Gastroenterologen kennen ihre Klientel: Zur Darmspiegelung kommen die gut Informierten, die sich bewusst für eine Krebsvorsorge entscheiden – und Menschen, in deren Freundes- oder Bekanntenkreis plötzlich jemand an einem Karzinom erkrankt ist. Zuweilen kann auch Angst ein guter Ratgeber sein, denn gerade bei einer Koloskopie sind die Chancen groß, gutartige Wucherungen zu entdecken und gleich zu entfernen, die sich im Laufe der Zeit in bösartige Tumore umwandeln können.
Aber eben nicht bei allen Vorsorge-Angeboten ist die Nützlichkeit so offenbar. Die von manchen Ärzten immer noch empfohlene Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs beispielsweise findet sich aus gutem Grund nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen: Angebliche Auffälligkeiten haben sich hier zu oft als Fehlalarme erwiesen. Das sorgt nicht nur für unnötige Ängste, sondern kann auch zur Entfernung der Eierstöcke führen, obwohl es dafür keine medizinische Notwendigkeit gibt.
Die beiden Beispiele zeigen, wie wichtig eine gute Aufklärung der Patienten über die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung ist. Schon bei der Verabschiedung des Nationalen Krebsplanes vor neun Jahren wurde das Ziel formuliert, die Versicherten zu einer Entscheidung unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Angebote zu befähigen. Wie weit das Land von diesem hehren Anspruch noch entfernt ist, zeigt schon der Umstand, dass sich die Hälfte der Deutschen lieber bei Dr. Google über die verschiedenen Varianten der Vorsorge informiert und als bei ihrem Hausarzt.
Von Jens Heitmann