Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat sich für deutlich höhere Löhne in Deutschland ausgesprochen. „Wenn die Wirtschaft boomt, sind auch kräftige Lohnerhöhungen möglich“, sagte der FDP-Politiker dem „Hamburger Abendblatt“ (Donnerstag). Als Vorbild nannte er die Einigung in der Stahlindustrie auf 3,6 Prozent mehr Gehalt. Der dortige Tarifabschluss habe gezeigt, dass ein „fairer Ausgleich“ möglich sei, an dem sich vielleicht andere Branchen orientieren könnten, sagte Brüderle.
Der Wirtschaftsminister ließ erkennen, dass die Regierung ihre Wachstumsprognose annähernd verdoppeln werde. Die wirtschaftliche Entwicklung sei „viel kräftiger und viel nachhaltiger“ als noch im Frühjahr erwartet, als die Prognose bei 1,4 Prozent lag. „Eines kann ich bereits mit Sicherheit sagen: Es wird mindestens eine Zwei mit einer hohen Zahl nach dem Komma sein,“ sagte Brüderle. Deutschland habe beste Chancen, wirtschaftlich auch längerfristig einen guten Weg zu gehen.
Trotz dessen arbeitnehmerfreundlicher Forderung haben die Gewerkschaften Brüderle aufgefordert, sich aus Tarifdiskussionen rauszuhalten. „Die Lohnerhöhungen machen die Gewerkschaften immer noch selber“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer, am Donnerstag dem rbb. Die Politik sei immer gut beraten gewesen, dass sie sich da raus halte. Es sei jedoch in Ordnung, „wenn selbst die Liberalen mittlerweile erkennen, dass man auch eine Steigerung der Massenkaufkraft braucht, um die Wirtschaft anzukurbeln“.
afp/dapd