Notfallmanagement: „Ivena“ zeigt Peiner Rettern das richtige Krankenhaus

Technik die Leben rettet: Damit im Notfall alles noch schneller geht, kommt im Landkreis Peine das digitale Notfallmanagement-System „Ivena“ zum Einsatz. Es vernetzt Rettungsleitstellen, Rettungswagen und Krankenhäuser miteinander und zeigt an, welches der umliegenden Krankenhäuser für den Patienten am besten geeignet ist und aktuell freie Kapazitäten aufweist. Dies ist auch wichtig, weil das Herzkatheter-Labor im Klinikum zurzeit keine 24-Stunden-Bereitschaft hat. Innerhalb von 90 Minuten ins Krankenhaus: „Wenn ein Notruf in der Integrierten Leitstelle in Braunschweig eingeht, werden sofort Name und Adresse erfragt, damit der Rettungsdienst weiß, wo er hin muss“, sagt Hendrik Voges, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst beim Landkreis Peine. Sollten die Schilderungen des Anrufers auf einen Herzinfarkt hindeuten, werden unverzüglich Rettungswagen und gegebenenfalls der Notarzt alarmiert. „Am Einsatzort wird schnell ein EKG geschrieben, dass die Herzaktivität misst und Hinweise auf einen Infarkt geben kann. Bei eindeutigen Zeichen eines Herzinfarkts sollte der Patient dann innerhalb von 90 Minuten im Krankenhaus sein“, schildert Voges. Hier hilft „Ivena“: „Über Tablets erfahren wir, welches Haus aufnahmebereit ist und können dies direkt anfahren.“ Dies wird telefonisch nochmals gemeldet und gleichzeitig der EKG-Befund übermittelt, damit die Aufnahme vorbereitet werden kann. Im Krankenhaus wird der Patient dann übergeben und dort weiterbehandelt. Bei nicht eindeutigen Symptomen habe man 48 Stunden Zeit, um die Ursache festzustellen. Sollten sich diese verschlimmern, müsse es dann aber auch entsprechend schnell gehen. Schädigung des Herzmuskels möglichst gering halten: „Die 90 Minuten schaffen wir gut“, sagt Voges. „Aber je schneller der Patient im Krankenhaus ist, desto besser, damit die Schädigung des Herzmuskels möglichst gering gehalten wird.“ Schon vor diesem Hintergrund sei der Aufbau einer 24-Stunden-Bereitschaft in der Kardiologie im Klinikum, wie im zukünftigen Medizinkonzept vorgesehen, wünschenswert. Auch der Peiner Kardiologe Dr. Uwe Gremmler würde eine 24-Stunden-Bereitschaft im Herzkatheter-Labor begrüßen. „Mithilfe unseres Notarztsystem können wir aber auch die nächsten Krankenhäuser in Braunschweig oder Hannover in der Regel noch rechtzeitig erreichen, um eine Intervention vorzunehmen.“ Herzinfarkt erzeugt Druckgefühl um Brustkorb: „Ein Herzinfarkt äußert sich oft durch ein Druckgefühl im Brustkorb, häufig wie eine Klammer die den gesamten Oberkörper umklammert, typischerweise mit Ausstrahlung in den linken Arm“, schildert Gremmler. Es gebe aber auch ähnliche Beschwerden im Oberbauch, die mit einer Magenerkrankung verwechselt werden könnten. „Heimtückisch sind Beschwerden zwischen den Schulterblättern, die dann auf eine Wirbelsäulensymptomatik zurückgeführt werden. Nicht ganz selten sind auch Beschwerden die sich vom Brustkorb in die Kinnwinkel verlagern.“ Zu langes Warten habe im Falle eines Herzinfarkts die Folge, dass der Herzmuskel abstirbt und die Pumpleistung im Anschluss eingeschränkt ist und möglicherweise auch bleibt. „Wer häufiger Druckbeschwerden im Brustkorb bei körperlichen Belastungen hat, sollte rechtzeitig einen Arzt oder am besten einen Kardiologen aufsuchen“, rät Gremmler. Die Rettungsleitstellen und Rettungswagen melden den Krankenhäusern die Patientin oder den Patienten über „Ivena“ System (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis) an, und zwar mit genauer Diagnose der Erkrankung. Im Gegenzug melden die Krankenhäuser „Ivena“ die freien oder überlasteten Kapazitäten bis hin zur kleinsten organisatorischen Einheit - zum Beispiel ob ein OP- oder ein Intensivbett verfügbar ist. Dank der Echtzeitkommunikation wird im System das nächstgelegene und geeignete Krankenhaus angezeigt. Gleichzeitig können sich die Notaufnahmen in den Krankenhäusern auf die Patientinnen und Patienten vorbereiten. Das spart Zeit wichtige Zeit bis zur Behandlung. Von Jan Tiemann