Betriebsrat des Peiner Klinikums: Leckelt tritt überraschend zurück

Nach fünf Amtsjahren in besonders schwierigen Zeiten: Christine Leckelt ist überraschend als Vorsitzende des Betriebsrats des Peiner Klinikums zurückgetreten. Das bestätigte die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin Freitag auf PAZ-Nachfrage. Sie nannte dafür persönliche Gründe. „Das bitte ich zu respektieren und von weiteren Fragen abzusehen. Nur so viel: Mir geht es gut damit“, sagte Leckelt. Es deutet jedoch einiges darauf hin, dass es im Betriebsrat zuvor gekracht hat – wegen Aussagen zur vorzeitigen Corona-Impfung von Klinikum-Geschäftsführer Wolfgang Jitschin. Nachfolger Heyn arbeitet schon seit 25 Jahren im Betriebsrat: Der Betriebsrat hat schon einen Nachfolger mit reichlich Erfahrung in der Betriebsratsarbeit gewählt – und zwar einstimmig: Ein Oberarzt führt das Gremium jetzt, Dr. Matthias Heyn stellte sich für die Vorsitz-Wahl zur Verfügung. Der 63-Jährige engagiert sich bereits seit 1996 im Betriebsrat. Der gebürtige Peiner arbeitet seit 2008 als Oberarzt in der Unfallchirurgie. Sein Ziel als Vorsitzender formuliert der Werder-Bremen-Fan und ehemalige Ratsgymnasiast so: „Eine vernünftige Zusammenarbeit mit Geschäftsführung und Mitarbeitern in schwierigen Zeiten. Mit der Insolvenz und der Corona-Krise hatten wir etwas zu bewältigen, was uns im Betriebsrat und die Mitarbeiter sehr belastet hat. Und die Umbauphase ist noch nicht ausgestanden.“ Markus Ritter bleibt Vize: Der Nachfolger dankte seiner Vorgängerin für die geleistete Arbeit unter schweren Vorzeichen. „Sie hat die Geschicke des Betriebsrats gut gelenkt“, sagte Heyn. Leckelt kämpfte in der Insolvenz für den Erhalt des Klinikums und die Rekommunalisierung. Zwei besondere Erfolge hob Heyn dabei lobend hervor: „Sie hat dazu beigetragen, sicherzustellen, dass die Insolvenz ohne finanzielle Einbußen für die Mitarbeiter abgelaufen ist. Zudem hat sie dazu beigetragen, dass ausgegliederte Bereiche wieder ins Klinikum eingegliedert worden sind.“ Weitere Hintergründe zum Rücktritt Leckelts wollte Heyn mit Verweis auf ihre eigene Erklärung nicht geben. „Wir respektieren die persönlichen Gründe.“ Die ehemalige Vorsitzende bleibt aber Mitglied des Betriebsrats. Stellvertretender Vorsitzender bleibt Markus Ritter. Große Freude hat der erstmals von der Peiner Bürgerstiftung vergebene Bürgerpreis bei der Klinikumbelegschaft ausgelöst. „Das ist eine wirklich tolle Anerkennung für unsere Beschäftigten, die trotz Insolvenzsorgen dem Haus und der Peiner Bevölkerung die Treue gehalten haben“, betonte der neue Betriebsratschef des Peiner Klinikums, Matthias Heyn. Der Betriebsrat werde schon in seiner nächsten Sitzung darüber beraten, wofür die 10 000 Euro Preisgeld genutzt werden könnten. Irritation nach Aussagen über Geschäftsführer-Impfung: 13 Mitglieder zählt der Betriebsrat des Klinikums. Und bei einigen davon soll es nicht gut angekommen sein, dass Leckelt nach Bekanntwerden der vorzeitigen Corona-Impfung von Klinikum-Geschäftsführer Wolfgang Jitschin und seiner Assistentin gemäßigte Töne angeschlagen hatte. „Ich finde es gut, dass Dinge auch kritisch gesehen werden. Und wenn jemand, der dafür eigentlich vorgesehen war, keinen Impfstoff erhält, ist das in der Tat verwerflich. Doch an dieser Stelle würde ich die Situation im Peiner Klinikum nicht einordnen“, hatte sie damals betont. Nach ihrem damaligen Kenntnisstand sei es vielmehr darum gegangen, mit Rest-Dosen aus der großen Impfaktion im Klinikum vernünftig umzugehen und sie auf jeden Fall kurzfristig noch zu verimpfen. „Stellen Sie sich vor, was das für eine Schlagzeile gewesen wäre: Impfstoff, der nicht verimpft wurde, wird ins Klo geschmissen“, sagte Leckelt damals. Schriftstück nennt Geschäftsführer-Impfung „empörend“: Aus Mitarbeiterkreisen war dagegen deutliche Verärgerung über den Fall zu hören, schließlich seien zu dem damaligen Zeitpunkt noch 198 Mitarbeiter nicht geimpft gewesen, die teilweise auch in Kontakt zu Covid-19-Patienten stünden. Auch in einem Schreiben an die PAZ, das mit „Betriebsratsgremium“ unterzeichnet ist, wird die Geschäftsführer-Impfung viel kritischer gesehen: „Nach unserer Erkenntnis wurden der Geschäftsführer und seine Assistentin tatsächlich am Ende des Impftages geimpft, jedoch hätten aus Sicht von Mitarbeitern und dem Betriebsratsgremium bei gezielter Recherche noch Mitarbeiter unplanmäßig und kurzfristig geimpft werden können, die im direkten Patientenkontakt stehen. Aus diesem Grund ist diese Impfung für das Betriebsratsgremium empörend.“ Von Christian Meyer