Die Mannschaft ist das Wichtigste. Sie steht über allem. Tayfun Korkut lässt kaum eine Gelegenheit aus, dies zu betonen. Der Trainer von Hannover 96 will jeden seiner Spieler besser machen, aber entscheidend ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Der hervorragende Tabellenplatz der „Roten“, die Fünfter sind, basiert darauf. Individuell sind viele Bundesligisten besser besetzt als 96, auch die TSG 1899 Hoffenheim, der Gegner am heutigen Sonnabend (Anpfiff ist um 18.30 Uhr) in Sinsheim. Aber die Kraichgauer sind nur Achter.
Damit 96 auch am Sonnabend noch vor 1899 steht, reicht ein Remis. Um aber den Abstand zu vergrößern, müssen die Hannoveraner allesamt über ihren Schatten springen und endlich die unrühmliche Negativserie in Sinsheim beenden – bei sechs Auftritten blieben die „Roten“ sieglos. Im Vertrauen an ihr Mannschaftsgefüge glauben sie fest daran. „Wir sind eine Einheit“, sagt Kapitän Lars Stindl. „Wir machen es neuen Spielern leicht, in unsere Gemeinschaft hineinzufinden. Und dieser Zusammenhalt macht es jedem Gegner schwer, uns zu schlagen.“
Diese Harmonie in der Gruppe genießt auch Joselu. Er fühlt sich deshalb sauwohl in Hannover. Der Spanier, teuerster Transfer der 96-Vereinsgeschichte, hat seit 670 Minuten nicht mehr in der Bundesliga getroffen. Die Sportliche Leitung der „Roten“ hat dennoch großes Vertrauen in die Künste des 24-Jährigen. „Ich habe länger mit ihm gesprochen“, sagt Korkut, „natürlich wäre es schön, wenn er knipst.“ Der Coach ist aber weit davon entfernt, Joselu deshalb infrage zu stellen. „Ich messe ihn doch nicht allein an den Toren. Er hat große Fortschritte in anderen Bereichen gemacht. Er arbeitet gut für die Mannschaft – defensiv wie offensiv“, sagt Korkut, „außerdem war er zuletzt an einigen Toren beteiligt.“
Joselu ist auch am späten Sonnabendnachmittag in Sinsheim gesetzt – und dafür hat sich der Spanier einiges vorgenommen. Denn seine Hoffenheimer Zeit (2012/2013) war alles andere als erfolgreich für ihn. Und harmonisch schon gar nicht. „Das Jahr war sch...“, sagte er der „Neuen Presse“. 1899-Trainer Markus Gisdol hatte ihn damals aus dem Kader geworfen. Joselu wurde Mitglied der viel beschriebenen „Trainingsgruppe II“ – und schob unendlichen Frust. Über Eintracht Frankfurt landete der Stürmer schließlich im Sommer dieses Jahres in Hannover.
Er freut sich logischerweise nicht auf die Rückkehr nach Hoffenheim, er hat sich aber einiges vorgenommen. Seine Torflaute ausgerechnet bei der TSG 1899 zu beenden, das würde ihm eine Menge bedeuten. „Joselu wird allen zeigen wollen, dass es ein Fehler war, ihn in die „Trainingsgruppe II“ zu stecken“, sagt 96-Sportdirektor Dirk Dufner. „Er will unbedingt wieder treffen. Wenn ihm das in Hoffenheim gelingen sollte, dann würde ihm das sicherlich besonders guttun.“
Und seine Mitspieler würden sich auch für ihren Mittelstürmer freuen. Zum einen, dass er seine Torflaute beendet hat und zum anderen, weil sie wissen, dass seine Treffer wichtig sind, um weiter in der Tabelle ganz weit oben mitzumischen.