Die Mehrheit der Fahrer eines Benzinautos bevorzuge noch die alte Kraftstoffsorte, erklärte ein Aral-Sprecher zur Begründung. Damit gibt es an den Tankstellen der BP-Tochtergesellschaft künftig E10 mit einem Biospritanteil von zehn Prozent, E5 mit einem Anteil von fünf Prozent Bioethanol und 95 Oktan sowie das teurere und hochwertigere Super Plus mit fünf Prozent Bioethanol und 98 Oktan.
Auch die freien Tankstellen führen an immer mehr Stationen das herkömmliche Super E5 wieder ein. „Im Moment können wir nicht an den Kundenwünschen vorbei verkaufen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes freier Tankstellen, Axel Graf Bülow, der Tageszeitung „Die Welt“. Der ADAC begrüßte den Schritt.
Viele Autofahrer lehnen den neuen Kraftstoff E10 ab, weil sie Schäden an ihrem Fahrzeug fürchten. An vielen Tankstellen konnten sie in den vergangenen Wochen aber nur das etwa acht Cent je Liter teurere Super Plus tanken, weil die Anbieter das herkömmliche Super aus dem Angebot genommen hatten.
Auf die Branche kommen nun nochmals hohe Umrüstungskosten zu. Die Produktion in den Raffinerien, die gesamte Logistik aus Fahrzeugen und Tanklagern sowie die Tankstellen müssen künftig drei Benzinsorten handhaben. Das ist relativ aufwendig und dürfte abermals viele Millionen Euro kosten. Unbeantwortet bleibt zunächst die Frage, wie groß der Preisabstand zwischen E5 und E10 künftig sein wird. Zu erwarten ist, dass die anderen Tankstellenketten Aral folgen werden; sie sind auch zum Teil mit der Umrüstung ihrer Stationen auf E10 im Osten und Süden der Republik noch nicht so weit vorangekommen.
Neuen Wirbel lösten am Freitag Pläne aus Brüssel für eine höhere Besteuerung von Dieselkraftstoff aus. Die EU-Kommission will am Mittwoch eine neue Energiesteuer-Richtlinie vorstellen. Sie sieht vor, dass Kraft- und Heizstoffe in Zukunft nicht mehr nach ihrer Menge, sondern nach ihrem Energiegehalt besteuert werde – der Energiegehalt von Diesel ist höher als der von Benzin.
Die deutsche Autoindustrie lehnt die Pläne strikt ab. „An der Zapfsäule wäre der Liter Diesel damit stets um mindestens 10 Cent teurer als der Liter Benzin“, sagte Matthias Wissmann, Vorsitzender des Verbands der Automobilindustrie (VDA) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es sei fraglich, welcher Neuwagenkäufer dann noch zum Dieselfahrzeug greifen werde.
Ob der Vorschlag der Kommission Aussicht hat, umgesetzt zu werden, ist allerdings offen. Die EU-Staaten müssen Steuervorschläge einstimmig annehmen. Zwar haben die skandinavischen Mitgliedstaaten Zustimmung signalisiert, in anderen Staaten gibt es aber Vorbehalte – auch in Deutschland.
dpa