Ähnliches war schon oft genug zu hören, und wahrscheinlich wird es auch noch des Öfteren zu hören sein, sollte nicht irgendwann einmal Besserung eintreten. Hannover 96 befindet sich seit Wochen im sportlichen Sinkflug – und Trainer Tayfun Korkut und Sportdirektor Dirk Dufner gebrauchen immer wieder dieselben Worte. Für manche sind das reine Durchhalteparolen, für andere steckt dahinter pure Ideenlosigkeit. Es ist aber, der – mitunter durchaus hilflos anmutende – Versuch, die Profis der „Roten“ endlich zurück in die Spur zu bringen. Den nächsten Versuch startet 96 am heutigen Sonnabend (15.30 Uhr) – ausgerechnet beim starken Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen.
„Wir haben uns das eingebrockt“, sagt Korkut. „Jetzt müssen wir sehen, dass wir da wieder rauskommen.“ Das Wie ist die große Frage nach zwölf sieglosen Spielen in Folge und bei nur noch zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 und nur drei auf einen direkten Abstiegsrang. „Wir müssen alles reinhauen, dürfen niemals aufgeben“, sagt Korkut, „wir müssen mit aller Macht versuchen, in Leverkusen zu punkten. Dazu brauchen wir den absoluten Zusammenhalt in der Mannschaft.“ Alles Selbstverständlichkeiten, in solch einer Phase der Saison aber überlebensnotwendig. Wenn auch nur ein oder zwei Spieler nicht mitziehen, das weiß Korkut, dann ist nicht nur bei Bayer überhaupt nichts zu holen. „Wir müssen alles Nebensächliche beiseite lassen“, sagt er. „Es müssen alle bereit sein, alles zu tun, den Job zu erledigen und das Mindestziel zu erreichen: den Nichtabstieg.“
Wobei Mindestziel in diesem Fall sehr tief gegriffen ist: Der Klassenerhalt hat für die „Roten“ die allerhöchste Priorität. „Diesem Ziel“, sagt Clubchef Martin Kind, „müssen wir alles, aber auch wirklich alles unterordnen.“ Der 71-Jährige fordert deshalb: „Wir brauchen jetzt Spieler, die Leistung bringen. Die Zeit der Ausreden ist endgültig vorbei.“
Die Partie in der BayArena ist von den 96-Offiziellen somit wieder einmal zu einem Spiel der Ehre ernannt worden. Es ist beileibe nicht das erste, aber das wie vielte? Keine Ahnung! Letztlich ist das auch vollkommen egal. Nur irgendwann muss diese Forderung auch mal zu 100 Prozent erfüllt werden, nicht nur für 20 Minuten oder maximal eine Halbzeit lang – und am besten noch, bevor es zu spät ist. Das Saisonende naht in schnellen Schritten, und ein Ende der Sieglosserie ist dringend nötig. Ansonsten wird die Tristesse der 2. Liga schneller Realität für die „Roten“, als sie glauben.
Korkut ist sich sicher, dass seine Spieler den Ernst der Lage endlich kapiert haben. „Das ist drin in den Köpfen“, sagt er. Und auch Dufner glaubt fest an das Team. „Wir haben charakterlich eine sehr, sehr gute Mannschaft“, sagt der Sportdirektor.
Im Abstiegskampf, heißt es so schön, zählen nur Siege. Korkut sieht das ein wenig anders und wohl auch durchaus realistisch. „Unentschieden helfen nicht. Aber jetzt vielleicht doch. Es zählt jeder Punkt“, sagt der 41-Jährige. „Diesmal können wir mit einem Unentschieden leben. Ein Punkt ist besser als nichts.“ Recht hat er, aber selbst diesen Minimal-Anspruch zu erfüllen wird superschwer für die „Roten“.
Mal sehen, ob die „Roten“ heute den großen Worten endlich entsprechende Taten folgen lassen. Das lesen Sie sicherlich auch nicht zum ersten Mal. Aber es wäre so wichtig auf dem Weg zum Klassenerhalt.