Eins für jede getötete Frau: 122 Paar rote Schuhe in der Peiner Fußgängerzone

Eine Aktion gegen Gewalt an Frauen organisieren die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), das Peiner Frauenhaus und seine Beratungsstellen Heckenrose und Biss: An der St. Jakobikirche stellen die Organisatorinnen am Samstag, 19. September, von 10 bis 13 Uhr 122 Paar rote Schuhe auf – jedes Paar steht symbolisch für eine Frau, die laut einer aktuellen Studie des Bundeskriminalamts im Jahr 2018 von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurde. Damit betroffene Frauen im Kreis Peine über Hilfsangebote und Anlaufstellen informiert werden, verteilen die Initiatorinnen Flyer und Broschüren. „Wir wollen mit der Aktion erreichen, dass Peiner für dieses problematische Thema häusliche Gewalt sensibilisiert werden“, sagt Wibke Schlimme vom ASF-Vorstand. Eine Zahl sei für viele nicht greifbar. Mithilfe der 122 Paar roten Schuhe soll daher sichtbar dargestellt werden, wie viele Frauen wegen einer Gewalttat tatsächlich umgekommen sind. Angelehnt ist die Aktion an ein Kunstprojekt, das erstmals von Aktivistinnen in Mexiko-Stadt präsentiert wurde. Rote Schuhe erzählen Geschichten: „Außerdem erzählen die roten Schuhe die Geschichten der Frauen“, teilt Schlimme mit. An einigen Schuhen werden Zettel befestigt, die sich den Schicksalsschlägen der umgekommenen Frauen widmen. Lesen Sie auch: Häusliche Gewalt: Hilfe für Betroffene gibt es von vielen Stellen Zufluchtsort, Hilfe und Start in ein neues Leben in Peine Letzter Ausweg Frauenhaus: Auch in Peine gibt es Zuflucht So lautet ein Fall: „Hannover. Sie hat sich von ihm getrennt, er lauert ihr auf, als sie morgens um 5.30 Uhr zum Dienst als Krankenpflegerin das Haus verlässt. Elf Mal sticht er zu. Sein Opfer klagte ihn einen Monat vor der Tat an; er soll sie in der Beziehung vergewaltigt haben, ihr aufgelauert haben, verkleidet mit Perücke und geschminktem Gesicht, ihr mit dem Tod gedroht haben. Ich habe sie so geliebt, sagt er unter Tränen vor Gericht. Sie wurde 35 Jahre alt.“ Fälle von häuslicher Gewalt steigen an: „ Während der Corona-Pandemie bleiben viele zu Hause, dadurch steigen auch die Fälle von häuslicher Gewalt an“, weiß Schlimme. Das bestätigen die Zahlen im Peiner Frauenhaus. „Die Zahl der hilfesuchenden Frauen, die aus dem Peiner Kreis kommen, steigt deutlich an“, sagt Nicole Reinert, stellvertretende Vorsitzende des Peiner Frauenhauses. Normalerweise erhalte der Verein vermehrt bundesweite Anfragen. „Dieses Jahr haben wir bis zum jetzigen Zeitpunkt 35 Frauen aufgenommen, 58 Anfragen mussten wir wegen unzureichender Kapazitäten ablehnen“, berichtet Reinert. Von Nathalie Diana

Peine: Rote Schuhe in der Fußgängerzone – Aktion gegen Gewalt an Frauen