Corona-Bewältigung: Hinter den Kulissen des Peiner Gesundheitsamtes

Termine für Corona-Tests koordinieren, Abstriche nehmen, Tests ans Labore schicken und die Ergebnisse bearbeiten, Menschen in Quarantäne betreuen, Kontakte nachverfolgen und unzählige Fragen besorgter Bürger beantworten – das sind nur einige der Aufgaben, denen sich die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Peine zusätzlich zu ihrem normalen Tagesgeschäft angesichts der Corona-Pandemie zurzeit gegenüber sehen. Um dem gerecht zu werden, sind dort viel mehr Personen als sonst beschäftigt, und dennoch arbeiten sie seit Monaten am Limit. Unzählige Überstunden fallen an. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen? Mögliche Infektion: Der erste Schritt ist der Abstrich: Bei einer möglichen Corona-Infektion wird zunächst ein Termin für einen Abstrich vereinbart. Die Koordination dafür liegt in der Hand von Claudia Schütze. „In der Regel werden die Betroffenen in das Testzentrum bestellt. Häufig ist aber auch ein mobiles Team unterwegs, zum Beispiel in Seniorenheimen“, erklärt sie. Für die Durchführung der Tests ist Nadine Osterloh zuständig. Die gelernte Krankenschwester ist eigentlich beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen (MDK) tätig, zurzeit aber „ausgeliehen“, ebenso wie Soldaten der Bundeswehr. Ist der Abstrich genommen, wird er an ein Labor geschickt. „Dann können wir zunächst nichts tun, als auf das Ergebnis zu warten. Das kann im Moment durchaus mehrere Tage dauern“, sagt Opiela. Die Ergebnisse gehen fast rund um die Uhr ein, in Spitzenzeiten waren es bis zu 400 am Tag. Gesichtet werden sie von Claudia Brasse. „Ich sortiere nach positiv und negativ und schicke sie an das jeweils zuständige Team weiter“, erklärt sie. In jedem Fall werden die Betroffenen schnellstmöglich informiert. „Im Falle einer Infektion bekommen sie von uns weitere Informationen und Handlungsanweisungen“, sagt Galina Stolz, die solche Anrufe übernimmt. Reaktionen von Dankbarkeit bis offene Feindseligkeit: Außerdem werden die Kontaktpersonen ermittelt, angerufen und gegebenenfalls in Quarantäne geschickt. Das geht oft mit Unsicherheit und organisatorischen Problemen einher, deshalb werden sie von einem speziellen Team betreut. „Wir fragen die Lebensumstände ab und versuchen zu vermitteln, dass wir mitfühlen“, erklärt Marion Teichert. Diese Gespräche verlaufen sehr unterschiedlich, berichtet sie: Die Reaktionen reichen von Dankbarkeit bis hin zu offener Feindseligkeit. Für den Fall, dass sich eine corona-positive Person nicht allein versorgen oder zu Hause nicht isolieren kann, gibt es im Klinikum eine Quarantänestation mit 14 Zimmern. Auch die Menschen, die dort untergebracht sind, müssen natürlich betreut und versorgt werden. Ein weiterer wichtiger Baustein der Pandemie-Bewältigung ist der Kontakt zu Kindertagesstätten, Schulen und Seniorenheimen, in deren Umfeld Infektionen aufgetreten sind. Es wird jeweils mit den Leitungen überlegt, wie weiter zu verfahren ist. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie liefert die Statistik des Gesundheitsamtes beeindruckende Zahlen: Bis Mittwoch, 2. Dezember, haben sich im Kreis Peine insgesamt 1319 Menschen nachweislich infiziert. Der Tages-Spitzenwert lag bislang bei 50 positiven Testergebnissen. Das Gesundheitsamt hat bisher 11 727 Abstriche genommen und 6833 Kontaktpersonen von Infizierten ermittelt. Bis zu 1000 Anrufe nimmt das Bürgertelefon wöchentlich entgegen. Etwa ein Drittel der Fragen kann sofort geklärt werden, in den anderen Fällen wird zurückgerufen. Nach wie vor melden sich Reiserückkehrer und wollen wissen, wie sie sich verhalten sollen. „Auch außerhalb der Ferien sind das bis zu 35 am Tag“, macht Opiela deutlich. Und auch all die anderen Fragen besorgter Bürger wollen beantwortet sein. Dazu wurde eigens das Bürgertelefon eingerichtet, wo diese Anrufe entgegen genommen werden. Das Personal wurde mehr als verdoppelt: Um der besonderen Situation gerecht zu werden, wurde personell erheblich aufgestockt: „Vor der Pandemie hatte das Gesundheitsamt 44 feste Mitarbeiter, jetzt sind es 109. Dazu kommen zeitweise weitere zur Unterstützung“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Agnieszka Opiela. Entsprechend musste Zeit und Energie in die Einarbeitung investiert werden. „Alle sind von anderen Behörden abgeordnet, wurden speziell geschult und unterliegen einer generellen Verschwiegenheitspflicht“, betont Opiela. Gearbeitet wird in mehreren Teams mit klar definierten Zuständigkeiten. Sie sind an ganz unterschiedlichen Standorten untergebracht: Eines hat zum Beispiel in der Feuerwehrtechnischen Zentrale Platz gefunden, ein anderes direkt im Gesundheitsamt. „Für den Immobilienwirtschaftsbetrieb und die EDV-Abteilung ist es eine große Herausforderung, ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und mit Technik zu versorgen“, sagt der Erste Kreisrat Henning Heiß. Lesen Sie auch: Diese Treffen sind mit den neuen Corona-Regeln möglich Es gibt 19 neue Coronafälle im Kreis Peine Wie viele Intensivbetten in Peine sind aktuell frei? Von Kerstin Wosnitza