Blaulicht an, Kamera raus: Foto-Aktion begeistert auch Peiner Feuerwehren

Wenn die freiwilligen Helfer in Peines Feuerwehren einfach blaumachen würden, wenn ein Notruf eingeht, gäbe es ein großes Problem. Tun sie aber nicht. Dass Peines Feuerwehren auch in der Corona-Krise unter erschwerten Bedingungen einsatzbereit sind, darauf machen sie derzeit mit einer Blaulicht-Foto-Aktion im Internet aufmerksam. Ob die Kernstadtwehr, die Kollegen aus Stederdorf oder die Kameraden aus Gadenstedt – zahlreiche Ortswehren machen mit und zeigen Fotos ihrer Feuerwehrhäuser in blauem Licht und rufen Partnerwehren aus ganz Deutschland auf, es nachzumachen. Nachtschicht für das perfekte Foto: Kernstadtwehr-Chef Dirk Tinius ist begeistert von der Aktion, die als „Bluelight-Firestation-Challenge“ weltweit durchs Netz geht: „Alles, was uns in der heutigen Zeit vom täglichen Corona-Wahnsinn ablenkt, finde ich klasse. Man mag die Nachrichten ja schon gar nicht mehr hören, lesen oder sehen. Da tun Sachen, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern, auch wenn man es derzeit vielleicht unter der Maske nicht sieht, einfach nur gut“, sagt er. Zündschlüssel drehen, Blaulicht an: Und so blinkten jetzt auch in der Peiner Kernstadt-Wache an der Werner-Nordmeyer-Straße sieben Fahrzeuge gleichzeitig, obwohl kein Rettungseinsatz anstand, dafür aber ein Fotoshooting. Sven Jacobi kümmert sich zusammen mit Benjamin Busse um den Facebook-Auftritt der Kernstadtwehr im Internet und legte noch eine Nachtschicht ein, als er gesehen hatte, dass die Kollegen der Partnerwehr aus Aschersleben die Peiner nominiert hatten. Er kletterte gegen 22 Uhr in alle Fahrzeuge, schaltete das Blaulicht an und suchte den perfekten Standort für die Kamera. „Ich war in zivil unterwegs, ein Passant, der vorbeikam, guckte ganz komisch und wunderte sich, was ich da mache“, verriet Jacobi schmunzelnd. Jetzt weiß es der Spaziergänger. Stederdorf nominiert seine Partnerwehr in Berlin: Für die Aktion war Jacobi gleich Feuer und Flamme. Denn: „Feuerwehr ist unser Hobby, darin gehen wir auf, leider bleibt die Gemeinschaft derzeit wegen Corona auf der Strecke. Da schweißt uns so etwas in diesen Zeiten zusammen“, begründete er. Lesen Sie auch Peine: Mit Mini-Joysticks und 431 PS geht's Peines Hertie-Brache an den Kragen Blitzeis: Peiner Laster prall samt Anhänger gegen Baum Nach Messer-Angriff in Peine: Drei Jahre Jugendstrafe für 19-Jährigen Im Gegensatz zur Corona-Pandemie ist bei der „Bluelight-Firestation-Challenge“ exponentielles Wachstum übrigens sogar erwünscht. Deshalb nominieren alle teilnehmenden Wehren, weitere Wehren. Und die kamen mitunter nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern auch von weit weg. Die Stederdorfer Kameraden etwa ermunterten unter anderem ihre befreundete Wehr aus Berlin-Zehlendorf, mitzumachen. „Mit ihr pflegen wir schon rund 30 Jahre eine Partnerschaft. Eine Abordnung besucht uns zum Schützenfest, wir schießen sogar zusammen einen König aus“, erläuterte Ortswehr-Mitglied Timm Wiesemann. Die Stederdorfer durften auf Einladung sogar schon einmal auf dem Berliner Übungsgelände „Fighting City“ trainieren, eine Anlage in der selbst Supermärkte oder Tankstellen nachgebaut sind. Die Gadenstedter setzen ihr Metall-Logo perfekt in Szene: Die Gadenstedter Feuerwehr nominierte unter anderem ihre Partnerwehr aus Westerhorn im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein. „Zu Feuerwehr-Festen besuchen wir uns regelmäßig“, erzählt der stellvertretende Ortsbrandmeister Kevin Grube, auch ihr neues Logistikfahrzeug präsentierten sie schon im Norden. Auf ihrem Foto setzen die Gadenstedter geschickt ihren großen Metall-Aufsteller mit dem Feuerwehr-Logo ins blaue Licht. „Sieht ganz schnieke aus“, stellte Grube erfreut fest. Auch er ist angetan von der Aktion, die so schön zeigt, dass die Freiwillige Feuerwehr noch aktiv ist, auch wenn die Gadenstedter ihre Ausbildungsdienste wegen der Corona-Krise derzeit ausschließlich via Internet abhalten. Jüngst gab es dort zum Beispiele eine virtuelle Begehung der neuen Kläranlage oder Gerätekunde. Doch auch Kevin Grube hofft, dass sich die Kameraden dazu bald wieder im Feuerwehrhaus treffen können. „Die Kameradschaftspflege, das Treffen und vielleicht mal ein bisschen dummes Zeug quatschen – das fehlt“, betonte er. Von Christian Meyer