Corona-Gefahr: Rektorinnen kritisieren zu volle Schulbusse

Die Coronafälle an den Peiner Schulen nehmen zu. Wie geht man in den betroffenen Einrichtungen mit der Situation um, und was muss sicherheitstechnisch noch verbessert werden? Kritisiert werden von drei Schulleiterinnen vor allem die überfüllten Busse – da in diesen eine erhebliche Ansteckungsgefahr für die Schüler drohe. Die Leiterin der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Vöhrum, Maria Zerhusen, sagt: „Wir halten natürlich die vorgeschriebenen Corona-Hygieneregeln ein, aber wir haben hier 1700 Schüler. Da kann man sich vorstellen, was morgens zum Schulstart und mittags zum Schulschluss an den Bushaltestellen an der Pelikanstraße los ist. Und dazu kommen vor allem am Freitagmittag noch viele Schüler von der benachbarten Integrierten Gesamtschule.“ „Das führt leider dazu, dass die Busse überfüllt sind, und es gab ärgerlicherweise auch schon Schüler, die ihre Masken nicht getragen haben. Das ist gefährlich“, erklärt Zerhusen. Die als Aufsicht eingesetzten Lehrer würden natürlich auf die Maskenpflicht hinweisen, könnten aber bei diesem Andrang nicht alles kontrollieren. Für diese große Menge an Schülern würden zu wenig Busse eingesetzt, da müsse der Kreis Peine als Schulträger endlich etwas unternehmen. Die BBS-Schulleiterin fordert parallel die Eltern auf, dass sie ihre Kinder möglichst per Fahrrad zur Schule schicken. „Auch das würde die Situation vor der Schule entschärfen“, so Zerhusen. Ansonsten gehe es den vier Corona-Infizierten den Umständen entsprechend gut, und die BBS-Schüler sowie Kontaktpersonen würden in Kürze aus der Quarantäne zurückkommen. Ulla Pleye von der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Vöhrum bestätigt das Busproblem. „Vor allem freitags haben hier alle Schüler um etwa 13 Uhr Schulschluss. Da ist richtig viel los, die Schüler strömen zu den Haltestellen vor die BBS, und die Aufsichten können einfach nicht alle Kinder im Blick haben.“ Man habe bereits mehrfach mit dem Landkreis gesprochen, dass Problem seien die wenigen Busse und fehlenden Busfahrer. „Es muss aber dringend etwas passieren, vor allem wegen der Corona-Gefahr“, betont die IGS-Schulleiterin. Zum Hintergrund: An der IGS gibt es bisher einen Coronafall, 45 Schüler des 13. Jahrgangs und sieben Lehrkräfte sind in Quarantäne, kehren aber diese Woche zurück. Insgesamt werden dort 1240 Kinder beschult. In den Peiner Schulen gelten klare Corona-Hygienevorschriften für Schüler. Diese hat zum Beispiel das Peiner Gymnasium am Silberkamp festgelegt. Welches sind die drei wichtigsten Hygieneregeln? AHA = Alltagsmaske + Händehygiene + Abstand Muss in der Schule überall ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden? Das Tragen von Mundnasenmasken ist auf dem gesamten Schulgelände und im Gebäude vorgeschrieben. Nur während des Unterrichts in den Unterrichtsräumen und während der Pausenzeiten in den ausgewiesenen Aufenthaltsbereichen darf der Mundschutz abgelegt werden. In der Mensa darf der Mundschutz an den Jahrgangstischen während der Speisenaufnahme abgelegt werden. Bei welchen Erkältungssymptomen muss mein Kind zuhause bleiben? Bei Erkrankung müssen Schüler zu Hause bleiben. Die Eltern sollten telefonisch ihren Hausarzt ansprechen. Im Zweifelsfall sollten sich Eltern um Rat an das Gesundheitsamt Peine unter Telefon (0 51 71) 4 01 70 01 wenden. Der Arzt oder das Gesundheitsamt können in das Corona-Testzentrum einladen. Muss ich der Schule einen Verdacht auf Corona oder einen Corona-Test in meiner Familie melden? Unbedingt! Der begründete Verdacht einer Erkrankung, ein Corona-Test und das Ergebnis sind unbedingt dem Sekretariat mitzuteilen. Müssen Kinder auch zu Hause bleiben, wenn ein Test in der Familie stattfindet? Schüler, deren im Haushalt lebende Familienangehörige auf Corona getestet werden, dürfen die Schule bis zum Vorliegen des Testergebnisses nicht besuchen. Auch hier muss die Schule informiert werden. Wann dürfen Schüler sowie Lehrkräfte nach einer Covid-19-Infektion wieder die Schule besuchen? Über die Wiederzulassung zur Schule nach einer Covid-19-Erkrankung entscheidet das Gesundheitsamt gemäß den Kriterien des Robert-Koch-Instituts (RKI). Müssen Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen, wenn sie zu einer gesundheitlichen Risikogruppe gehören?Schüler einer Risikogruppe sowie diejenigen, die mit Angehörigen von Risikogruppen in häuslicher Gemeinschaft leben, können coronabedingt für eine gewisse Zeit im Homeschooling bleiben. Sie werden dann von ihren Lehrkräften mit Aufgaben versorgt. Dazu muss ein Antrag bei der Schulleitung mit ärztlichen Nachweisen gestellt werden. Auch am Silberkamp-Gymnasium mit 1200 Schülern kennt man das Problem mit den Bussen. Leiterin Ulrike Bock fordert: „Obwohl viele Schüler mit dem Rad zur Schule fahren, sind auch hier die Busse überfüllt. Und was passiert, wenn jetzt im Herbst das Wetter schlechter wird und nur noch wenige Kinder mit dem Fahrrad kommen? Es muss schnell eine Lösung her.“ Ärgerlich findet Bock auch, dass die Container, die man wegen Raummangels bestellt hat, immer noch nicht fertig sind. „Das führt dazu, dass wir sechs Klassen im Hauptgebäude unterbringen müssen, für die wir eigentlich keinen Platz haben. Das macht alles für die Schüler und Lehrer noch enger und, das ist natürlich gefährlich in der Coronakrise.“ Trotzdem würden sich alle vorbildlich an die Hygieneregeln halten. Aktueller Stand: Am Silberkamp gibt es einen Coronafall im 5. Jahrgang – die Quarantäne für zwei Klassen und sieben Lehrer ist am Mittwoch beendet – und in einer 9. Klasse, aus der noch 63 Personen zuhause bleiben müssen und Homeschooling machen. Nach Angaben von Kreissprecherin Katja Schröder gibt es verschiedene Überlegungen, die Schülerbeförderung zu entlasten. Sie sagt: „Der Einsatz zusätzlicher Busse scheidet nach Aussage der ÖPNV-Unternehmen mangels Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Fahrern aus.“ Und Reisebus-Firmen könnten die bestehende Kapazitätslücke bei weitem nicht in ausreichendem Maße schließen. Ob der Einsatz von Reisebussen vor dem Hintergrund der Beschaffenheit der Busse überhaupt für die Schülerbeförderung geeignet sei, werde aber trotzdem geprüft. Auch unterschiedliche Unterrichtszeiten an den jeweiligen Schulen zur Entzerrung der Schülerbeförderung gestalte sich in einer Flächenkommune wie dem Landkreis Peine schwierig. „Wird die Staffelung zu eng gefasst, sind die Busse aus der ersten Fahrt noch nicht wieder verfügbar, wird sie zu weit gefasst, schiebt sich das Unterrichtsende derart hinaus, dass die Arbeitszeiten des Fahrpersonals dies nicht abdecken können“, so Schröder. Und weiter: „Daher bleibt aktuell nur die Möglichkeit, die Schüler für die Einhaltung der Hygienevorschriften und das Tragen des Mund-Nasenschutzes zu sensibilisieren und nötigenfalls stichprobenartig zu kontrollieren.“ Und zu den Schulcontainern am Silberkamp-Gymnasium sagt die Sprecherin: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Unterrichtsräume schnellstmöglich zur Verfügung zu haben.“ Leider hätten sich laut der beauftragten Firma die Fertigstellungstermine folgendermaßen nach hinten verschoben: Silberkamp-Gymnasium am 6. November, Ratsgymnasium am 2. Oktober und das Gymnasium Vechelde am 16. Oktober. Einen weiteren Coronafall gibt es in einer 1. Klasse der Grundschule Lengede. Rektorin Karin Kupper sagt: „In Quarantäne mussten 23 Schüler und sechs Lehrer. Bei uns gilt Maskenpflicht für alle 242 Schüler auch in den Pausen. So schützen wir uns vor Corona.“ Und ab Donnerstag ist die Kita „Farbenzauber“ in Mehrum wieder geöffnet, die Einrichtung hatte man wegen drei bestätigter Corona-Fälle geschlossen. Dann sind 40 Kinder und zehn Mitarbeiter wieder da. Von Thomas Kröger