Peiner Frauenhaus-Leiterin rät: „Alle Kommunikationswege nutzen“

Nimmt die häusliche Gewalt in der Corona-Krise zu? Das Peiner Frauenhaus verzeichnet im Lockdown einen Rückgang von Anfragen. Die PAZ sprach anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen mit Frauenhaus-Leiterin Nicole Reinert. Erstmals in diesem Jahr hat das Peiner Frauenhaus freie Plätze. „Anfragen nach freien Plätzen sind seit Anfang November ähnlich wie im ersten Lockdown zurückgegangen“, schildert Reinert. „Wir gehen davon aus, dass die Frauen im Lockdown weniger Möglichkeiten haben, sich Hilfe zu holen.“ Eine weitere Erklärung könne sein, dass in dieser unsicheren Zeit Befürchtungen bestünden, sich in eine Gemeinschaftsunterkunft zu begeben oder das Familienkonstrukt durch den Weggang zu destabilisieren. „Gestiegen sind nicht die Aufnahmeanfragen an sich, jedoch ist ein Anstieg der Nachfrage von Frauen aus dem Landkreis Peine zu verzeichnen“, so Reinert. Platzmangel im Frauenhaus: Derzeit leben fünf Frauen mit ihren Kindern im Frauenhaus, das 2020 bereits 41 Frauen Schutz, Unterkunft und Beratung bieten konnte. 68 Frauen mussten wegen Platzmangels an andere Frauenhäuser weitervermittelt werden. Um die Platzzahl zu erhöhen, plant der Verein Peiner Frauenhaus eine Erweiterung. Darüber hinaus soll es eine konzeptionelle Neuausrichtung geben. Corona-Pandemie hat Arbeit verändert: Die Corona-Pandemie habe das Zusammenleben im Haus und die Arbeit mit den Frauen verändert. „Alle Maßnahmen zielen darauf ab, Infektionsketten und die Schließung der Einrichtung zu vermeiden. Das heißt, dass neben der direkten Beratungsarbeit die Gruppenangebote derzeit nicht stattfinden können“, schildert Reinert. Frauen können sich neben dem Frauenhaus unter der Nummer 05171/55557 an die BISS-Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt und Stalking (05171/588891) wenden, sowie an das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 0800/116016. „Wir raten den Frauen insbesondere in Zeiten des Lockdowns dazu, alle ihnen möglichen Kommunikationswege zu nutzen“, so Reinert. „Das kann ein Termin beim Landkreis oder während des Einkaufs sein. Von Gewalt oder Bedrohungen betroffen zu sein ist nichts, wofür sich die betroffene Person schämen muss.“ Lesen Sie auch: Peine: 122 Paar blutrote Schuhe erinnern an ermordete Frauen Es fehlt an freien Plätzen: Peiner Frauenhaus plant Erweiterung Peine: Ladies Circle spendet 8100 Euro an wohltätige Einrichtungen Von Mirja Polreich