160 Euro und Telefonate: Plockhorster Familie kann wieder in den Garten

Nach rund 15 Minuten war das Übel beseitigt: Ein Mitarbeiter einer Schädlingsbekämpfungs-Firma aus Braunschweig sorgte jetzt dafür, dass Holger Stetz mit seinen Eltern und seiner Partnerin in Plockhorst wieder im Schatten des toll gewachsenen Eichenbaums im Garten Kaffee trinken kann. Zuvor krabbelten am Baum-Riesen die Mini-Raupen des Eichenprozessionsspinners, deren Brennhaare schwere allergische Reaktionen beim Menschen auslösen können. So weit kam es bei Familie Stetz zwar noch nicht, „aber nachdem wir das Nest gesehen hatten, hatten wir trotzdem das Gefühl, dass es überall juckt“, erzählt Renate Heidenthal. Doch eine Fachfirma zu finden, die sich des Problems annimmt, kostete die Plockhorster viel Zeit. Nest wurde entfernt: Mit einem Bindemittel sprühte der Schädlingsbekämpfer das Nest der Eichenprozessionsspinner ein. „So sollte verhindert werden, dass sich die giftigen Härchen verteilen“, erläuterte Holger Stetz. In einem Schutzanzug, mit Handschuhen und Mund-Nasen-Maske ging der Experte ans Werk. Das Nest samt Raupen am Stamm sammelte er nach kurzer Einwirkzeit des Bindemittels per Hand ein und stopfte es in einen Sack. Der wird im Anschluss zusammen mit der Schutzkleidung verbrannt. Problem vorerst gelöst! Eine Rechnung von rund 160 Euro wurde den Plockhorstern angekündigt. Mit der zügigen Arbeit waren Holger Stetz, seine Partnerin und seine Eltern sehr zufrieden. „Schlimmer war es, im Vorfeld überhaupt eine Firma zu finden“, erläutert Holger Stetz. Pfingsten hatte Vater Fritz das Nest am Eichenstamm entdeckt. Im Internet suchte sein Sohn nach Firmen, die das Problem lösen können. Doch er fand vor allem Schädlingsbekämpfer mit überregionalen Adressen und 0800-Telefonnummern, vor denen Verbraucherschützer immer wieder warnen. Die Familie wandte sich deshalb an die Gemeinde Edemissen. „Edemissen nennt sich gerne Wohlfühl-Gemeinde, aber von der Auskunft waren wir doch enttäuscht“, moniert Mutter Erika Stetz. Die Aussagen seien schwammig gewesen, „ich finde, bei diesem Thema müsste man sich etwas besser aufstellen und bei der Koordination helfen. Das wäre unser Wunsch“, sagt Holger Stetz. Die Familie kontaktierte deshalb auch noch Garten- und Landschaftsbauer, doch die gaben an, sich nicht um die Entfernung kümmern zu können. Erst ein Anruf beim Gesundheitsamt des Landkreises unter (0 51 71) 4 01 70 01 half der Plockhorster Familie weiter. Per E-Mail erhielten die Stetz’ eine Liste mit Fach-Firmen zur Bekämpfung von Eichenprozessionsspinnern. „Deren Stand ist allerdings auch schon von 2017“, wunderte sich Holger Stetz angesichts des zunehmenden Problems von befallenen Bäumen. Nester nehmen zu: „Natürlich nehmen wir Anrufe von Bürgern sehr ernst, aus Neutralitätsgründen können wir aber leider keine konkreten Fachfirmen benennen, sondern nur allgemeine Hinweise geben“, sagt die Umweltbeauftragte der Gemeinde Edemissen, Karin Engelhardt. Es sei eine deutliche Zunahme von Nestern in der Gemeinde zu beobachten. Ganz aktuell sei ein Befall zwischen Eickenrode und der B 214 festgestellt worden, aber auch an vielen anderen Stellen im Gemeindegebiet gibt es bestätigte Vorkommen. Verwechslungen mit Gespinstmotten: „Bei uns gehen aber auch viele Meldungen von besorgten Bürgern zu vermeintlichen Nestern ein, bei denen es sich dann um Gespinstmotten handelt. Diese sehen zwar eindrucksvoll aus und fressen ganze Büsche kahl, sind für den Menschen aber harmlos“, erklärt Engelhardt. Eichenprozessionsspinner treten tatsächlich fast ausschließlich an den Stämmen von Eichen auf. Diesem Phänomen verdanken sie ihren Namen. In allen anderen Fällen könne man laut Engelhardt davon ausgehen, dass es keine sind. Auch seien die beiden Spezies äußerlich gut voneinander zu unterscheiden, insbesondere an den auffälligen langen weißen Haaren, die nur die Eichenprozessionsspinner haben. An der rund 50 Jahre alten Eiche im Garten von Familie Stetz krabbeln jetzt keine Raupen mehr. Erika Stetz hat bald Geburtstag. „Dann können wir wieder bedenkenlos in den Garten“, freut sie sich. Lesen Sie auch: Eichenprozessionsspinner: Giftige Raupen an drei Stellen aufgetaucht Eichenprozessionsspinner: Warum sind sie gefährlich, und wie erkennt man sie? Von Christian Meyer und Kerstin Wosnitza

Eichenprozessionsspinner - Nach einigen Telefonaten und 160 Euro: Plockhorster Familie kann wieder in den Garten