Peiner radeln und skandieren für früheren Kohleausstieg

„Hopp, hopp, Kohlestopp!“ oder „Keine Kohle für die Kohle!“ Was die Teilnehmer der ersten Fahrrad-Demo der Peiner „Fridays for Future“-Ortsgruppe vom jüngst verabschiedeten Kohleausstiegsgesetz halten, konnten die Peiner am Freitag auf Plakaten lesen oder in Sprechchören hören. Nämlich nix. Die Klimaschützer forderten in Redebeiträgen sowohl beim Start vorm Rathaus als auch im Ziel auf dem historischen Markt einen deutlich früheren Ausstieg aus der Kohle. Rund 50 Demonstranten waren in einem Rundkurs durch die Stadt geradelt. Mit-Organisatorin Mette-Luise Springer freute sich nicht nur über die Resonanz, sondern auch darüber, dass viele Erwachsene mitgefahren sind. „Das war sehr schön zu sehen. Klimaschutz funktioniert ja nur, wenn Jung und Alt zusammenhalten. Mir zeigt das, dass ,Fridays for Future’ langsam zu einer Bewegung wird, die nicht nur junge Menschen anspricht, sondern gesamtgesellschaftlich wirkt“, sagte sie. Fahrrad-Club macht gerne mit: Für die erste Fahrrad-Demo der „Fridays for Future“-Ortsgruppe gab es gleich mehrere gute Gründe. In Corona-Zeiten ist der Abstand zwischen den Teilnehmern leichter einzuhalten, und es lässt sich prima ein klimafreundliches Fortbewegungsmittel in den Mittelpunkt rücken. Deshalb war der Peiner Kreisverband im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC auch gleich Feuer und Flamme, als die Anfrage für die gemeinsame Organisation kam. „Die Schnittmenge bei unseren Ansichten ist gleich“, stellte Vorstandsmitglied Gerd Tostmann fest, der in seinem Redebeitrag auch prompt scharfe Kritik am Kohleausstiegsgesetz abfeuerte. „Da steht zwar Kohleausstieg drauf, aber es ist viel zu wenig drin.“ Angesichts der Klimaerwärmung wirke es auf ihn, wie „völlig aus der Zeit gefallen“. Der Eixer verwies auch auf die stark gestiegene Zahl an Elektro-Fahrrädern. 1,4 Millionen E-Bikes seien im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft wurden. „Storm zu nutzen ist für mich völlig in Ordnung – aber er muss regenerativ erzeugt sein“, betonte er. Und da könne Deutschland noch besser sein. Der Eixer forderte einen Kohle-Ausstieg, der deutlich vorm geplanten Jahr 2038 vollzogen wird, weil Kohlekraftwerke die Klimatreiber schlechthin seien. „In Frankreich ist der Ausstieg für 2021 geplant, in Italien und Spanien für 2025. Deutschland ist viel zu spät dran.“ Tostmann war es nicht im Ziel am Marktplatz, obwohl er in einer 30 Jahre alten Original-Rikscha aus Thailand ohne Gangschaltung gehörig strampeln musste. Die Strecke führte unter anderem am Bahnhof vorbei auf den Fuhsering, die Burgstraße und die Werderstraße. Auf der Rückbank seines Gefährts hatte er die schwere Lautsprecheranlage transportiert. So konnten die Teilnehmer auch die weiteren Redebeiträge der „Fridays for Future“-Mitglieder Marlene Horrmann, Mette-Luise Springer und Timon Rahr gut hören. Erstere hatte unter anderem darauf verwiesen, dass für den Abbau von Kohle in Deutschland weitere sieben Dörfer den Schaufeln der Bagger weichen müssen. „Das ist nicht tragbar.“ Zudem kritisierte sie, dass bis zum Ausstieg viele weitere Milliarden Euro an Subventionen für die Kohle fließen würden. Dazu passte auch ein Lied, das die Teilnehmer auf ihren Rädern anstimmten: „Kohle-Konzerne baggern in der Ferne, zerstören unsere Umwelt, nur für’n Batzen Geld! Worin wir unsere Zukunft seh’n: Erneuerbare Energien!“ Von Christian Meyer