Am Dienstag saß Felix Magath vor dem Fernseher und schaute gebannt zu, wie sein ehemaliger Club den Champions-League-Sieger zerlegte. Begeistert war der Coach des VfL Wolfsburg beim Schalker 5:2 gegen Inter Mailand wieder mal von seinem Lieblingsspieler - auch wenn er Raúl nicht so nennen würde. Dass der Spanier für ihn aber etwas ganz besonderes ist, daraus macht Magath vor der Rückkehr nach Gelsenkirchen an diesem Samstag keinen Hehl.
„Es ist für mich bedauerlich, diesen Spieler zurückzulassen“, sagte Magath der Nachrichtenagentur dpa. „Den habe ich mit persönlichem Einsatz geholt. Und ich wusste, dass er nicht nur ein Klasse-Spieler ist, sondern auch ein toller Mensch und eine Persönlichkeit.“
Mit der Verpflichtung von Raúl war Magath vor der Saison ein echter Coup gelungen. Der 33 Jahre alte Weltstar von den „Königlichen“ aus Madrid beim Ruhrpott-Verein, der seit mehr als 50 Jahren auf die Meisterschaft wartet - das sorgte für Verwunderung, aber auch für Skepsis.
Raúl erwies sich freilich nicht als alternde Fußball-Diva, sondern als mannschaftsdienlicher Musterprofi, der noch immer mit Leidenschaft und Können dem Ball hinterherjagt. Magath baute das Schalker Team um den Spanier, schwärmte bei jeder sich bietenden Gelegenheit über „einen der besten Spieler der Welt“ und dessen Leistung.
Nicht alle Schalker Profis werden ihren ehemaligen Trainer freundlich begrüßen, Raúl ganz sicher. Der Spanier hat auch nach dem unfreiwilligen Abschied von Magath deutlich gemacht, dass er den Trainer besonders schätzt.
„Ich weiß, dass er überrascht war, was in den letzten Wochen abgelaufen ist“, sagte Magath: „Er hat auch Schwierigkeiten mit dieser Situation.“ Raúl erweist sich jedoch weiterhin als Muster an Beständigkeit. Auch unter Magath-Nachfolger Ralf Rangnick ist er gesetzt und schoss beim 5:2 in Mailand sein 70. Tor in der Champions League.
So sehr Magath noch immer von ihm schwärmt - eine Verpflichtung des Stars für seinen neuen Club schließt er aus. „Ich habe nicht vor, ehemalige Spieler von mir wieder zu mir zu holen“, betonte der Wolfsburger Coach. „Ich weiß auch gar nicht, ob er noch mal wechseln will. Das glaube ich eher nicht.“ Trotz der besonderen Beziehung ist Magath klar, dass Raúl sich „an den Verein gebunden“ hat - und nicht an den ehemals starken Mann auf Schalke.
dpa