Aufnahmestopp in Pflegeheimen in Peine: Interview mit einem Fachmann

Das Land Niedersachsen hat vor dem Hintergrund der Coronakrise einen Aufnahmestopp für Pflegeheime verhängt, die keine 14-tägige Quarantäne für Neuzugänge gewährleisten können. Was heißt das in der Praxis? Die PAZ sprach darüber mit Carsten Adenäuer, Landesbeauftragter und Kommissarischer Leiter der Landesgeschäftsstelle Niedersachsen des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste. Wie viele Heime werden von dem Aufnahmestopp betroffen sein? Das ist schwer einzuschätzen. Für den Ausnahmefall der Quarantäne kommen in erster Linie frei verfügbare Einzelzimmer in Betracht. Verlässliche Zahlen dazu gibt es nicht. Die Pflegestatistik Niedersachsen aus 2017 weist insgesamt 104 713 vorhandene, vollstationäre Plätze über alle Trägerschaften in Niedersachsen aus, davon 70 129 in Einzelzimmern. Die Gesamtzahl der Pflegeplätze war im Sommer 2018 zu rund 93 Prozent ausgelastet. Ist ein Notstand zu erwarten? Ob es zu einem Notstand kommt, hängt unter anderem davon ab, welche Ersatzkapazitäten in Kurzzeitpflege-Einrichtungen oder Reha-Einrichtung zur Verfügung stehen, die gezielt für die zeitweise Aufnahme von pflegebedürftigen Menschen hergerichtet wurden. Auch hierzu liegen verlässliche Informationen seitens des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung noch nicht vor, werden aber folgen. Was für Fälle sind es denn, die sofort beziehungsweise sehr kurzfristig einen Pflegeplatz brauchen? Insbesondere handelt es sich um schwer pflegebedürftige Menschen, die ambulant zu Hause nicht mehr adäquat versorgt werden können. Dies sind vor allem Menschen mit einer starken Demenz oder einem massiven Hilfebedarf bei den grundlegenden Verrichtungen des Alltags wie die Flüssigkeits- und Nahrungsversorgung, Toilettengänge oder die eigenständige Lagerung im Bett. Des Weiteren geht es um Entlassungen älterer, pflegebedürftiger Menschen aus dem Krankenhaus, die entweder vorübergehend oder dauerhaft auf Unterstützung in einem nicht unerheblichen Umfang angewiesen sind. Was können Angehörige tun, wenn es keinen geeigneten Pflegeplatz gibt? An wen können sie sich wenden? Auch die Klärung dieser Frage steht aktuell noch aus. Hierzu stehen wir im engen Austausch mit dem niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Zunächst sollte sich Betroffene weiter an die Einrichtung ihrer Wahl wenden, da diese von uns mit den Informationen der Ersatzeinrichtungen versorgt werden. Geplant ist, zum Beispiel Reha-Kliniken für die Aufnahme zur Kurzzeitpflege zu nutzen. Ist das realistisch? Sind die Voraussetzungen dafür gegeben – angefangen von den Betten bis hin zum Personal? Dies muss jeweils individuell geprüft werden. Es gibt klare Anforderungen an Personal, Räume und Ausstattung, die erfüllt sein müssen. Wir sind generell froh über klare Spielregeln. Von Kerstin Wosnitza

Coronakrise - Aufnahmestopp in Pflegeheimen: „Betroffene sollten sich weiter an die Einrichtung ihrer Wahl wenden“