Neues Ausbildungsjahr: Gewerkschaft NGG fürchtet um „Generation Corona“

Vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor gravierenden Folgen der Coronakrise für Berufsanfänger im Landkreis Peine gewarnt, denn die Zahl der Ausbildungsplätze ist gesunken. Bereits im ablaufenden Lehrjahr hätten viele Firmen die betriebliche Ausbildung deutlich zurückgefahren oder ganz eingestellt. Während es in den vergangenen Jahren eine hohe Deckungsrate gegeben habe und Berufsanfänger auch einen Ausbildungsplatz gefunden hätten, so sei jetzt ein ganzer Schulabgängerjahrgang damit konfrontiert, keinen Ausbildungsplatz finden zu können. Diese „Generation Corona“ laufe nun Gefahr, ohne eine qualitativ gute Ausbildung dem Arbeitsmarkt beizutreten. Fehlende Ausbildungsplätze im Kreis Peine: Laut Arbeitsagentur sank die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze im Landkreis Peine zwischen Oktober und Juli um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Trotz Krise sollten die Unternehmen alles daran setzen, die Ausbildung aufrecht zu erhalten und dafür die neuen staatlichen Fördermittel nutzen. Wer heute auf Azubis verzichtet, dem fehlen morgen die Fachkräfte“, betont Katja Derer, Geschäftsführerin der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz. Besonders dramatisch sei die Lage in Hotels und Gaststätten, aber auch im Lebensmittelhandwerk. „Corona könnte den Fachkräftemangel ausgerechnet in Branchen verschärfen, die ohnehin seit Jahren kaum noch Nachwuchs finden“, warnt Derer. Dabei greife die Politik betroffenen Firmen längst unter die Arme. Nach den Beschlüssen der Großen Koalition bekommen kleinere und mittlere Betriebe, die im Zuge der Coronakrise Umsatzeinbußen von mehr als 60 Prozent verzeichnet haben, einen Zuschuss von 2000 Euro für jeden nicht gestrichenen Ausbildungsplatz. Corona-Krise darf keine Azubi-Krise werden: Wer zusätzliche Azubi-Stellen schafft, erhält pro Platz 3000 Euro. Außerdem können sich Firmen, die wegen Corona Arbeitsausfälle von mindestens 50 Prozent haben, drei Viertel der Ausbildungsvergütung erstatten lassen. „Wer gut durch die Krise gekommen ist, sollte als Unternehmer eine besondere Verantwortung zeigen und Azubis aus insolventen Betrieben übernehmen“, fordert Derer. Auch dafür hat die Bundesregierung eine Prämie beschlossen. Wer in technischen Berufen, etwa als angehender Mechatroniker, von der Pleite des Arbeitgebers betroffen ist, kann auch von einem Süßwarenhersteller oder einer Großbrauerei zu Ende ausgebildet werden. Wegen der vergleichsweise guten wirtschaftlichen Lage der Lebensmittelindustrie sei die Branche auch in der Region aktuell noch auf der Suche nach Azubis, so die NGG. „In den kommenden Monaten müssen die Unternehmen dafür sorgen, dass die Coronakrise nicht zu einer Azubi-Krise wird“, betont Derer. Am Ende gehe es auch darum, ob Gäste beim Restaurant- oder Hotelbesuch künftig noch den gewohnten Standard erwarten könnten. „Den garantieren langfristig nur gelernte Köche und ausgebildete Hotelfachleute“, so Derer. Von Mara-Ann Meeuw