Corona: Peiner Kaufmannsgilde ruft „Alarmstufe Rot“ aus

„Das ist jetzt der GAU, der größte anzunehmende Unfall für uns“, kommentiert Jan Philip Colberg vom Vorstand der Peiner Kaufmannsgilde die unterschiedlichen Corona-Öffnungsregelungen in Niedersachsen. Im Landkreis Peine können, anders als in benachbarten Städten wie Braunschweig, die Geschäfte auch nicht mit Terminvereinbarung öffnen, da der Inzidenzwert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage über 100 liegt. Daher wird jetzt „Alarmstufe Rot“ ausgerufen. Colberg sieht einschneidende Konsequenzen für den Peiner Handel: „Bei vielen Menschen, die weiterhin gerne in Geschäften statt online einkaufen, hat sich in den letzten Wochen ein gewisser Bedarf an Anschaffungen gebildet. Dieser Nachfragestau wird jetzt hauptsächlich nach Braunschweig, aber auch in andere Städte abgeleitet. Das ist katastrophal. Genau auf diesen Nachfragestau haben die Peiner Händler gehofft, um die Folgen der Lockdown-Phase zumindest ein klein wenig abzumildern. Jetzt zerplatzt auch diese Hoffnung.“ Ebenso deutlich wird Colbergs Vorstandskollegin Melanie Mothes-Rump. „Wo liegt der Sinn, Menschen aus dem Landkreis Peine in die umliegenden Städte zu locken und damit dort ein höheres Aufkommen zu schaffen, was man ja gerade vermeiden will?“ fragt sie und fährt fort: „Sollte ich im Moment irgendwo ein Loblied auf dezentrale Regelungen oder ähnliches hören, werde ich aus der Haut fahren. Die Lockdown-Phasen hat die Kaufmannsgilde ohne laute Kritik hingenommen. Wir wussten immer um den Zwiespalt, in dem sich die deutsche und die niedersächsische Politik befand. Aber unterschiedliche Regelungen innerhalb eines Bundeslandes versetzt Geschäften in Gegenden, die weiterhin geschlossen bleiben müssen, unter Umständen den letzten Stoß.“ Colberg und Mothes-Rump machen keinen Hehl aus ihrer Überzeugung, dass ihnen bundesweit einheitliche Regelungen deutlich lieber wären. Beide betonen, dass auf Seiten der kommunalen Entscheidungsträger gut und schnell kommuniziert wird. „Die aktuelle Regelung haben weder Landkreis noch Stadt Peine verschuldet. Sie waren an die Vorgaben des Landes Niedersachsen gebunden“, hebt Colberg hervor. Als deutliches Zeichen für die Situation des Handels hat die Kaufmannsgilde für Dienstagabend, 9. März, eine symbolische Aktion angestoßen. Sie ruft alle Geschäfte in der Innenstadt auf, ab 18 Uhr ihre Läden rot zu beleuchten. „Alarmstufe rot“, gibt Mothes-Rump die Interpretation, „und der Appell an die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Peine, mit ihren persönlichen Einkäufen zu warten, bis auch wir nach Terminvereinbarung wieder von Mensch zu Mensch beraten können.“ Von Thomas Kröger