Peines Einzelhändler setzen auf Abhol- und Lieferservice

Mitunter kleine Schlangen vorm Laden und gute Umsätze: Wenn der Anlass nicht so traurig gewesen wäre, Peines Einzelhändler hätten Montag allen Grund zur Freude gehabt. Sie machten nämlich gute Geschäfte. Weil ab Mittwoch wegen der Corona-Krise wieder die Läden schließen müssen, besorgten viele Peiner noch eilig Weihnachtsgeschenke in der Innenstadt. Aber: „Mindestens die Hälfte des eigentlich erwarteten Weihnachtsgeschäfts bricht für uns nun trotzdem weg“, bedauern Lars Kückelhahn und Nils Willmann, die Inhaber des Spielwaren-Geschäfts „Eulies“. In ihrem Laden in der Breiten Straße war Montag ebenfalls deutlich mehr los als zuletzt. Uneingeschränkt darüber freuen konnten sich die beiden Einzelhändler dennoch nicht. Den Lockdown-Knall-auf-Fall-Entschluss der Politik bezeichnen sie als „unvernünftig“, weil die Besucherströme dadurch gebündelt werden. „Was wir sonst vielleicht in einer Woche hatten, haben wir jetzt in zwei Tagen. Das hätte man entzerren können“, betont Lars Kückelhahn. Eine Folge: Etwas hektischere Kunden als üblich. Die „Eulies“-Macher haben reagiert: „Stop! Nur mit Korb eintreten, sonst warten“ steht auf dem Schild am Eingang. Damit die Abstände im Laden eingehalten werden können, dürfen nur 15 Kunden gleichzeitig rein. Das kontrollieren die beiden mit den Körben. „Normalerweise stehen da 30, wir haben das jetzt halbiert.“ Dass große Teile ihres erwarteten Weihnachtsgeschäfts nun wegfallen, trifft die beiden. „Da muss man schon mal schlucken. Zumal das Ostergeschäft auch schon weggebrochen war –und das in unserem zweiten Jahr“, bedauert Lars Kückelhahn, der mit seinem Geschäftspartner im März 2019 loslegte. Doch sie wollen optimistisch bleiben und dazu gehört auch, dass sie planen, ab Mittwoch einen Abholservice anzubieten. Lesen Sie auch Vor dem Lockdown: Peiner Einzelhandel weitet Öffnungszeiten aus Niedersachsen: Baumärkte müssen im Lockdown schließen Kreis Peine: Die Sieben-Tagesinzidenz verharrt bei 89,8 Sogar zum Paketboten wird Jan-Philipp Colberg ab Mittwoch. Schuhe, Rucksäcke, hippe Klamotten: Wenn er seine Ladentüren am historischen Markt schon abschließen muss, dann will der „Schichtwechsel“-Chef zumindest einen Lieferservice anbieten. Da dürfte sich auszahlen, dass sein Geschäft einen Online-Shop im Internet hat. Die Schließung des Einzelhandels findet er allerdings „ganz schön ätzend. Diesmal habe ich null Verständnis dafür“, moniert er. Und das liege vor allem daran, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. „Ich finde ja nicht alle Regelungen doof, aber andere dürfen weiterarbeiten. Und zum Schluss geht die Kohle an die Leute, die hier nicht einmal Steuern zahlen“, merkt er mit Verweis auf die großen Verteilzentren des Online-Versandriesen Amazon an. Der dürfte wohl nun noch mehr Geschäfte machen, „während dem Einzelhandel die zehn wichtigsten Tage im Jahr genommen werden“. Was das für Folgen habe, werde man wohl schon im Februar in Peines Innenstadt sehen. Im Frisörgeschäft Heuer in der Stederdorfer Straße klingelte derweil Montag das Telefon heiß. „Das war am Morgen richtiger Telefonterror“, merkte Inhaberin Jennifer Meynberg schmunzelnd an. Viele Kunden hätten versucht, auf den letzten Drücker noch einen Termin zu bekommen, da auch die Friseure ab Mittwoch bis zum 10. Januar schließen müssen. Ihr Team versuchte, alles möglich zu machen, was ging. Andere legten ihre Termine um, die in die Lockdown-Phase fielen. Was die Chefin freute: „Wir haben verständnisvolle Kunden.“ Aus wirtschaftlicher Sicht, bedauert Jennifer Meynberg die Zwangsschließung zwar, „doch privat finde ich den Lockdown richtig“, sagte sie. Erst Freitag hatte der Peiner Blumenhändler Edgar van Beekhuizen noch eine große Bestellung in seiner Heimat Holland aufgegeben, Montag traf sie ein. Kann er das nun überhaupt alles noch verkaufen? Blumen gehen schließlich irgendwann ein. Van Beekhuizen ist optimistisch, „dass wir nicht viel wegschmeißen müssen“. Denn: Auch er bietet einen Lieferservice an. Dürfen ab Mittwoch Blumenhändler auf Wochenmärkten noch ihre Waren verkaufen und Grillstände Bratwurst zum Mitnehmen anbieten? Müssen die Schausteller ihre Buden wieder schließen, in denen sie auch im Landkreis Peine zum Beispiel vor Supermärkten Schmalzkuchen oder Crêpes zum Mitnehmen anbieten? Noch kann Landkreis-Sprecher Fabian Laaß keine Auskunft über diese Fälle geben. „Die neue Corona-Verordnung des Landes wird Dienstag erwartet“, sagte er. Und sie wird mit Spannung erwartet, auch von Gärtnermeister Marcus Gerhardt, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Peiner Marktvereins. Er pausiert mit seinem Stand auf dem Peiner Wochenmarkt zwar derzeit, doch ist gespannt wie es für seinen Schnittblumen-Kollegen weitergeht. „Im Frühjahr durften Blumensträuße in Peine doch noch verkauft werden“, sagt Gerhardt. Derzeit sieht die Beschlussvorlage des Bundes allerdings nur eine Erlaubnis für Lebensmittel-Stände auf Wochenmärkten vor. Ärgerlich sei die Situation trotzdem. „Schnittblumen, Sträuße – die Woche vor Weihnachten ist immer sehr gut“, sagt der Blumenhändler, der mit Spannung Dienstag die neue Corona-Verordnung des Landes erwartet. Denn noch hofft er, dass sein Geschäft auch einen Abholservice anbieten kann. Dass das Abholen von Einkäufen erlaubt bleiben muss – darauf hatte Montag auch der Handelsverband Deutschland (HDE) gedrungen. Von Christian Meyer