnet. „Darauf machen wir dann natürlich schon aufmerksam“, erläutert der Immobilienmakler. Viele Anfragen gebe es auch aus der Gastronomie. „Für ein vernünftiges Restaurant in der City fehlt derzeit aber leider die passende Immobilie“, bedauert Ohligschläger. Ansonsten gibt es zahlreiche Immobilien, die zu mieten sind: Der ehemalige Adler-Modemarkt an der Ecke Bahnhofstraße/Lindenstraße zum Beispiel, der ehemalige CM-Friseur-Salon, das einstige Ladenlokal von Optik Pape oder die Räume der ehemaligen Glückauf-Apotheke an der Ecke Querstraße/Breite Straße. Und ganz frisch hinzugekommen: Eine Gewerbefläche, die noch gebaut wird. Investor THI bietet noch rund 92 Quadratmeter im künftigen Lindenquartier an. Verfügbar ab 2023. „Das Drumherum wird vom Lindenquartier profitieren“, ist der Peiner Immobilienmakler Sascha Ohligschläger überzeugt. Von Christian Meyer