Alstom-Werk in Salzgitter: Interesse an Wasserstoffzügen steigt

Der Bahntechnikanbieter Alstom registriert eine steigende Nachfrage nach seinen Wasserstoffzügen. Das Unternehmen hat nach Angaben seines Sprechers Stefan Brauße bisher 41 solcher Züge vom Typ Coradia iLint verkauft. „Dazu gibt es Anfragen und Interessensbekundungen aus vielen Ländern weltweit“, sagte Brauße. Der Coradia iLint basiert auf der Plattform eines Dieselzuges – er hat jedoch eine geräusch- und emissionsärmere Antriebstechnik: Eine Brennstoffzelle erzeugt Strom aus Wasserstoff. Die Energie wird in Lithium-Ionen-Akkus gespeichert, die wiederum einen Elektromotor versorgen. Den Wasserstoff müssen die Züge stationär tanken; eine Füllung reicht nach Angaben des Unternehmens für bis zu 1000 Kilometer Fahrstrecke. Als Abfallprodukt entsteht nur Wasserdampf. Produktion in Salzgitter: Alstom ist Vorreiter bei Wasserstoffzügen. Die Fahrzeuge werden im mit rund 2000 Beschäftigten größten Fertigungsstandort des französischen Konzerns in Salzgitter gebaut. „Aktuell machen sie je nach Auftragslage einen Anteil von 10 bis 20 Prozent an der Gesamtproduktion aus“, erklärte Brauße. Der Anteil der Wasserstoffzüge werde voraussichtlich steigen. Die Coradia-iLint-Fahrzeuge seien um etwa ein Fünftel teurer als Dieselzüge – aber dies werde während der veranschlagten Lebensdauer von 30 Jahren bei den Betriebskosten mehr als kompensiert, hieß es. Bestellungen aus Niedersachsen und Hessen: Die bislang verkauften Züge wurden ausschließlich in Deutschland bestellt. Die Nahverkehrsgesellschaft des Landes Niedersachsen (LNVG) will von 2022 an 14 von ihnen im sogenannten Elbe-Weser-Netz zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Bremervörde einsetzen. Dort waren die weltweit ersten Wasserstoffzüge auch im Probebetrieb unterwegs. 27 Coradia-iLint-Züge nimmt das Eisenbahnunternehmen Fahma mit Sitz in Hofheim bei Frankfurt ab. Sie sollen – ebenfalls von 2022 an – Dieselfahrzeuge auf vier Regionalstrecken im Taunus ersetzen. Anfang Dezember hat der Zug nach einem dreimonatigen Testbetrieb mit Fahrgästen auf vier Strecken auch die Zulassung für Österreich erhalten. Wichtig dabei: Er musste sich im Unterschied zu Norddeutschland auch auf steilen Streckenabschnitten bewähren. Die Österreichischen Bundesbahnen wollen nun Daten analysieren, um die Technologie für den jeweiligen Einsatzbereich anpassen zu können. Siemens will nachziehen: Bisher ist Alstom nach eigenen Angaben der einzige Hersteller, der einen geprüften und erprobten Wasserstoffzug serienreif auf dem Markt anbieten kann. In den nächsten Jahren wird sich dies ändern: Weil die Deutsche Bahn ihre Klimabilanz verbessern will, kooperiert sie bei dieser Antriebstechnik mit Siemens. Der Konzern entwickelt für das in Krefeld gebaute Zugmodell Mireo, das es schon mit Batterieantrieb gibt, auch eine Wasserstoffvariante mit einer neuartigen Tanktechnik. Ein Probebetrieb ist für das Jahr 2024 zwischen Tübingen und Pforzheim in Baden-Württemberg geplant. Siemens erwartet, dass schon vorher weitere Aufträge für den Wasserstoffzug eingehen werden. Von Bernd Haase