Peine: Am Warntag wir auf allen Kanälen Probealarm ausgelöst

Zum ersten Mal seit 1990 findet bundesweit zur gleichen Zeit ein Probealarm statt: Am 10. September werden in ganz Deutschland Warn-Apps piepen, Sirenen heulen, Rundfunkanstalten ihre Sendungen unterbrechen und Probewarnungen auf digitalen Werbetafeln erscheinen. Das gilt natürlich auch für den gesamten Landkreis Peine. Vor allem soll auf die verschiedenen Verbreitungskanäle aufmerksam gemacht werden. Die Bürger sollen wissen, wie sie sich im Ernstfall informieren können. Das richtige Verhalten beispielsweise bei Terroranschlägen oder Naturkatastrophen „kann unter Umständen überlebenswichtig sein“, sagt Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD). „Dafür muss man die Warnsignale kennen.“ Gleichzeitig gehe es auch darum, die unterschiedlichsten Plattformen seitens des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zu testen. Das Ministerium für Inneres und Sport regelt in Niedersachsen Warnungen der Bevölkerung. In erster Linie wird über Radio und Fernsehen gewarnt: „Um vor konkreten Gefahren zu warnen, wird in erster Linie der Rundfunk – dazu gehören Radio und Fernsehen – genutzt. Deshalb sollte möglichst jeder Haushalt über ein Radio verfügen, das auch ohne Stromnetz funktioniert“, sagt der Sprecher des Landkreises Peine, Fabian Laaß. Zudem erfolge in einem solchen Fall eine Information über kostenlose Warn-Apps wie Biwapp – die der Landkreis Peine nutzt – oder Nina. Sie haben eine gemeinsame Schnittstelle und tauschen Meldungen untereinander aus. Es genügt also, eine dieser Apps zu installieren. Lesen Sie auch: Bundesweiter Warntag 2020: Katastrophenschützer testen ihre Alarmsysteme Die Sirenen auf Salzgitters Dächern heulen wieder Die Verbreitung dieser Apps nimmt stetig zu. Wie viele Biwapp-Nutzer es im Kreis Peine gibt, lässt sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ermitteln. Bekannt ist aber die Zahl aller Nutzer: Sie stieg von knapp 290 000 im Januar dieses Jahres auf mehr als 420 000 im Juli. Nachvollziehen lässt sich, wie viele Geräte die letzten Push-Up-Nachrichten des Landkreises Peine – also solche, die direkt auf dem Handy angezeigt werden – empfangen haben. Am 1. September waren das fast 44 000. Zum Vergleich: Der Landkreis hat etwas mehr als 133 000 Einwohner. Der Landreis Peine nutzt die Warn-App Biwapp. Der Name bildet eine Abkürzung für „Bürger-Informations- und Warn-App“. Es handelt sich um eine kostenlose Smartphone-App zur Warnung und Information der Bevölkerung. Aktuelle Informationen und Katastrophenmeldungen für die vom Nutzer ausgewählten Orte und den gewählten Umkreis werden direkt aufs Smartphone geschickt, auf Wunsch mit zusätzlicher Push-Benachrichtigung. Nutzer können individuell auswählen, über welche Themen sie informiert werden wollen, zum Beispiel Schulausfälle, Verkehrsunfälle, Straßensperrungen, Feuer, Hochwasser, Bombenentschärfungen oder allgemeine Warnungen. Die Meldungen und Warnungen werden direkt von den offiziell zuständigen Institutionen wie Katastrophenschutzbehörden oder Kommunen sowie deren Leitstellen versendet. Zudem gibt es wichtige Informationen für Notfälle und einen Notruf-Assistenten. Biwapp kann ganz einfach aus dem App-Store heruntergeladen werden. Sirenen gibt es längst nicht mehr überall: „Flächendeckende Warnungen durch Sirenen wird es im Kreis Peine nicht geben. In etlichen Gemeinden sind keine Sirenen mehr vorhanden beziehungsweise sie sind nicht mehr aktiv, so zum Beispiel in der Stadt Peine und in Vechelde“, erklärt Laaß. Im Falle einer Katastrophe würden zusätzlich zu den oben genannten Meldungen bei Bedarf auch Lautsprecherdurchsagen erfolgen. Im Kreis Peine würde das die Gemeindefeuerwehr Lengede übernehmen. Laaß erklärt, warum das so ist: „Im Zuge der Neuaufstellung des Bereiches Gefahrgut hat jede Kommune eine Spezialaufgabe erhalten. Die Gemeindefeuerwehr Lengede ist für den Bereich der Bevölkerungswarnung zuständig.“ Bei Einsätzen werden im entsprechenden Schadensgebiet bei Bedarf Lautsprecherdurchsagen durch die „Fachgruppe Warnen“ vorgenommen, die von den Ortsfeuerwehren Barbecke und Broistedt gebildet wird. Feuerwehren haben Fahrzeuge mit mobilen Sirenenanlagen: Die Wehren verfügen über zwei mobile Sirenenanlagen, mit denen auch Lautsprecherdurchsagen möglich sind. „Zur Unterstützung des Warntages, aber auch zur eigenen Übung werden deshalb am Warntag zwischen 11 und etwa 11.20 Uhr zwei Einsatzfahrzeuge in Broistedt unterwegs sein, um möglichst viele Bürger mit der vorbereiteten Warnmeldung zu erreichen“, teilt die Gemeinde Lengede mit. Von Kerstin Wosnitza