Disteln sind eher unscheinbar – sie fallen nur in zwei Situationen auf. Wenn man sich an ihren Stacheln verletzt oder wenn sie ihre faszinierenden Blütenbälle und -sterne entwickeln. Letzteres ist jedoch ein sehr guter Grund, die Distel in den Garten zu holen. Übrigens: Der Begriff Distel ist umgangssprachlich, es gibt keine botanische Pflanzengattung mit diesem Namen. Gemeint damit sind einfach viele krautige Pflanzen mit Stacheln. „Es gibt für alle Lebensbereiche, vom Sumpf bis zur Steppe, passende Arten“, sagt Dieter Gaißmayer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gartenkultur aus Illertissen (Bayern).
Kugeldisteln: Insektenmagnet und Winterschmuck
Ein Blickfang sind die Kugeldisteln (Echniops) mit ihren ballförmigen Blütenständen in edlem Blau. „In Bezug auf die Gestaltung erweisen sich Kugeldisteln als Paukenschläger im Beet“, sagt der Staudengärtner Gaißmayer. Die festen Stiele mit den Bällen bleiben sogar im Winter erhalten – setzt sich Reif darauf, werden sie zu hübschen Schneebällen. Im Sommer ziehen sie Bienen und Hummeln an.
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Nachsicht: Die Stauden pflanzen sich schnell fort
Die Blätter der Kugeldistel sind häufig graugrün gefärbt. „Daraus kann man ableiten, dass der Standort für diese Disteln sonnig und der Boden trocken, durchlässig sein sollte“, erklärt Staudengärtnerin Doris Pöppel aus Stuhr (Niedersachsen). Nachteil der Stauden: Sie bilden Ausläufer und pflanzen sich über Samen stark fort. Schneidet man sie frühzeitig ab, nimmt man sich jedoch die Winterzierde.
Schönes Beet: Disteln mit anderen Pflanzen kombinieren
Die wohl bekannteste Form der Kugeldistel ist die „Veitchs Blue“ (Echinops ritro). Sie bildet besonders zahlreich farbintensive Blüten in Stahlblau. Ähnlich blau ist auch die Sorte Echinops bannaticus „Blue Glow“, noch intensiver wirkt „Taplow Blue“. Sie bleibt zwar etwas niedriger, blüht dafür aber länger bis in den September hinein. Die Kugeldistel passt im Beet gut zum Roten Sonnenhut (Echinacea purpurea) und dem Reiherfedergras (Stipa). Auf einer solchen Kombination landen gerne Schmetterlinge.
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Klassische Schönheit: Die Edeldisteln
Als die Disteln schlechthin gelten aber die Edeldisteln (Eryngium). Da sie starke Pfahlwurzeln haben, brauchen sie einen durchlässigen Boden ohne Staunässe, erklärt Pöppel. Ausgenommen davon ist die Art Palmlilien-Mannstreu. „Dieses Eryngium yuccifolium will nicht so trocken stehen, sondern bevorzugt frische Böden.“ Die Blütengröße der Arten der Edeldisteln variiert. So hat das Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum) eher kleine blaue Blüten, die Spanische Edeldistel (Eryngium bourgatii) große, zartblaue Blütenstände.
Überraschender Garten-Gast: „Miss Willmott’s Ghost“
Die ebenfalls blau blühende Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) hat eine schöne Geschichte. Die englische Gärtnerin Ellen Willmott hatte immer ein paar Samen dabei und verteilte sie bei ihren Besuchen in fremden Gärten. Ein, zwei Jahre später tauchte das Geschenk dann plötzlich auf, erblühte und erinnerte an ihren Besuch. Die Sorte heißt daher: „Miss Willmott’s Ghost“. Da die ganze Art auch selbst ihre Samen gut verbreitet, bemerkt der Hobbygärtner laut Gaißmayer kaum, dass die Pflanzen nur zweijährig sind – also nach der Blüte sterben.
Stachelige Schönheiten: Elfenbeindistel und Elfendistel
Wer nicht von neuen Pflanzen im Beet überrascht werden will, sollte zur Purpur-Kratzdistel (Cirsium rivulare „Atropurpureum“) greifen. Sie ist steril und blüht in den Sommermonaten auf feucht-frischen Böden mit gutem Nährstoffangebot zusammen mit Trollblumen und Wiesen-Iris. Eine weitere stachelige Schönheit kommt aus dem Himalaya: die Elfendistel (Morina longifolia). Sie hat immergrüne, dekorative Laubrosetten und entwickelt mitunter meterhohe Blütenstände in zartem Rosa.
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Wichtig für diese Staude ist ein durchlässiger Boden. Gerade Standorte, an denen sich im Winter Feuchtigkeit aufstaut, sollten vermieden werden. Sie wirkt gut in Kombination mit eher niedrig wachsenden Stauden oder in größerem Abstand zu höheren Pflanzen, damit die Rosetten am Boden noch genügend Licht abbekommen.
Experten-Tipp: Siberdisteln
Ein letzter Tipp der Experten betrifft die eigentlich eher unbeliebte Silberdistel (Carlina acaulis). „Für Trockengestecke eignen sich die Blüten sehr gut“, erklärt Staudengärtner Gaißmayer. Sie sind bei guten Wachstumsbedingungen auch noch im Herbst im Beet sehr dekorativ. Dafür brauchen die Pflanzen aber vor allem eines: einen durchlässigen Kalkschotter-Rasen.
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Von RND/dpa