Neue Corona-Regeln: Peiner hoffen auf mehr Selbsttests

Für große Diskussionen im Landkreis Peine haben die Beschlüsse des Coronagipfels zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten gesorgt. Die Rede ist von einer Notbremse wegen der vielen Covid-19-Fälle: Von Reisen wird abgeraten, Schulen und Kitas sollen wieder schließen und begrenzte Ausgangssperren eingeführt werden. Die PAZ hat sich umgehört. Dr. Friedrich Scheibe, Kreisvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Peine, sagt: „Es fehlt leider weiterhin an klaren, nachvollziehbaren Corona-Strategien in der Politik. Ich setzte daher darauf, dass die Impfungen schnell vorankommen und dass die Selbsttests in Kürze in vielen Bereichen möglich sind.“ Die Impfungen würden die Zahl der schweren Erkrankungen als auch langfristig den Inzidenzwert senken und die Selbsttests die Sicherheit erhöhen – zumindest für eine Dauer von zwölf Stunden. Einhaltung der AHAL-Regeln: Der Mediziner weiter: „Wenn ich durch Tests weiß, dass ich negativ bin und auch alle anderen in meiner näheren Umgebung. Dann fühle ich mich viel sicherer und kann mich unter Einhaltung der AHAL-Regeln viel entspannter bewegen.“ AHAL steht als Kürzel für Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen und Lüften. In der aktuellen ernsten Situation mit hohen Inzidenzwerten seien leider Verschärfungen der Covid-19-Regeln nötig, aber bei einer Umsetzung der vorher genannten Punkten sei hoffentlich bald eine Besserung in Sicht. Torsten Kowohl, Peiner Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), erklärt dazu: „Diese Beschlüsse reichen nicht. Es muss endlich eine Öffnungs-Perspektive für Hotels und die Gastronomie her. Die arg gebeutelten Betreiber wollen klare Regeln von der Politik und kein weiteres Hin und Her.“ Zum Beispiel könne man in Restaurants problemlos die geltenden Corona-Hygienevorschriften einhalten und für genügend Abstand sorgen. „Von mir aus lassen wir die Hälfte der Stühle frei, das ist vollkommen in Ordnung. Aber wir wollen endlich wieder öffnen und arbeiten, sonst wird die Pleitewelle schrecklich werden“, betont er. Ohne das staatliche Überbrückungsgeld hätten jetzt schon viele Gaststätten, Restaurants oder Hotels zumachen müssen. Kowohl begrüßt Luca-App: Seine Hoffnungen setzt Kowohl auf verstärkte Selbsttests in der Gastronomie, „denn dann weiß jeder Gast mit Sicherheit, dass niemand infiziert ist“. Und er begrüßt die sogenannte Luca-App: Man will so den Aufwand zur Kontaktnachverfolgung beispielsweise nach Restaurant-, Hotel- oder Konzertbesuchen für alle Seiten einfacher machen. Die App soll die bisherige Zettelwirtschaft ablösen – die nicht zuletzt wegen unleserlicher oder ausgedachter Kontaktadressen für die Gesundheitsämter meist wenig hilfreich war. In einer existenziellen Krise stecken wegen Corona auch die Peiner Reisebüros. Osman Benzer von Benzer Touristik erklärt: „Es ist eine traurige Situation, und das politische Wirrwarr verunsichert die Menschen nur noch mehr. Fakt ist, dass wir wegen der Osterferien nur wenige Anfragen erhalten haben. Die Peiner wollen kein Risiko eingehen.“ Natürlich könne man Ferienhäuser in Niedersachsen buchen, „aber wenn sich die Covid-19-Regeln ständig ändern, lässt sich natürlich niemand darauf ein“. Einige wenige Paare oder Singles hätten jetzt wegen der aktuellen Lockerung auch Mallorca gebucht, „aber die kennen sich vor Ort gut aus und halten sich an die Vorschriften“. Dabei seien natürlich keine Städte gefragt, sondern ländliche Regionen mit großen Ferienanlagen. Lesen Sie auch ++ Peine-Ticker ++ Aktuelle Corona-News und Nachrichten aus Stadt und Kreis Benzer gibt zu, dass nicht nur die Touristen sondern auch die Mitarbeiter in den Reisebüros wegen der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen genervt seien. „Aber wir müssen positiv nach vorne schauen und das Beste aus der Situation machen. Ich hoffe, dass jetzt die Impfungen schneller vonstatten gehen und dann auch wieder das Reisen möglich ist“, betont der Geschäftsführer. Der gesamten Reisebranche gehe es wirtschaftlich schlecht, „denn bis zu 95 Prozent der Einnahmen sind weggefallen“. Ohne die Überbrückungshilfe stünden viele Firmen vor dem finanziellen Ruin. Von Thomas Kröger