Speed-Dating mit dem THW: Minister Heil staunt über die Kraft der Luft

Politikern wird ja mitunter vorgeworfen, sie würden Sprechblasen mit heißer Luft produzieren, doch was Bundes-Arbeitsminister Hubertus Heil am Montag mit Luft anstellte, das kann Leben retten. Der SPD-Spitzenpolitiker absolvierte beim Technischen Hilfswerk (THW) Peine einen Ruck-Zuck-Übungsdienst mit zwei Aufgaben, den er selbst als „Speed-Dating mit dem THW“ bezeichnete. „Ein Minister zu Besuch – das ist eine echte Wertschätzung für uns“, betonte Peines THW-Vize Kai Kramann. In der Praxiseinheit ging es um das Heben von Lasten, doch in der anschließenden Theorie erfuhr Heil auch, dass die Mitgliederzahlen beim THW wieder steigen – obwohl es keinen Wehrersatzdienst mehr gibt. Jedes Luftkissen kann 20 Tonnen heben und Menschen retten: Mit einem Knopfdruck so viel bewegen können – das würde sich der Minister sicherlich manchmal auch für seine Arbeit in der Bundesregierung wünschen. Heil durfte bei seinem THW-Übungsdienst Druckluft in spezielle Luftkissen befördern. „Jedes davon kann Lasten mit 20 Tonnen stemmen“, erläuterte Ausbilder Ralf Bogdan-Küntzer. Und so ließ sich auch ein schwerer Container in Handorf im Nu anheben. So können die Helfer im Ernstfall zum Beispiel eingeklemmte Menschen unter Autos oder Trümmerteilen retten. Aufgabe zwei bestand darin, eine rund 100 Kilo schwere Kiste mit einem Brecheisen und mit Hilfe von Holzkeilen leicht anheben zu können. Das gelang dem Minister am Ende sogar mit einer Hand. „Das waren die einfachsten Übungen, die ich je mitgemacht habe“, stellte Heil fest. Denn er hat inzwischen THW-Erfahrung. Im Sommer 2018 hatte der Peiner Bundestagsabgeordnete bereits ein Kurz-Praktikum in Handorf absolviert und zum Beispiel dabei geholfen, einen Hochwasser-Steg zu bauen. Doch diesmal wollten die THW-Helfer den Politiker etwas verschonen, denn Heil hatte jüngst ein wenig mit Rückenproblemen zu kämpfen. Heil würdigt die Arbeit des THW: Den ehrenamtlichen Helfern des THW stärkte er aber mit seinem Besuch gern den Rücken. Seit dem Praktikum vor zwei Jahren ist Heil schließlich das prominenteste Mitglied des Peiner Ortsvereins, inzwischen sogar mit Dienstausweis. Für den Kurz-Übungsdienst war er in sein eigenes THW-Hemd und seine THW-Weste geschlüpft. Heil würdigt damit auch die Arbeit der Ehrenamtlichen. Ob die Explosion im Hafen in Beirut, das abgebrannte Flüchtlingscamp in Moria oder die Corona-Krise –„Die jüngste Zeit lehrt uns, dass wir vorsorgen müssen. Und das THW ist unsere beste Vorsorge-Institution“, lobte Heil. Im anschließenden Austausch wollte der Arbeitsminister unter anderem wissen, wie die aktuelle Mitgliedersituation im THW ist. „Wir sind stolz darauf, dass wir im vergangenen Jahr viele Zugänge hatten“, stellte der stellvertretende Ortsbeauftragte Kai Kramann erfreut fest. Zwölf Peiner absolvierten die Grundausbildung, in diesem Jahr seien es trotz Corona-Krise immerhin auch noch vier gewesen. 60 Erwachsene und 20 Jugendliche engagieren sich in Peine freiwillig für das Technische Hilfswerk – mit Zwangspause während der Hoch-Zeit der Corona-Krise. „Als wir uns im Juni erstmals wieder getroffen haben, hat man allen angemerkt, wie sehr uns die gemeinsame Arbeit gefehlt hat. Es war sehr emotional“, schilderte Gruppenführer Markus Koenemann. Mitgliederzahlen im THW steigen wieder: Auch das THW in Niedersachsen beobachte erfreut, dass sich die Mitgliederzahl noch einem Knick wieder positiv entwickeln. Als die Wehrpflicht abgeschafft wurde, sank zunächst auch die Anzahl der Aktiven im THW. Dort konnten Interessierte nämlich einen Wehrersatzdienst leisten. Doch inzwischen würden die Mitgliederzahlen wieder steigen – und das aus Interesse, nicht aus Zwang. Gruppenführer Markus Koenemann freut sich schon auf Heils nächsten Besuch: „Dann werden wir mal etwas mit Pumpen für die Hochwasser-Bekämpfung machen. Da müssen Schläuche gerollt werden, das ist dann nicht mehr so rückenschonend“, sagte er mit einem Schmunzeln. Von Christian Meyer