DRK Peine will seine Pflegeheim-Mitarbeiter besser bezahlen

Die rund 200 Mitarbeiter aus den beiden Pflegeheimen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Landkreis Peine dürfen sich kurz vor Weihnachten über eine schöne Nachricht freuen: Sie werden ab Januar zwischen fünf und zehn Prozent mehr Gehalt bekommen. „Statt Applaus zu spenden oder Pflegekräften anderweitig symbolisch zu danken, haben wir uns zu einschneidenden Veränderungen entschlossen“, betont Ralf Niederreiter, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Im Klartext heißt das: Die Pflegeheim-Kräfte werden künftig nach Tarif entlohnt. Denn das ist selbst bei sozialen Trägern längst nicht üblich. Nicht nur das Pflegepersonal soll profitieren: Das Rote Kreuz in Peine werde zum 1. Januar den Einstieg in den DRK-Reformtarifvertrag beginnen und somit die Gehälter der Mitarbeiter in den beiden DRK-Seniorenheimen Haus am Stadtpark in Peine und das Seniorenzentrum Edemissen in Ölheim deutlich erhöhen. „Bisher wurden die direkt oder indirekt an der Pflege beteiligten Kräfte – wie in der Branche üblich – unter Tarif bezahlt“, räumt Niederreiter ein. Die Veränderung betreffe 200 Angestellte und damit den Großteil der insgesamt rund 300 Hauptamtlichen des Rotkreuz-Kreisverbandes, verdeutlichte Niederreiter. Profitieren sollen von der Neuregelung übrigens nicht nur die Pflegefach- und Pflegehilfskräfte, sondern darüber hinaus alle weiteren in den beiden Seniorenheimen Beschäftigten aus Alltagsbegleitung, Verwaltung, Hauswirtschaft und Haustechnik. Heime haben Probleme, Personal zu finden: Der Eintritt in den DRK-Reformtarifvertrag sei dabei nur ein erster Schritt, sagte der Kreisverbands-Chef, da die Mitarbeiter zunächst alle in die erste Stufe der Vergütungstabelle eingruppiert würden. Weitere finanzielle Verbesserungen durch die Einordnung in höhere Tarifstufen, abhängig von der Zahl der absolvierten Dienstjahre, seien für die kommenden Jahre geplant. Der Tarif-Eintritt samt Gehaltserhöhung kommt nach einem Jahr der Corona-Krise, in dem Pflegekräfte psychisch und physisch an ihre Grenzen gegangen sind und noch gehen und der Ruf nach besserer Entlohnung immer lauter wurde. Pflegeheime haben große Probleme, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das DRK reagiert nun. Bei den Belastungen, die der Pflegeberuf mit sich bringe, sei es nur verständlich, dass die Mitarbeiter auch vernünftig entlohnt werden müssten, so der DRK-Geschäftsführer. Appell für höheren Pflegekassen-Anteil: Doch warum ist eine angemessene Bezahlung trotz aller Appelle und Diskussionen in vielen Einrichtungen bisher noch eine Illusion? Ralf Niederreiter erklärt das so: „Das liegt unter anderem daran, dass die Politik zwar auffordert, höhere Löhne in der Pflege zu zahlen, gleichzeitig aber der Anteil der Pflegekassen an den Heimkosten seit der jüngsten Pflegereform 2017 bundesweit unverändert ist.“ Doch genau diesen Anteil könne nur die Politik anpassen. Lesen Sie auch Razzia: Polizei durchsucht Haus in Telgte Edemissen: Rat entscheidet über Kita-Neubau, Strabs, B-Plan für Rewe Corona-Sorgen: CDU-Politiker hätte sich Verlegung der Ratssitzung gewünscht Den Einstieg in den Tarifvertrag bezeichnet der DRK-Kreis-Chef als wichtigen Schritt, „um unser bisheriges Personal zu halten und zusätzlich neue Pflegekräfte für eine Tätigkeit beim Rotkreuz-Kreisverband zu gewinnen“. Mit der bisherigen Entlohnung könne der für jede Einrichtung gesetzlich und von den Pflegekassen festgelegte Schlüssel an Pflegefachkräften nicht mehr lange erfüllt werden, prophezeit Niederreiter. Das würde bedeuten, dass trotz Platzkapazitäten künftig nicht mehr alle Bewohnerplätze in einer Pflegeeinrichtung belegt werden könnten. „Teilweise ist das in einigen Heimen schon Realität.“ Um die höheren Gehälter für ihre Seniorenheim-Kräfte finanzieren zu können, erhöht das DRK Peine den zu zahlenden Eigenanteil der Bewohner der beiden DRK-Seniorenheime. Der zu zahlende Eigenanteil steige laut DRK-Angaben im Seniorenzentrum Edemissen monatlich maximal zwischen 324 Euro bei Pflegegrad 1 und 407 Euro bei Pflegegrad 5, im Haus am Stadtpark je nach Pflegegrad maximal um 468 bis 567 Euro – „sofern die Pflegekassen und der Sozialhilfeträger als Kostenträger der neuen Pflegesatzvereinbarung zustimmen“. Der Eigenbetrag für die vollstationäre Pflege setzt sich zusammen aus Kosten für Pflege, Unterkunft, Verpflegung und Investitionen. Von dieser Summe wird der jeweilige Zuschuss der Pflegekasse abgezogen. Die Mehr-Ausgaben wird das DRK allerdings kompensieren müssen. Für Bewohner oder Angehörige ist das die schlechte Nachricht, sie werden künftig einen höheren Eigenbetrag zahlen müssen (siehe Infokasten). Nur so könne die bessere Vergütung finanziert werden, sagt der DRK-Chef. „Leider beteiligten sich die Pflegekassen bisher nicht an der von vielen Seiten geforderten tarifgerechten Bezahlung der Pflegekräfte. Hier muss die Politik dringend nachbessern“, fordert Niederreiter. Von Redaktion