Peine: Opposition zum Einzelhandeskonzept

Wie kann Peine als attraktiver Einkaufsstandort erhalten bleiben? Dazu haben die Oppositionsparteien CDU, FW-PB und FDP/Piraten konkrete Vorstellungen. Dabei beziehen sie sich auf die Ankündigung von Bürgermeister Klaus Saemann (SPD), das Einzelhandelskonzept zu überdenken, die eine jahrelange Forderung aufgreife. Unter anderem schlagen sie einen „Runden Tisch Einzelhandel“ vor. Teure Gutachten lehnen sie allerdings ab. Andreas Meier (CDU) ist positiv überrascht, „dass der Bürgermeister die überfällige Überarbeitung des Einzelhandelsentwicklungskonzeptes angehen will“. Es gelte nun, sich mit Politik, Verwaltung, Verbänden, Kammern, Unternehmen und Kaufleuten zusammenzusetzen und auch mit den benachbarten Kommunen abzustimmen. „Im Blickpunkt müssen alle Standorte und Flächen stehen, die künftig eine Entwicklungsoption darstellen sollen. Wir müssen unseren Stadtkern und andere Einkaufslagen endlich auch strategisch entwickeln“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Er sei überzeugt davon, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in der Lage seien, die Überarbeitung des Einzelhandelskonzepts selbst zu bewältigen, zumal eine Analyse bereits erfolgt sei. Belte kann „nur den Kopf schütteln“: Karl-Heinrich Belte (FW-PB) ist eher kritisch. „Nach fast elfjähriger Roter-Nein-Herrschaft im Stadtrat zum Thema Einzelhandelsentwicklung und nunmehr plötzlichen, planungslosen Aktivitäten kann ich nur den Kopf schütteln“, sagt er. Geld spiele wieder einmal – trotz erheblicher Haushaltsprobleme – keine Rolle. Er moniert auch, dass aufgrund von Corona der Rat mangelhaft beteiligt werde. Die drängendsten Probleme seien zudem nicht die Gestaltung der Plätze, sondern die Leerstände und fehlende Sortimente. „Wir brauchen attraktive Einkaufsmöglichkeiten inklusive passender Gastronomie und guten Alleinstellungsmerkmalen auch in Sachen Freizeit und nicht nur in der Fußgängerzone“, fasst er zusammen. Lesen Sie auch Fachhochschule: Verliert Peine bald seinen einzigen Studiengang? Klinikum Peine: Neuer Chefarzt für Kardiologie Peine-Ticker: Aktuelle Corona-News und Nachrichten aus der Stadt Zornemann: Änderung des Konzepts mehrfach angemahnt: Ralf Zornemann (FDP) rät, einen Blick auf Lehrte zu werfen. „Die Ausgangslage ist dort schwieriger, trotzdem hat man sich auf den Weg gemacht und die Innenstadt neu geordnet, während man sich in Peine auf ein Gutachten von 2009 beruft und seither nichts getan hat. Immer wieder haben wir eine Änderung dieses Konzeptes angemahnt, zum Beispiel bei der Entwicklung des Langkopfgeländes“, sagt er. Die Stadt habe es versäumt, neue Perspektiven aufzuzeigen. Nicht nur den Einzelhandel sollte man einbeziehen, sondern sich breiter aufstellen und zum Beispiel die Musikschule oder Behörden im Innenstadtbereich ansiedeln. Jetzt drohe Peine, den Anschluss zu verlieren. Bekleidung, Spielzeug und Vielfalt in der Innenstadt, Möbel und Autos auf der „grünen Wiese“: Das Einzelhandelsentwicklungskonzept (so der vollständige, aber etwas sperrige Begriff) der Stadt Peine legt fest, was wo verkauft werden darf. Zum bislang letzten Mal wurde es 2009 aktualisiert, nun soll geprüft werden, ob es noch zeitgemäß ist. Die Weichen dafür sind laut Bürgermeister Klaus Saemann gestellt. Ziel sei es, den innerstädtischen Handel zu schützen und einen guten und ausgewogenen Geschäfte-Mix zu sichern. Christoph Hauschke (Piraten) ist davon überzeugt, „dass die bisherigen Ansätze nicht einfach nur ergänzt werden sollten. Es müssen auch zusätzlich neue, mutige Wege gefunden und beschritten werden, denn der Online-Handel entwickelt sich rasant". Meinungen und Erkenntnisse des Einzelhandels berücksichtigen: Das gemeinsame Fazit: Ein „Runder Tisch Einzelhandel" mit Kaufleuten, Immobilieneigentümern, der Stadt und Vertretern der Ratsfraktionen sei überfällig. Dort könnte über die Umsetzung der Empfehlungen diskutiert werden. Damit könnte man die Partner aus dem Bereich des Einzelhandels auf kurzem Weg über Planungen informieren und die Meinungen und Erkenntnisse aus dem Einzelhandel erfragen. „Wir betrachten schon länger nicht mehr nur einzelne Punkte, sondern schlagen Zirkel und bewerten Wirkungen und Bewegungen", betonen die vier. Der Echternplatz zum Beispiel sei ein Park- und Verweilraum, müsse aber im Kontext mit dem Bereich Marktplatz und Burgpark gesehen werden. Von Kerstin Wosnitza