Tui-Konzern bekommt in der Corona-Krise weitere Staatshilfen

Die Tui bekommt zum dritten Mal in diesem Jahr Geld vom Staat, um die Corona-Krise zu überstehen. Der Reisekonzern verständigte sich mit dem Bund sowie privaten Investoren und Banken auf ein Finanzierungspaket im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro. Dadurch gewinne man die Sicherheit, „den Blick konsequent nach vorn zu richten und den Konzern strategisch und strukturell auf die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten“, sagte Vorstandschef Friedrich Joussen am Mittwoch in Hannover. Durch die Corona-Pandemie sind der Touristik-Branche zum großen Teil die Einnahmen weggebrochen, ihre Ausgaben können die Unternehmen nicht im gleichen Maße senken. Die Tui musste deshalb bereits zweimal Kredite der staatlichen Kfw-Bank in Anspruch nehmen. Dieses Mal könnte der Staat sogar zum Anteilseigner werden – auch Niedersachsen ist mit von der Partie: Die Landesregierung bereitet sich nach HAZ-Informationen darauf vor, für die Kredite eine Bürgschaft von 400 Millionen Euro zu übernehmen. Staat könnte ein Viertel der Tui-Anteile halten: Das neue Rettungspaket sieht nach Angaben des Konzerns eine Kapitalerhöhung über rund 500 Millionen Euro vor, die von privaten Investoren geschultert wird. Hinzu kommt eine zusätzliche Kreditlinie der staatlichen KfW-Bank über 200 Millionen Euro. Daneben soll der in der Corona-Krise etablierte Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) das Vehikel einer sogenannten Stillen Einlage in Höhe von 700 Millionen Euro nutzen, von denen 420 Millionen Euro in Aktien umgewandelt werden können. Käme es dazu, würde der Staat 25 Prozent und eine Aktie an der Tui halten. Im Gegenzug sollen zwei vom Bund benannte Vertreter in den Aufsichtsrat der Tui einziehen. Die Bundesregierung ist offenbar bestrebt, die Lasten für die Rettung der Tui auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Große Koalition in Niedersachsen ist dem Vernehmen nach bereit, für einen Teil der Kredite ins Risiko zu gehen – parallel suche man das Gespräch mit anderen Landesregierungen, die ebenfalls ein hohes Interesse am Überleben des Konzerns haben müssten, hieß es in Hannover. Die Hoffnungen ruhten insbesondere auf Nordrhein-Westfalen. Offiziell wollte sich die Landesregierung nicht äußern. EU muss Einigung noch prüfen: Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Maßnahmen seien „wichtig, denn das Unternehmen war vor der Krise profitabel und hat als Unternehmen der Reisebranche durch die Corona-Krise mit nie dagewesenen Schwierigkeiten zu kämpfen“. Die EU-Kommission muss nach der Einigung noch prüfen, ob es sich bei den stillen Einlagen bei der Tui um eine zulässige staatliche Beihilfe handelt. Die Tui war im Frühjahr als erstes deutsches Großunternehmen von der staatlichen Förderbank KfW mit einem Darlehen über 1,8 Milliarden Euro unterstützt worden. Neben Lufthansa und Tui wird auch der Reise-Konkurrent FTI öffentlich gestützt. Ende September waren für die Tui 1,2 Milliarden Euro in Form einer zweiten Kreditlinie sowie einer Anleihe hinzugekommen, die der Bund auch in eigene Anteile bei den Hannoveranern umwandeln kann. Corona-Einbruch beim Reisekonzern: Der Tui-Konzern ist trotz eines laufenden Sparkurses und des Abbaus Tausender Stellen angeschlagen, weil die Kunden trotz einiger regionaler Lichtblicke viele Urlaubsziele meiden. Reisewarnungen und -hinweise sorgen für eine hohe Unsicherheit bei den Verbrauchern. Im Winter ist das Geschäft zudem immer deutlich schwächer als in den Sommermonaten – mit Blick auf das neue Jahr hatte sich das Tui-Management zuletzt wieder etwas optimistischer gezeigt. Entscheidend dürfte auch sein, wie rasch großflächige Impfungen gegen das neue Coronavirus anlaufen können. Von Jens Heitmann und Jan-Henrik Petermann