Künstlergruppe: „Die Lichtbildner“ aus Peine fotografieren seit zehn Jahren zusammen

Wo viel Licht sei, behauptete Goethe, sei auch viel Schatten. „Die Lichtbildner“ Angelika Soluk, Friedrich Brüggeboß, Hans-Joachim Biehs und Matthias Grimm, seit zehn Jahren ein Team, wissen, dass das stimmt. Begonnen haben sie ihre gemeinsame Sicht auf die Dinge durch den Sucher der Fotokamera vor zehn Jahren auf dem Groß Ilseder Hüttengelände. Damals tasteten sie sich durch die geisterhaft leeren oder noch nicht komplett ausgeschlachteten Maschinenräume, um für sich und die Nachwelt Teile des rostigen Interieurs der Industrie-Ruine wenigstens fotografisch zu retten. „Inzwischen umfasst unser künstlerisches Spektrum nicht mehr ausschließlich die ästhetisch-bildnerische Aufarbeitung von Industrie-Schrott, sondern auch beispielsweise Reisefotografie, die Darstellung geometrischer Formen in Natur und Architektur und die Makro-Fotografie“, erklären die Fotografen. Fotografiert wird schon von Kindesbeinen an: Der Umgang mit Blende, Belichtung und Auslösern sei den Künstlern, die im Peiner Land und in Cremlingen zu Hause sind, „mehr oder weniger schon seit Kindesbeinen“ vertraut. „Seit mehr als 30 Jahren bin ich auf der Jagd nach Motiven, die Geschichten erzählen“, berichtet beispielsweise Soluk, die sich selbst „Schrottphilosophin“ nennt. Brüggeboß dokumentiert mit dem Schwerpunkt auf Bildgestaltung, Farbe und Kontrast. Auch Künstler-Kollege Biehs empfindet die Fotografie als gestalterischen Akt: „Ich rupfe auch schon mal störende Grashalme aus dem Bildausschnitt und verleihe durch die digitale Bearbeitung den Fotos von Natur, Licht und Schatten eine ganz besondere Atmosphäre.“ Auch seine Kollegen nutzen die moderne Technik. Zwei Leidenschaften kombiniert: Grimm zum Beispiel erinnert sich noch die Geheimnisse der Dunkelkammer. „Jetzt bearbeite ich meine digitalen Aufnahmen teilweise stundenlang am Computer“, verrät er. Inzwischen hat er seine andere Leidenschaft, das Drachenfliegen, mit der Fotografie kombiniert und lichtet die Welt von oben ab. „Das alles ergibt nicht nur ein Kaleidoskop unterschiedlicher Wahrnehmungen sondern unendlichen Gesprächsstoff“, weiß er. Fotosession bei Jagdhundeprüfung: Die Motivjäger sind gern gemeinsam unterwegs, um spezielle „Blickschwerpunkte“ abzubilden. So lagen sie kürzlich bäuchlings auf dem weichen Boden des Meerdorfer Waldes vor Waldpilzen und Schnecken. „Während wir uns dort über Schneckenhörner unterhielten, liefen erstaunte Männer, die Tierfelle an einer Leine hinter sich herzogen, an uns vorbei“, erzählt Soluk und lacht. Die Fotografen waren mitten in eine Jagdhundeprüfung geraten. Natürlich sei man auch einzeln unterwegs. Soluk etwa liebt die Architekturfotografie, Grimm hat für Pferdefotografie einen speziellen Workshop besucht und Biehs wandert am liebsten allein. „Ich brauche ewig, bis ich mit meiner Aufnahme endlich zufrieden bin“, verrät er. Komplizierte Aufnahmetechniken: Alle verwenden – aus Laiensicht – komplizierte Aufnahmetechniken und immer komplexere Bearbeitungsprogramme. Die Produkte ihrer aufwendig bearbeiteten fotografischen Bemühungen präsentieren die Lichtjongleure auf ihren Internetseiten, in speziellen Foren und bei Facebook. „Dabei sind wir für Kritik jederzeit offen“, betonen sie einstimmig. Das Schöne an der Gruppenarbeit sei auch, die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Kollegen nach gemeinsamen Aktionen zu erkennen. „Ohne Kritik ist ja eine Weiterentwicklung nicht möglich“, bekräftigt Brüggeboß und hält das für einen der wesentlichen Erfolge der Künstlergruppe, die inzwischen auch befreundet ist. Und so stellen sich die Künstler auch einzeln oder als Gruppe jährlich dem Publikum in Ausstellungen. Weiteres Ansichtsmaterial gibt es unter www.die-licht-bildner.de. Von Ulrich Jaschek

Fotografie - Die Künstlergruppe „Die Lichtbildner“ aus Peine ist zehn Jahre alt