Stederdorf: Verstorbener bekommt Einladung zur Corona-Impfung

Karl Sokolowski aus Stederdorf ist offenbar einer der ersten Menschen über 80 Jahren in Niedersachsen, die nicht in einem Heim leben und eine Einladung zur Corona-Impfung bekommen haben. In dem Schreiben wird ausführlich über das Vorgehen informiert. Über die Post freuen kann sich Karl Sokolowski allerdings nicht mehr: Er ist bereits 2007 gestorben. Offenbar hat das Niedersächsische Ministerium für Soziales und Gesundheit Wort gehalten und die ersten Einladungen für Impfungen verschickt. Eine davon war an Karl Sokolowski, geboren 1926, adressiert und ist am Dienstag eingetroffen. Die Post aus dem Briefkasten genommen hat Andreas Sokolowski, der Sohn des Adressaten. „Ich stelle mir nun natürlich die Frage, wie aktuell die Daten sind, auf die die Verantwortlichen zurückgreifen“, sagt er. Er hat die Vermutung, dass seine Familie möglicherweise nicht die einzige ist, die ein solches Schreiben bekommen hat. 210 000 Haushalte in Niedersachsen wurden angeschrieben: Das bestätigt Oliver Grimm, Pressesprecher des Gesundheitsministeriums. „Wir bedauern sehr, dass das Informationsschreiben zum Start der Terminvergabe für die Corona-Impfung in einigen Fällen auch an bereits verstorbene Personen versandt wurde. Insgesamt wurden rund 210 000 Haushalte auf Grundlage der Adressdatenbank der Deutsche Post Direkt GmbH in ganz Niedersachsen angeschrieben. Bei einem derart großen Kreis von Adressaten bleiben solche Fehler leider nicht aus, auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten. Wir entschuldigen uns bei allen Angehörigen, die sich dadurch verletzt fühlen“, sagt er. Privaten Versanddienstleister dürfen Melderegister nicht nutzen: Es gibt zwar den sogenannten Melderegisterdatenspiegel, in dem die Meldedaten aus den Melderegistern der 409 niedersächsischen Kommunen landesseitig gespiegelt und gespeichert werden. Dessen Nutzung ist nach § 5 des Niedersächsischen Ausführungsgesetzes zum Bundesmeldegesetz (Nds. AG BMG) durch einen privaten Versanddienstleister nicht zulässig. „Das Land ist bei einer Aussendung in dieser Größenordnung aber auf die Unterstützung eines solchen Dienstleisters angewiesen. Aus diesem Grund greift Niedersachsen auf eine Datenbank der Deutschen Post Direkt GmbH zurück“, erklärt Grimm. Ein konkreter Termin wird in dem Schreiben nicht angeboten. Informiert wird darüber, dass ab dem 28. Januar telefonisch oder online Impftermine für Februar reserviert werden können. „Wir werden im Februar zunächst nur etwa 30 000 Impftermine pro Woche vergeben können. Es wird jedoch wöchentlich neuer Impfstoff geliefert und es gibt daher auch fortlaufend weitere Impftermine“, heißt es wörtlich in dem Brief, der von der niedersächsischen Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann unterzeichnet ist. Lesen Sie auch Geplante FFP2-Maskenpflicht: Bisher kein Engpass im Kreis Peine Gastronomiebranche sendet Hilferuf und befürchtet Massensterben von Betrieben Corona: Grundschüler in Niedersachsen können ab Donnerstag zu Hause bleiben Es werden gleich zwei Impftermine vereinbart: Wer bei der Hotline durchkommt, kann sich auf eine Warteliste setzen lassen, wenn er nicht sofort zwei Impftermine – für den vollen Schutz muss man sich zweimal impfen lassen – verabreden kann. „Sie werden informiert, sobald wieder freie Termine zur Verfügung stehen“, wird versprochen. Wenn die Impftermine vereinbart wurden gibt es eine schriftliche Bestätigung und eine Wegbeschreibung. Alle Impfzentren sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Gegebenenfalls ist auch ein kostenloser Einzeltransport möglich. Das sollte jedoch unbedingt vorab abgeklärt werden. Zur Impfung mitzubringen sind die Terminbestätigung, ein gültiger Ausweis und der Impfpass, soweit vorhanden. Wer das Haus gar nicht mehr verlassen kann, muss sich noch ein bisschen gedulden: Es soll später auch in Privatwohnungen geimpft werden, dass ist aber erst möglich, wenn in Europa ein Impfstoff zugelassen ist, der keine durchgehende Kühlung benötigt. „Wir rechnen damit, dass das spätestens im Frühsommer der Fall sein wird“, heißt es. Von Kerstin Wosnitza