Darf im Peiner Gewerbegebiet bald ein Sportgeschäft eröffnen?

Ein Sport-Geschäft zum Bummeln und Einkaufen für den Einzelkunden gibt es in der Peiner Fußgängerzone nicht mehr. Aber Geschäftsleute, die ein großes Sport-Geschäft oder einen großen Fahrrad-Laden in einem Peiner Gewerbegebiet eröffnen wollen, dürfen das nicht – das verbietet das Einzelhandelskonzept der Stadt Peine. Es stammt aus dem Jahr 2009, jetzt soll geprüft werden, ob es noch zeitgemäß ist. „Wir werden dafür Mittel für den Haushalt 2021 anmelden“, kündigte Bürgermeister Klaus Saemann am Donnerstag an. Er und Erster Stadtrat Hans-Jürgen Tarrey betonten allerdings: „Unser Ziel ist es nach wie vor, den innerstädtischen Handel zu schützen und für alles, was da ist, zu kämpfen.“ Bei der Entwicklung des Einzelhandelskonzept will sich die Stadt Unterstützung holen und ein Gutachten ausarbeiten lassen. Tarrey rechnet mit Kosten „im mittleren fünfstelligen Bereich“. Die Spitzen der Peiner Stadtverwaltung begründeten ihren Vorstoß mit den massiven Veränderungen im Einkaufsverhalten. Der Online-Handel habe deutlich an Attraktivität gewonnen, der Druck auf den stationären Einzelhandel weiter zugenommen, zudem gebe es veränderte Bedarfe auch bei Anbietern. Deshalb soll in Gesprächen mit der Kaufmannschaft und der IHK nun darüber diskutiert werden, wie sich das Einzelhandelskonzept perspektivisch entwickeln und womöglich die Sortimentsliste für die Innenstadt oder aber auch den Außenbereich erweitern lässt. Wohnortnahe Versorgung soll vorgehalten werden: Die Sache ist knifflig. Die Tür dürfe mitunter nicht zu eng, aber mitunter auch nicht zu offen sein, merkt Tarrey an. Saemann verweist zum Beispiel darauf, dass Discounter inzwischen gerne Märkte mit mindestens 800 Quadratmetern Größe bauen. Doch das berge die Gefahr, dass der Anbieter dafür zwei andere Märkte schließt. „Aber wir wollen eine wohnortnahe Versorgung vorhalten“, unterstreicht Peines Bürgermeister, der zudem eine deutliche Botschaft auf dem Herzen hat: „Dass Peine lebenswert ist und wir auch schon ein gutes Angebot haben.“ Es sei aber sicherlich auch noch ausbaufähig. Die Peiner Kaufmannsgilde findet es nachvollziehbar, dass die Stadt das Einzelhandelskonzept nach elf Jahren auf den Prüfstand stellt. „Wir stehen einer Überprüfung weiterhin aufgeschlossen gegenüber“, sagt der stellvertretende Gildemeister Ole Siegel, der zudem begrüßt, dass die Stadt die Kompetenz der Kaufmannschaft in die Überprüfung einbeziehe. „Dass es neben dem Ziel einer Belebung der Innenstadt auch das Ziel gibt, Abwanderung von Fachmärkten in andere Städte zu verhindern, ist uns bewusst. Peine darf aber nicht zum Einkaufszentrum an der Autobahnauffahrt verkommen“, warnt Siegel aber auch. Auch die Attraktivität der Innenstadt als Wohnstandort hänge wesentlich vom Handels- und Gastronomie-Angebot ab. Das wichtigste Ziel: Die Attraktivität Peines: Andreas Meier, Chef der CDU-Fraktion im Peiner Stadtrat, zeigt sich erfreut über die Nachricht. „Bereits vor über einem Jahr habe ich schon die Notwendigkeit zur Überprüfung und der Überarbeitung erkannt und einen Vorschlag unterbreitet. Damals habe ich dafür allerdings noch ziemlich einen übergebraten bekommen“, sagt er und verweist auf die damalige scharfe Kritik aus der Kaufmannsgilde an ihn und PB-Chef Karl-Heinrich Belte, der sich ebenfalls für eine Anpassung des Konzepts ausgesprochen hatte. Ziel müsse eine ausgewogene Lösung im Sinne des Peiner Einzelhandels sein und vor allem die Attraktivität Peines. Für Meyer könnte dazu zum Beispiel gehören, dass ein großes Sportgeschäft auch ins Gewerbegebiet ziehen darf. „Ich habe zwei Söhne, die Fußball spielen. Wenn wir Fußball-Stiefel kaufen wollen, müssen wir derzeit nach Braunschweig fahren oder im Internet bestellen.“ Meyer verweist zudem erneut darauf, dass das Einzelhandelskonzept bisher eine gewollte Ansiedlung einer Action-Filiale verhindert habe. Dass die Stadt ein Gutachten in Auftrag geben will, missfällt der CDU allerdings. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Stadt Peine auch kompetentes Personal in ihren Reihen hat, diese Überprüfung ohne ein weiteres teures Gutachten zu organisieren.“ Meier plädiert zudem dafür, das Konzept regelmäßig erneut zu betrachten. „Alle drei bis fünf Jahre halte ich für angezeigt.“ Von Christian Meyer