Peiner Gedanken zum Sonntag von Pastorin Marieta Blumenau: „Der Lebensbaum als Zeichen“

Wegen Corona bin auch ich in der letzten Zeit sehr häuslich gewesen. So hatte ich die Zeit, gleich nach Weihnachten mein Arbeitszimmer aufzuräumen. Dabei habe ich manches wieder entdeckt, woran ich schon lange nicht mehr gedacht hatte. Ganz hinten in einem Bücherregal fand ich eine Holzarbeit aus Afrika. Auf den ersten Blick hält man es für ein wirres Holzgerüst. Ein ziemlich dicker Ast, in dem jede Menge Löcher sind. Bei näherem Hinschauen aber sieht man dort lauter menschliche Figuren. Ihre Arme greifen zu den Menschen neben ihnen, ihre Füße stehen auf den Schultern oder auf den Knien der Menschen unter ihnen. Es ist ein kunstvoller Menschenstapel. Ein Lebensbaum. Ich war ganz überrascht, dass ich ausgerechnet diesen Gegenstand fast vergessen hatte. Denn als ich ihn kaufte, war ich nicht nur von der kunstvollen Schnitzarbeit begeistert, sondern mir hatte auch die Symbolik gefallen: Menschen, die zueinander halten und aufeinander aufbauen. Es ist ja so, wie der Lebensbaum es zeigt: Wir Menschen bauen auf dem auf, was Menschen vor uns entdeckt und geschaffen haben. Als würden wir auf ihren Schultern stehen. Und wir bekommen Halt durch die Menschen neben uns, denn alleine kann niemand leben. Wenn ich diesen Lebensbaum in der Hand halte, dann denke ich: Ja – so soll es sein unter uns Menschen: Dass man sich gegenseitig Halt und Festigkeit gibt, und dass man aufeinander aufbaut. In der Bibel gibt es einen ähnlichen schönen Vergleich: Von Gott aus gesehen ist jeder Mensch wie ein Körperteil. Und nur im Zusammenspiel können die Menschen etwas erreichen. Das Schnitzwerk hat jetzt einen schönen Platz im Regal bekommen. Damit öfter mein Blick darauf fällt und ich – gerade in dieser Zeit - öfter daran denke, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenarbeit für uns Menschen ist. Von Pastorin Marieta Blumenau