Die Rechnerei an den letzten Spieltagen der vergangenen Saison, als Hannover 96 um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga kämpfte, haben die Fans der „Roten“ noch in Erinnerung. Auf eine Wiederholung dieser Rechenspiele verzichten sie nur allzu gerne. Da machen die Zahlen, die der Club in diesen Tagen präsentiert, doch viel mehr Freude. 11 Millionen Euro hat 96 durch die Transfers von Joselu (8 Millionen Euro) und Lars Stindl (3) eingenommen, auf der Ausgabenseite stehen bislang 4,9 Millionen Euro für die drei neuen Spieler Philipp Tschauner (FC St. Pauli, ablösefrei), Oliver Sorg (SC Freiburg, 3,4) und Charlison Benschop (Fortuna Düsseldorf, 1,5). Die 96-Kasse ist also gut gefüllt, auch wenn das „keineswegs bedeutet, dass wir jetzt das ganze Geld aus dem Joselu-Verkauf zur Verfügung haben“, sagt Clubchef Martin Kind. Schließlich müsse 96 auf die Einnahmen noch Abgaben und Steuern bezahlen.
Ein ordentlicher Betrag dürfte dennoch übrig sein – und den kann 96 auch gut gebrauchen. Da die „Roten“ dringend einen Ersatz für Joselu benötigen, werden die Millionen schnell wieder vom 96-Konto verschwunden sein. In welche Spieler der Club investieren will, soll Donnerstag bei einem Gipfeltreffen in Großburgwedel besprochen werden. 96-Boss Kind, Trainer Michael Frontzeck und Manager Dirk Dufner werden sich noch einmal über die Personalplanungen austauschen und dann entscheiden, wo der größte Handlungsbedarf besteht.
„Ich denke, es wird in Richtung zwei Stürmer gehen“
Dabei wird es in erster Linie darum gehen, ob 96 noch einen oder zwei Stürmer verpflichten will. Mit Joselu, Jimmy Briand und Didier Ya Konan haben drei Angreifer den Verein verlassen, diese Lücke soll möglichst schnell geschlossen werden. „Ich denke, es wird in Richtung zwei Stürmer gehen“, sagte Kind. „Wir werden das besprechen, aber wir sind da auf einer Wellenlänge.“
Da gute Stürmer nicht nur schwierig zu finden sondern auch teuer sind, und die „Roten“ auch noch zwei Neue für die Außenbahnen im Mittelfeld verpflichten wollen, werden die Einnahmen aus den Verkäufen von Joselu und Stindl nicht ausreichen. Vier Offensivspieler, am besten mit Perspektive und torgefährlich – das hat seinen Preis. Zumal die anderen Vereine mitbekommen haben, dass die 96-Kasse zurzeit gut gefüllt ist.
Auch das Angebot auf dem deutschen Markt wird immer übersichtlicher. Anthony Modeste steht vor einem Wechsel zum 1. FC Köln, Josip Drmic hat gestern bei Borussia Mönchengladbach unterschrieben, Admir Mehmedei geht zu Leverkusen. Und das Bayern-Talent Mitchell Weiser wechselt wohl ablösefrei zu Hertha BSC.
Sieht so aus, als müsse sich Manager Dufner im Ausland umschauen, was ja nicht von Nachteil sein muss. Sein Vorgänger Jörg Schmadtke hat in Skandinavien und England mehrere erstklassige Stürmer entdeckt. Einen Volltreffer wie Mame Diouf oder Mohammed Abdellaoue könnten die „Roten“ für die neue Saison gut gebrauchen.