Am Donnerstag tagte das sechsköpfige Aufsichtsratspräsidium hinter verschlossenen Türen. Dabei hat Piech offenbar einen kompletten Rückzieher gemacht: Winterkorn habe die „uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums“, heißt es in der Erklärung. Winterkorn soll nicht nur seinen bis 2016 laufenden Vertrag erfüllen, sondern schon jetzt wird angepeilt, ihn Anfang nächsten Jahres zu verlängern. Auch konzernintern herrscht Überraschung: Die Allianz der Winterkorn-Unterstützer aus Betriebsrat, dem Familienzweig Porsche und dem Land Niedersachsen als Großaktionär sei offenbar stärker als gedacht, hieß es.
Das Präsidium lege großen Wert darauf, dass Winterkorn seine Funktion als Vorstandsvorsitzender "auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt". Er habe dabei "die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums".
Durch die von Piëch angestoßene Debatte rückten nach den jüngsten Rekordmeldungen von Volkswagen - mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz, 10,9 Milliarden Euro Gewinn und mehr als zehn Millionen verkaufte Autos weltweit - die Probleme des Wolfsburger Konzerns mit seinen zwölf Marken und rund 600.000 Mitarbeitern ins Blickfeld.
Trotz der Bestätigung Winterkorns als Konzernchef müssten "diese Problemfelder in den nächsten Quartalen beziehungsweise Jahren bearbeitet werden, um den Konzern zukunftsfähig zu machen", erklärte der Analyst Frank Schwope von der Norddeutschen Landesbank. Er verwies unter anderem auf die Probleme von Volkswagen auf dem US-Markt, die niedrige Ergebnismarge der Kernmarke VW-Pkw und den Nachholbedarf bei günstigen Autos für Schwellenmärkte.
(mit afp)
Dudenhöffer: Machtkampf noch nicht beendet
Der Machtkampf bei Volkswagen ist aus Sicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer trotz des Festhaltens an Vorstandschef Martin Winterkorn noch nicht zu Ende. "Die Schlacht ist noch lange nicht geschlagen", sagte der Experte von der Uni Duisburg-Essen. VW hatte mitgeteilt, Winterkorn solle Vorstandschef bleiben, sein Vertrag solle sogar über 2016 hinaus verlängert werden. Zuvor war Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch öffentlich von ihm abgerückt.
Dudenhöffer bezeichnete die geplante Vertragsverlängerung als "Etappensieg" für Winterkorn. Die VW-Mitteilung sei ein "Signal, um zunächst einmal wieder Ruhe in den Konzern zu bringen". Wie es nun mittelfristig weitergehe, müsse sich allerdings erst noch zeigen. "Noch ist ja kein Vertrag unterzeichnet, das ist nur eine Willensbekundung. Piëch wird sich das bis dahin weiter genau angucken." Winterkorn sei noch immer angezählt und stehe unter genauester Beobachtung Piëchs.
dpa