Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 6707 registrierte Straftaten im Peiner Land, das sind 137 weniger als im Jahr 2017. Allerdings ist auch die Aufklärungsquote leicht gesunken. Im Jahr 2017 waren noch 64,8 Prozent der Straftaten aufgeklärt worden (ein Bestwert für die vergangenen Jahrzehnte), 2018 waren es 62,8 Prozent. „Das ist noch immer ein sehr guter Wert“, sagte Peines Polizei-Chef Thorsten Kühl bei der Vorstellung der Zahlen.
Bei den Tatverdächtigen sank der Anteil „Nichtdeutscher“ um 9,2 Prozent auf 773 (25,3 Prozent aller Tatverdächtiger). Auffällig: Immer mehr Tatverdächtige sind weiblich. Der Anteil stieg um 7,5 Prozent auf 700 (23 Prozent), was eventuell auf die Verschiebungen bei den Deliktbereichen zurückzuführen ist.
Korrespondierend mit dem Rückgang registrierter Straftaten sank die Anzahl der Taten in vielen Deliktbereichen. Anstiege gab es bei den sogenannten Rohheitsdelikten (also Körperverletzungen und ähnliches), bei den Diebstählen unter erschwerenden Umständen sowie bei Vermögens- und Fälschungsdelikten. „Und dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken“, prognostizierte der Peiner Kripo-Chef Martin Guntermann.
Der Anstieg bei Vermögens- und Fälschungsdelikten von 1450 Fällen in 2017 auf 1500 Fälle in 2018 sei dabei vor allem auch auf das Internet als Tatort zurückzuführen. In diesem Bereich gebe es immer mehr Betrugsfälle. Die Polizei setze zur Aufklärung dieser Fälle auf konsequente Weiterbildung der Beamten, auch Computer-Spezialisten würden mittlerweile eingesetzt. Das Fazit der Polizei: „Wir sind ein sicherer Landkreis“, sagte Guntermann. Das subjektive Empfinden möge bei manchem Peiner ein anderes sein – „aber die objektiven Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, so der Kripo-Chef.
Immer mehr Körperverletzungen
So erfreulich der Rückgang bei der Gesamtanzahl von Straftaten im Peiner Land ist, die Entwicklung bei den Rohheitsdelikten (also etwa Körperverletzungen) erfüllt die Peiner Polizei mit Sorge. „Das ist ein ernstes Problem“, sagte der Peiner Kripo-Chef Martin Guntermann. Zuletzt gab es einen Anstieg von 986 Fällen im Jahr 2017 auf 1023 Fälle im vergangenen Jahr.
„Die Bereitschaft zuzuschlagen wird immer größer“ brachte es Peines Polizei-Chef Thorsten Kühl auf den Punkt. Die Ursachen seien vielschichtig. So sei Gewalt in allen Medien zu jeder Zeit präsent – und damit meine er nicht nur physische Gewalt. Auch die Sprache sei oftmals schon radikalisiert und verroht. „Und dann ist es für einige nur noch ein kleiner Schritt, einfach mal zuzuschlagen“, so Kühl.
Eine weitere Ursache sieht er in einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. „Der Stärkere setzt sich durch“ – das werde immer mehr zur Maxime. Und daraus werde dann schnell ein „Durchsetzen um jeden Preis“. Am Ende stehe dann oftmals die nackte Gewalt.
Diese Problematik habe auch bei der Razzia am Echternplatz im August vergangenen Jahres eine große Rolle gespielt. Wegen verschiedener Straftaten hatte sich dort nach Angaben von Kühl ein regelrechter „Angst-Raum“ entwickelt, etliche Peiner hätten nach Möglichkeit diesen Bereich gemieden. Unter anderem sei es dort zu einer versuchten Körperverletzung sowie einem Angriff auf einen Vollstreckungsbeamten gekommen. „So etwas werden wir auch künftig nicht tolerieren“, betonte der Peiner Polizei-Chef.
Von Tobias Mull