Preisgekrönter Schülerfilm aus Peine erreicht zwei Millionen Klicks auf Youtube

Der Schülerfilm „Das doppelte Lottchen“ von der Film-AG des Peiner Gymnasiums am Silberkamp hat im vergangenen Jahr Aufsehen erregt. Sogar der Fernsehsender RTL berichtete über das mit zwei Preisen ausgezeichnete Projekt. Am 7. Januar 2019 wurde der Kurzfilm von der Braunschweiger Filmklappe auf Youtube online gestellt und begeisterte seitdem die Internetgemeinde. Genau ein Jahr später erreichte der Film sensationelle zwei Millionen Klicks. Immer noch etwas ungläubig betrachten die Zwillinge Amy und Mia Stimpel, die in dem Kurzfilm die Hauptrollen spielten, die zahlreichen Aufrufe: „Dass so viele Menschen unseren Film angeschaut haben, ist für uns immer noch unbegreiflich“, fasst Mia Stimpel die Situation zusammen. „Am Anfang konnten wir gar nicht verstehen, warum es so viele Klicks wurden“, ergänzt ihre Schwester Amy. Doppelter Sieg für den Film: Im November 2018 hatte der Film in seiner Alterskategorie den Hauptpreis der Braunschweiger Filmklappe gewonnen und landete im Februar 2019 auch auf dem 1. Platz der Filmklappe Niedersachsen. Zusammen mit ihrem Lehrer fuhren die jungen Filmemacher dafür nach Aurich (Ostfriesland). „Das war ein unvergessliches Erlebnis,“ beschreibt AG-Leiter-Christian Schanz seine Erinnerungen an die Preisverleihung. Einen Grund für den Erfolg sieht er im Filmnamen: „Es handelt sich um eine Neuinterpretation der bekannten Geschichte von Erich Kästner, also entschieden wir uns, den Originaltitel zu verwenden.“ Sucht man nun auf Youtube nach dem doppelten Lottchen, ist der erste Treffer der Film aus Peine. „Nachdem die ersten Klicks da waren, entwickelte sich das sehr schnell weiter“, so der Mathe- und Biologielehrer. „Diese Situation ist für die Schüler auch ein wichtiger Lernprozess im Umgang mit sozialen Medien, weil es unter den über 1000 Kommentaren auch negative gibt “, betont der Pädagoge. Die Schüler müssten lernen, damit umgehen zu können. „Die jungen Filmemacher sind dafür jetzt super motiviert, sich selbst zu übertreffen.“ Neues Jahr, neue Projekte: Denn nicht nur die Anzahl der Zuschauer auf der Internetplattform motiviert den Pädagogen und seine Schüler, weitere Projekte durchzuführen. Auch die vielen positiven Kommentare und Reaktionen bestätigen die medienpädagogische Arbeit am Gymnasium am Silberkamp. „Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass andere unseren Film gut finden“, bestätigen die Zwillinge einstimmig. Dass der Funke des Erfolgs bereits übergesprungen ist, bestätigen die Projekte, die auf „Das doppelte Lottchen“ folgten: Für die kommende Braunschweiger Filmklappe wurden zwei Filme eingereicht. „Wir haben den Thriller ,Hunted’ und das Drama ,Vergiftete Freundschaft’ eingeschickt“, so Schanz. Bei den aktuellen Planungen der Film-AG machen auch die Zwillinge Mia und Amy wieder mit. „Es soll aber keine klassische Fortsetzung des doppelten Lottchens geben“, versichert Schanz, der bei seinen Planungen für die AG immer stark auf die Vorstellungen und Wünsche seiner Schüler eingeht. „Dieses Jahr wollte die Gruppe unbedingt einen Horrorfilm drehen. Das ist auch für mich etwas ganz Neues“, sagt er mit einem Schmunzeln und freut sich auf die Filme, die es in Zukunft aus dem Filmstudio Silberkamp geben wird. Zusatzqualifikation „Taschengeldkino“: Schülern den Ablauf einer Filmproduktion nahe zu bringen und gemeinsam mit ihnen einen spannenden Film zu erstellen, ist die Aufgabe des neu zertifizierten Filmlehrers Christian Schanz. In den vergangenen anderthalb Jahren hat er am Qualifizierungsprojekt „Taschengeldkino“ teilgenommen und bereits am 22. November 2019 zusammen mit 15 anderen Lehrkräften sein Zertifikat erhalten. Für „Taschengeldkino“ haben drei niedersächsische Institutionen ihre Expertise gebündelt: die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel, das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) und das Internationale Film Festival Hannover up-and-coming. Mit Profis aus der Filmbranche: Seit zehn Jahren verfolgen diese Institutionen mit ihrer gemeinsamen, berufsbegleitenden Reihe, bei der sich bis heute mehr als 100 Lehrende zu Filmlehrern qualifiziert haben, einen in Deutschland einzigartigen Ansatz: Erfahrene Profis aus der Filmbranche vermitteln den Teilnehmern praktische Kompetenzen für Dokumentar-, Kurz- sowie Trickfilme, in Storytelling und Drehbuchschreiben, Kameraführung, Schnitt und Sound. „Von und mit professionellen Filmemachern zu lernen ist dabei außergewöhnlich,“ beschreibt Schanz seine Erfahrungen aus den acht Wochenendseminaren. „Wir haben meist bis spät in die Nacht an unseren Übungsaufgaben gesessen. Über dem Schnittrechner vergisst man schnell die Zeit.“ Diese Motivation und Begeisterung gilt es nun auf die jungen Filmemacher in der Schule zu übertragen. „,Taschengeldkino’ soll Lehrkräfte nicht nur befähigen, eigene Filmprojekte zu realisieren – wir wollen sie vor allem für diesen Teil kultureller Bildung begeistern, damit die Begeisterung im nächsten Schritt auch auf die Schüler überspringt", bestätigt Claudia Wenzel von up-and-coming das Ziel. Wertschätzung und Beachtung: Wie die Zusatzqualifikation Schanz bei seinen Aufgaben als Film-AG-Leiter hilft, beschreibt er so: „Ich kann Schüler jetzt viel effektiver anleiten und mehr zum Berater werden.“ So können die Schüler die Produktionsschritte selbst übernehmen, während er mit Betreuung, Anleitung und Planung unterstütze. „Es geht eher darum den Arbeitsaufwand zu managen und mit den Schülern einen Kompromiss zu finden, damit eine Geschichte wirklich umgesetzt werden kann.“ Dabei diene die AG als ein guter Ausgleich zum regulären Schulalltag, weil die jungen Menschen sich kreativ entfalten können. „Sie können mit ihren Talenten in einem anderen Feld glänzen und sich Anerkennung, Wertschätzung und Beachtung erarbeiten. Das ist viel wert“, betont Schanz. Von Mara-Ann Meeuw

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