Kreis Peine: Wasserstoff als Kraftstoff für die Abfallwirtschaft?

Die zukunftsträchtige Wasserstoff-Technologie ist zurzeit ein großes Thema im Peiner Land: So soll am Standort Mehrum unter anderem ein Wasserstoff-Zentrum entstehen. Unabhängig davon laufen bei den Abfallwirtschafts- und Beschäftigungsbetrieben (A+B) des Landkreis Peine Überlegungen, wie Wasserstoff für den Fuhrpark genutzt werden kann, und ob es möglich ist, auf dem Gelände des Abfall-Entsorgungszentrums (AEZ) in Stedum-Bekum eine Wasserstofftankstelle zu errichten. Die anstehenden Prüfungen finden in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der vom Landkreis betrieben Klimaschutzagentur statt. „Wir sind noch ganz am Anfang, aber im Rahmen der Fortschreibung des Integrierten Abfallwirtschaftskonzepts bis 2025 und vor dem Hintergrund der Klimaschutz-Bemühungen des Landkreises Peine stehen wir vor der Frage, was machen wir mit unserem Fuhrpark?“, erläutert A+B-Vorstand Olaf Eckardt. A+B, die Peiner Entsorgungs-Gesellschaft (PEG), die Berufsbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft (BBg) und der Recyclingbetrieb Hanusa haben rund 50 große Fahrzeuge über 7,5 Tonnen im Einsatz, die Container, Tonnen und Sperrmüll abholen – alle mit Dieselantrieb und entsprechend hoher CO2 -Belastung. Im Fuhrbetrieb hat A+B 2019 rund 355 000 Liter Diesel verbraucht. „Wir sind gefordert zu gucken, wie wir das reduzieren können“, sagt Eckardt, der A+B hier in einer Vorreiterrolle sieht. Und hier kommt die Wasserstoff-Technologie zum Einsatz. Batteriebetriebene Fahrzeuge kommen klaut Eckardt in die dieser Größe nicht in Betracht, weil die Batterien zu groß und zu schwer sind. Bei Elektrofahrzeugen mit Wasserstoffantrieb seien diese sehr viel kleiner und leichter. „Damit können genügend Nutzlast geladen und längere Entsorgungstouren bewältigt werden“, erläutert der A+B-Vorstand. Lesen Sie auch Experte: „Mehrum ist Ankerpunkt für Wasserstoff-Produktion“ Wasserstoff gilt nicht nur in Mehrum als Technologie der Zukunft Salzgitter Flachstahl macht aus Ökostrom grünen Wasserstoff Ein weiterer Vorteil: Bei den Wasserstofffahrzeugen kann modulartig über die Anzahl der Tanks der Aktionsradius festgelegt werden, das heißt, sie können speziell für bestimmte Einsätze bestellt werden und das spart Geld. Immerhin kostet ein Wasserstofffahrzeug in der für die Abfallwirtschaft benötigten Größe etwa 900 000 Euro, ein Dieselfahrzeug dagegen nur 250 000 bis 300 000 Euro. Im Idealfall werde die Anschaffung der umweltfreundlichen Technologie aber mit 80 bis 90 Prozent gefördert. Derzeit wird ein elektronischer Tourenplan entwickelt: Derzeit wird ein elektronischer Tourenplan entwickelt. „Damit werden Behälterbestand und Verkehrswege aufeinander abgestimmt“, erklärt Eckardt. In die Software würden auch die Erfahrungen der Mitarbeiter einfließen. „Die wissen genau, in welchen Straßen es eng ist und wo eventuell ein kleiner Umweg nötig ist.“ Ein weiterer Baustein für den Umstieg auf die umweltfreundliche Technologie wäre eine Wasserstofftankstelle, erklärt Eckardt. „Schließlich müssen wir sehen, wie wir die Fahrzeuge betankt bekommen.“ Als Standort würde das Abfall-Entsorgungszentrum in Stedum-Bekum in Frage kommen – auch vor dem Hintergrund, dass der Fuhrpark dort zusammengezogen werden soll, um beispielsweise Leerfahrten zum Betriebshof in Oberg zu vermeiden. Ein Vorteil sei es, dass die Fahrzeuge der Abfallwirtschaft nachts stillstehen und dann betankt werden könnten. „Das Interesse an der Wasserstofftechnologie ist groß“: Eine derartige Tankstelle würde allerdings mehrere Millionen Euro kosten, sagt Eckardt. Eine Überlegung sei es daher, weitere potenzielle Nutzer auf Seiten der Kreis-Kommunen oder beim öffentlichen Personennahverkehr ausfindig zu machen. Hier wollen Eckardt und sein Team demnächst die Fühler ausstrecken. „Das Interesse an der Wasserstofftechnologie ist groß“, steht für Eckardt fest. „Und es wird eine Diskussion geben.“ Spätestens 2024 sollte man dann seiner Meinung nach wissen, wo es langgehen soll. Von Jan Tiemann