Peine: Fabian Meysing fotografiert Schwertransporte

Tagsüber stehen sie meist auf Parkplätzen oder navigieren punktgenau durch kleinste Ortschaften, bei denen nur wenige Zentimeter die Hauswände von der Fracht trennen, in der Nacht fahren sie in Konvois über Deutschlands Autobahnen: Schwertransporte. Bestückt mit Windradflügeln, Transformatoren, Lokomotiven und mehr sorgen sie dafür, dass auch die schwerste Last von A nach B kommt. Der Stederdorfer Fabian Meysing ist so begeistert von Schwerlasten, dass er sie als Hobbyfotograf ablichtet – und dafür sogar in die verschneiten Alpen fährt. „Mein Vater war im Straßenbau tätig, ich durfte mit ihm auf dem Bagger oder im Lkw mitfahren, seitdem finde ich große Maschinen faszinierend“, so Meysing. Der 35-jährige Maler und Lackierer ist mittlerweile selbst Vater eines Sohnes. „Louis ist elf und er war schon im Kindesalter mit mir unterwegs, um Schwertransporte zu fotografieren.“ Bis zu 730 Pferdestärken Zugkraft: „Ich finde das Hobby sehr interessant, weil man die Dimension und die Technik erleben kann und sieht, was alles transportiert wird“, so der Schüler. Es mache ihm zudem viel Spaß, mit seinem Vater Zeit zu verbringen und gemeinsam Fahrzeuge mit vielen Pferdestärken zu sehen. Und von denen haben Zugmaschinen von Schwerlasten genug. Von 520 bis 730 PS ist alles dabei – die Zugkraft der Maschinen reicht für bis zu 1002 Tonnen Last. „Die stärkste Zugmaschine habe ich im Hamburger Hafen fotografiert, als ein Trafo in einer Kesselbrücke transportiert wurde.“ Es gebe fast nichts, was er nicht schon gesehen habe. Den Unfall in Söhlde im Februar hat er sogar live miterlebt. „Wenige Minuten, bevor der Gastank vom Anhänger auf das Feld gekippt ist, standen mein Sohn und ich noch direkt daneben“, sagt Meysing mit Ehrfurcht. Auch von brennenden Zugmaschinen habe er schon von anderen Schwertransportfans gehört. Die „Schwerlastbande“ unterwegs in ganz Deutschland: „Mittlerweile sind wir eine große Gemeinschaft, das Hobby ist verbreiteter, als man denkt.“ In einer eigenen Chatgruppe tausche man sich über bevorstehende Transporte aus, auch die Fahrer selbst seien involviert. „Über die Jahre hat man Kontakte geknüpft und manchmal fragen die Firmen sogar nach den Bildern“, freut sich der Fotograf. Die „Schwerlastbande“, wie Meysing und seine Fotografenfreunde sich nennen, bezeichnet er selbst als einen „verrückten Clan“. Gemeinsam mit Michael Müller, einem weiteren Schwerlastfotografen, verbrachte Meysing drei Tage in den verschneiten Alpen in Österreich und der Schweiz, um für sein Buch „Große Ladekranfahrzeuge“ ebendiese zu fotografieren. „Mittlerweile ist Band fünf im Podszun Verlag erschienen“, freut sich Meysing. Fotografiert wird auch im Familienurlaub: Auch seine Frau Camilla unterstützt das ungewöhnliche Hobby ihres Mannes: „Es ist etwas Besonderes und für die Vater-Kind-Beziehung ist es sehr gut, auch weil Fabian seinem Sohn technisches Wissen, Fotografie und Kommunikation lehrt.“ Den Familienurlaub in diesem Sommer verbringen die Meysings in Cuxhaven – und verbinden Entspannung und Hobby. „Die großen Containerschiffe vor die Linse zu bekommen ist sehr spannend“, sind sich Vater und Sohn einig. Auch in Bremerhaven war die Familie schon, um den Abbau eines 500-Tonnen-Krans in einem Windpark zu erleben. „Ich werde auf jeden Fall weiter fotografieren und dafür auch die ein oder andere weite Fahrt in Kauf nehmen“, sagt Meysing mit einem Schmunzeln. Von Mara-Ann Meeuw