Ex-Owl Town Pub-Wirt: „Wir müssen die Peiner Musikszene beleben“

Knapp sieben Wochen ist es jetzt her, dass der Peiner Owl Town Pub (OTP) für immer seine Pforten schloss. Das Ende der Traditions-Gaststätte, in der auch viele Live-Konzerte stattfanden, war für OTP-Wirt Oliver Fricke gleichbedeutend mit einem Neuanfang. Denn er kehrte kurze Zeit später in seinen erlernten Beruf als Konditor zurück, arbeitet nun bei der Peiner Bäckerei Seidel. Im Interview mit der PAZ spricht Fricke darüber, mit welchen Schwierigkeiten die Kneipen- und Musiker-Szene in Peine und Umgebung zu leben hat. Herr Fricke, beschlich Sie Wehmut, als Sie am 11. Oktober den Zapfhahn für immer abdrehten? Ein bisschen schon, aber in den Wochen davor war es schlimmer. Und zwar dann, wenn abends die letzten Gäste gegangen waren, ich allein im Laden stand. Da wurde oft so manche Träne weggedrückt. Und jetzt? Vermissen Sie das Pub-Leben? Nein, da bin ich selbst erstaunt. Was mir allerdings fehlt, ist der Kontakt zu den Musikern. Nicht nur die Peiner Musiker leiden derzeit unter den Corona-Beschränkungen. Hat sich denn der Betrieb des Owl Town Pubs zuletzt finanziell überhaupt gelohnt? Von Mitte Mai an, nach Ende des ersten Lockdowns, konnte ich den Pub keinen Monat kostendeckend betreiben. Allein der Oktober war eine Ausnahme. Von Corona mal abgesehen, ist es in den zurückliegenden 15, 20 Jahren nicht generell schwieriger geworden, in Peine eine Kneipe zu betreiben? Ja, das stimmt. Aber für meinen Teil konnte ich mich nicht beschweren. Denn durch die Tänzer, Musiker und die anderen Gruppen, die den Clubraum und den Saal des Pubs regelmäßig nutzen, kam ich auf meine Kosten. Allein der Kneipenbetrieb hätte sich in all den Jahren nicht gereicht. Aus welchen Gründen mussten denn in der Vergangenheit in Peine und Umgebung mehrere Kneipen dicht machen? Da kam eins zum anderen. Zum Teil liegt es daran, dass vor rund 15 Jahren in Peine die Entwicklung einsetzte, dass hiesige, junge Leute abends verstärkt nach Hannover und Braunschweig fuhren, um dort um die Häuser zu ziehen. Außerdem schufen sich, besonders auf den Dörfern, viele Vereine eigene Räume für Feiern. Diese Einnahmen fehlen den Wirten. Anderes Thema: Durch die Schließung des OTP fiel für Peines Musikgruppen eine Auftrittsmöglichkeit weg. Abgesehen vom subventionierten Forum beziehungsweise den Festsälen gibt es in Peine nun nur noch in der Garage regelmäßig Live-Musik. Im Pub fanden jährlich rund 30 Konzerte statt. Wo werden diese Gruppen zukünftig auftreten? Ich weiß es nicht. Es ist ein großes Problem und es wird nur schwer zu ändern sein. Davon ab ist allerdings festzustellen, dass der Stellenwert von Livemusik nicht nur in Peine gesunken ist. Woran liegt dass ihrer Meinung nach? Es liegt wohl zum Teil an der medialen Übersättigung der Menschen. Es gibt nur wenige Bands, die in Peine die Hütte richtig voll machen. Andererseits ist hier die Open Stage inzwischen etabliert. Diese Veranstaltung mit den Nachwuchsbands ist immer gut besucht, es kommen vor allem viele junge Leute. Es geht also. In benachbarten Städten wie Hildesheim, Lehrte oder Burgdorf fördern Vereine die Musik-Kultur. Etwas Ähnliches gab es hier in Form der IG Musik früher auch schon einmal. Sollten die Peiner Musiker in dieser Richtung aktiv werden? Ja, das sollten sie. Ich habe schon überlegt, selbst etwas zu tun und mich mit einigen Muckern zusammenzusetzen. Unser Ziel muss es sein, die Szene zu beleben. Abschließende Frage: Wird der passionierte Dudelsack-Spieler Oliver Fricke nach Ende seiner Kneipier-Laufbahn wieder regelmäßig bei den Auftritten der Owl Town Pipe and Drum-Band zu hören sein? Mal gucken, mehr Freizeit als früher habe ich jetzt ja. Aber erst einmal muss ich mein Leben neu sortieren, einen anderen Rhythmus finden. Dann kann ich es mir gut vorstellen, regelmäßig zu üben und bei den Auftritten dabei zu sei. Von Jürgen Hansen