Demo auf dem Marktplatz: Peiner knien gegen Rassismus

„Jedes Leben zählt“, „Wir sind alle Menschen“, „Schwarz sein ist kein Verbrechen“: Einige Demonstranten hatten Samstag für ihren Besuch auf dem Peiner Marktplatz extra Plakate mit Botschaften gebastelt. Das Peiner Bündnis für Toleranz hatte kurzfristig zur Kundgebung eingeladen, die auch eine Solidaritäts-Aktion für den gerade in den USA durch Polizei-Gewalt getöteten Afro-Amerikaner George Floyd war. Aufgrund der Corona-Schutzbedingungen durften nur 50 Teilnehmer auf den mit Flatterband abgesperrten Bereich – doch der war schnell besetzt. Dass auch viele Peiner Jugendliche gekommen waren, freute Mitorganisatorin Doris Meyermann. „Mit der Resonanz waren wir aufgrund der kurzfristigen Organisation sehr zufrieden. Und es hat uns gezeigt, dass die Bewegung wieder viele Jugendliche auf die Straße bringt. Ich habe durchaus die Hoffnung, dass das Thema jetzt eine ähnliche Bewegung wie Fridays for Future in Gang setzt.“ So bunt wie die Fahnen auf dem Marktplatz, so bunt wünschen sich die Organisatoren auch die Gesellschaft. Doch die Grünen-Politikerin und Bündnis-Sprecherin Doris Meyermann stellte gleich zu Beginn der Kundgebung enttäuscht fest: „Corona bringt ganz viel zum Stillstand weltweit, aber nicht alles: Hass, Hetze, Rechtsextremismus sind nicht zum Stillstand gekommen.“ Weltweit. Da das für Samstag geplante Fest der Kulturen in Peine aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen ausfallen musste, wollte das Peiner Bündnis für Toleranz zumindest mit einer Kundgebung ein Zeichen für Vielfalt setzen. SPD-Kernstadt-Chef kritisiert Trump: Viel Applaus und Lob für seine Rede erhielt Julius Schneider, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Kernstadt: Angesichts des Todes von George Floyd in den USA betonte er, dass der Afro-Amerikaner nicht nur Opfer seines Mörders geworden sei, „sondern auch Opfer derjenigen, die zugesehen haben, gefilmt haben aber nicht eingegriffen haben“. Ihn überrasche es allerdings nicht, dass eine rassistische Haltung gerade in den USA um sich greife. „Wenn man einen Rassisten im weißen Haus sitzen hat, der den ganzen Tag hetzt und versucht, Menschen gegeneinander auszuspielen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es Leute gibt, die das am Ende umsetzen, die das Schwert führen.“ Eine deutliche Kritik an US-Präsident Donald Trump. Rassismus gebe es allerdings auch vor der Haustür. Mit Sorge betrachtete Schneider daher den Fall einer Polizistin, die von Clan-Mitgliedern in der Peiner Südstadt bedroht wurde und wegzog. Der SPD-Politiker befürchtet, dass „das dazu führen wird, dass wir rechte Rattenfänger in Peine haben werden, die uns ein Ausländerproblem einreden wollen. Es ist aber kein Ausländer-Problem, es ist ein Kriminalitäts-Problem – das müssen wir trennen. Wir müssen ganz klar gegen jeden vorgehen, der den Rechtsstaat nicht akzeptiert, aber wir müssen weiterhin klar machen, dass es kein Rassen- sondern ein Kriminalitäts-Problem ist.“ Peter Baumeister lobt Oliver Pochers Schweige-Aktion: Auch der stellvertretende Kreis-Gewerkschaftsvorsitzende Peter Baumeister kritisierte die AfD. „Es ist empörend, das führende Vertreter der Partei die Untaten des NS-Regimes verharmlosen und relativieren“, sagte der Grünen-Politiker. Auch der Tod des Afro-Amerikaners George Floyd durch Polizei-Gewalt in den USA erschütterte Baumeister. Er hob deshalb einen Satz des Bürgermeisters von Minneapolis, Jacob Frey, hervor: „Schwarz sein in Amerika sollte kein Todesurteil sein“, hatte der gesagt. „Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen“, betonte Baumeister, der zudem eine Aktion des Comedian Oliver Pochers lobte. Pocher hatte in seiner RTL-Late-Night-Show 8:46 Minuten geschwiegen. Exakt so lange hatte George Floyd unter dem auf seinem Hals knienden Polizisten um sein Leben gekämpft. „Ein starkes Zeichen von Pocher“, fand Baumeister. Der Linken-Politiker Jürgen Eggers kritisierte in seiner Rede unter anderem, wie „sehr butterweich“ die Justiz den Prozess gegen den rechtsextremen NSU abgewickelt habe. „Die Helfer des Mördertrios werden nicht mehr wegen Beihilfe zum versuchten Mord angeklagt, sondern nur noch wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“, monierte das Stadtratsmitglied. Der Grünen-Kreistagspolitiker Heiko Sachteleben betonte zum Abschluss: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Dann bat er die Demonstranten um eine Kniefall-Geste, wie sie der afroamerikanische US-Football-Profi Colin Kaepernick einst vor Spielen in Gedenken für alle unbewaffneten Schwarzen absolvierte, die durch Polizei-Gewalt starben. Die Teilnehmer folgten dem Aufruf gerne – trotz unangenehmen Kopfstein-Pflaster auf dem Marktplatz. Peiner Bündnis für Toleranz setzt Zeichen gegen Rassismus „Fest der Kulturen“ auf dem Marktplatz Von Christian Meyer

Demo auf dem Marktplatz - Peiner knien gegen Rassismus