Lesung im Bestattungshaus: Vergnügliche Stunden bei Mord und Totschlag Peine

Zwei vergnügliche Stunden mit Mord und Totschlag an ungewöhnlicher Stätte: Über 60 Besucher haben im Bestattungshaus Ebermann-Gauß mit dem Krimi-Autor Ralf Kramp einen Abend mit rabenschwarzem Humor und vielen Lachtränen verbracht. Bereits zum zweiten Mal war der Schriftsteller aus der Eifel auf Einladung von Sabine Szymosch aus der Krimistube und Silke Ebermann-Gauß in Peine zu Gast. Neben Kurzgeschichten aus seinen Büchern, in denen er Omis an Selbstverteidigungskursen teilnehmen lässt, Stukateursmeister vom Kronleuchter erschlagen werden und Rotkäppchen den vegetarisch lebenden Wolf verführt, gab Kramp auch bislang unveröffentlichte Geschichten und Gedichte zum Besten. Ein sehr lustiger Abend: Der Mann, der neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch Inhaber des „Kriminalhauses“ samt Cafe und Buchhandlung ist und das größte deutschsprachige Krimi-Archiv besitzt, tourt mit seinen sehr lustigen Geschichten durch die Lande. So liest er auch mal in der „bollernden“ Sauna, macht es sich im Lesesessel des Beerdigungsinstituts gemütlich oder trägt im Café seinen schwarzen Humor vor. Sein Antrieb: „Ich komme aus der Eifel. Da ist es schön, aber es gibt so wenig Morde“, waren der Einstieg in einen sehr, sehr lustigen Abend. Die Zuhörer in Peine kringelten sich ob des Wortwitzes und des schauspielartigen Vortrags vor Lachen. Der kleine Mann aus Hillesheim gibt seinen Charakteren nicht nur eine passende Stimme, sondern auch Mimik und Gestik. Dabei bezieht er sein Publikum gern mit ein. Niemand der Anwesenden wird in nächster Zukunft Pralinen essen können, ohne an sein Mittun bei der Geschichte über die Erbschaft durch vergiftete Schokostücke denken zu müssen. Geschliffen komische Sprache: Ob in Reimform, wie im Gedicht über den Schmitz, der vom Tod vergeblich gejagt und schließlich durch seine böse Ehefrau um die Ecke gebracht wird, ob als Geschichte oder als Stück mit verteilten Rollen, wie bei „Kittelschürzen-Karate“ – Kramp lässt seine Protagonisten mit sehr viel Humor töten und bedient sich einer geschliffen komischen Sprache. Verstärkt durch seinen gemütlichen Dialekt können die Zuhörer den Mördern gar nicht böse sein. Im Gegenteil: Kramp arbeitet die einzelnen Charaktere so liebevoll heraus, dass der Zuhörer sich sofort einem davon zuwendet. Ist es der Mörder, bekommt er innerlich Beifall, ist es das Opfer bekommt es Mitleid. Natürlich kam dem Autor das sehr willige Publikum, das sich auf die teils skurrilen Arten zu töten bereitwillig einließ, sehr entgegen. Jeder verstand, warum die hässliche Ehefrau beim „Tod auf Rezept“ dahinscheiden musste, dass Puppen-Achim beim Selbstverteidigungskurs der Ü 80-Jährigen als Versuchsobjekt bald nicht mehr ausreichte und die Omis ihre Kunst am dumpfen Hartmut ausprobieren mussten und dass es natürlich einfacher sei, die Köpfe der Verstorbenen auszutauschen, als die beiden Männern komplett umzuziehen. Selten haben fiktive Morde so viel Spaß gemacht. Deshalb kam der Autor nach seiner Lesung nicht einfach so davon. Eine Zugabe gab er nach dem begeisterten Applaus sehr gern und signierte, „bis der Stift qualmte“. Von Grit Storz

Autorenbesuch - Lesung im Bestattungshaus: Vergnügliche Stunden bei Mord und Totschlag