Peine: Riesen-Ansturm auf Friseur-Termine nach Lockdown

Noch etwas mehr als eine Woche, dann ist die Zeit der „Coronafrisuren“ mit einheitlich rasierten Herrenköpfen und deutlich sichtbaren Haaransätzen bei den Damen vorbei: Ab dem 1. März dürfen nach der mehr als zweimonatigen Schließung wegen der Corona-Pandemie die Friseursalons wieder öffnen. Darüber freuen sich offenbar nicht nur die Friseure selbst, sondern auch deren Kunden: Termine sind heiß begehrt. Feste Telefonzeiten für die Terminvereinbarung: „Bei uns haben tagelang die Telefone nicht stillgestanden, als klar war, dass wir ab dem 1. März wieder öffnen dürfen“, sagt der Obermeister der Friseur-Innung Peine, Jörn Krüger. Die Vorfreude sei bei den Kunden ebenso groß wie bei seinen zehn Mitarbeiterinnen. Um die Terminvergabe gut zu koordinieren, bietet er an drei Vormittagen pro Woche feste Telefonzeiten an. „Das ging nicht nebenbei“, sagt er. Seinen Salon in Edemissen wird er zu den gewohnten Zeiten öffnen. „Die Erfahrungen nach dem ersten Lockdown haben gezeigt, dass die Nachfrage etwa drei Wochen lang sehr groß ist und sich die Situation dann wieder normalisiert“, sagt er. Zurzeit dürfen sechs Kunden gleichzeitig bedient werden, Platz wäre für zwölf. „Aber natürlich müssen wir die geltenden Abstände einhalten“, sagt der Obermeister. Krüger: „Wir sind alle sehr froh, dass wir wieder arbeiten dürfen“: Das bedeute Einschränkungen, aber jammern wolle er nicht: „Wir sind alle sehr froh, dass wir wieder arbeiten dürfen. Und wir wissen, dass wir Friseure nicht die einzigen sind, die schwierige Zeiten durchmachen“, betont er und weist darauf hin, dass Hilfen bislang noch nicht geflossen sind. Dennoch werde er die Preise, die er im April an die veränderte Lage angepasst hat, nicht noch einmal erhöhen. Krüger hat mehrere Filialen in Seniorenheimen. Diese dürfen vorerst nur dort öffnen, wo die Infektionszahlen das zulassen, und auch nur für deren Bewohner. Zufrieden ist Krüger mit der Öffentlichkeitsarbeit unter anderem des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks: „Es wurde immer wieder öffentlichkeitswirksam auf unsere Situation hingewiesen“, sagt er. Die letzte Aktion hat unter dem Motto „Licht an – bevor es ganz ausgeht“ am 31. Januar und 1. Februar stattgefunden, als Friseure aufgerufen waren, in den Salons 24 Stunden lang das Licht anzuschalten, um auf die prekäre Lage hinzuweisen. Aber auch die Innungen hätten Geschlossenheit gezeigt und dadurch einiges bewegen können. Von konkreten Schließungsplänen von Friseursalons im Raum Peine hat er bislang keine Kenntnis. Scherzhafter Tipp: Friseurtermine bei Ebay versteigern: Anja Förster ist Inhaberin eines kleinen Salons in Essinghausen. Auch bei ihr laufen die Drähte heiß: „Ich habe das Terminbuch zurzeit bei mir zu Hause, weil so viele Anrufe kommen. Zum Teil habe ich quasi dreihändig telefoniert: Mit zwei Festnetz-Apparaten und dem Handy“, berichtet sie. „Du solltest Termine bei Ebay versteigern“, habe ihr eine Bekannte scherzhaft geraten. Lesen Sie auch Kreis Peine: Inzidenz steigt wieder über 100 Kreis Peine: Kinderbuchautorin Anja Fröhlich bietet digitale Lesungen an Corona in Peine: Gefährliche britische Virus-Variante macht Probleme Einige der ausgefallenen Termine habe sie schon auf Verdacht vergeben, aber die meisten Kunden brauchten neue Vereinbarungen. „Wir haben wie alle anderen Mitte letzter Woche aus den Medien erfahren, dass wir wieder öffnen dürfen. Die Info war kaum raus, da ging der Ansturm auch schon los“, sagt Förster. In Absprache mit ihren beiden Mitarbeiterinnen hat sie die Öffnungszeiten ausgedehnt: „Wir beginnen schon morgens ab 7 Uhr und arbeiten abends bis 20 Uhr. Wir werden uns zeitversetzt in Schichten abwechseln. Außerdem verzichten wir vorerst auf unsere Ruhetage am Samstag und Montag, um den Ansturm zu bewältigen“, erklärt sie. Auch sie hat mit den Preisen schon im April auf die neuen Anforderungen reagiert und plant keine weiteren Erhöhungen. Bitte um Friseurleistungen „unter der Hand“: „Natürlich werden wir uns – wie wir es die ganze Zeit getan haben – strikt an alle Hygienevorschriften halten. Das dient ja auch unserem eigenen Schutz, denn wir sind sehr dicht an den Kunden“, sagt sie. Während der Zeit der Schließung seien immer wieder Menschen an sie und auch an andere Kollegen, zu denen sie Kontakt hat, mit der Bitte um Friseurleistungen „unter der Hand“ herangetreten. „Ich habe das strikt abgelehnt“, betont sie. Sie nehme die Situation nach wie vor sehr ernst. Im März 2020 hatte sie sogar schon vor der öffentlichen Anordnung zur Schließung aus freien Stücken beschlossen, ihren Betrieb nicht mehr zu öffnen. „Ich habe eine Verantwortung den Kunden, meinen Mitarbeitern und meiner Familie gegenüber, die schwerer wiegt als der Verdienstausfall“, hatte sie damals gesagt. An dieser Einstellung habe sich auch in der Zwischenzeit nichts geändert. Von Kerstin Wosnitza