Warnstreiks: VW will Traifgespräche mit IG Metall wieder aufnehmen

Zeigen die ersten Warnstreiks von Dienstag etwa schon Wirkung? Volkswagen jedenfalls ruft die IG Metall auf, die zuletzt stockenden Verhandlungen über den neuen Haustarif für die gut 120 000 Beschäftigten der Kernmarke in den westdeutschen Werken fortzusetzen. „Unsere Bereitschaft, die Gespräche wieder aufzunehmen, bekräftigen wir erneut“, erklärte Verhandlungsführer Arne Meiswinkel. Jüngst waren Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter auch nach drei Runden ohne entscheidende Annäherung auseinander gegangen. Inzwischen kam es nun nicht nur im parallel laufenden Tarifstreit der gesamten Metall- und Elektroindustrie, sondern auch bei VW zu Warnstreik-Aktionen. Meiswinkel: Branchenumbruch und Corona-Krise erfordern Vorsicht: Meiswinkel, der im größten Autokonzern Europas für die Grundsätze der Personalpolitik zuständig ist, betonte, er müsse weiterhin zusammen eine Basis für das finanziell Mögliche diskutiert werden. „Volkswagen hat in der letzten Verhandlung deutlich gemacht, dass wir an einem tragfähigen und zukunftsfesten Abschluss interessiert sind“, sagte er. „Voraussetzung dafür ist ein gemeinsames Grundverständnis der wirtschaftlichen Ausgangslage.“ So erfordert die aktuelle Mischung aus Corona-Folgen, Branchenumbruch und Entwicklungen wie den Lieferengpässen bei Elektronik-Teilen aus Sicht des Managements große Vorsicht. Meiswinkel hatte von „höchster Kostendisziplin“ gesprochen. „In den nächsten Jahren kommt es darauf an, uns im Bereich Software und Digitalisierung eine Spitzenposition zu erarbeiten.“ Das sichere dann auch Jobs und Standorte. Die IG Metall zeigte sich von der neuen Gesprächsbereitschaft Volkswagens überrascht. „Es hat und irritiert, diese Nachricht ausschließlich über die Presse zu erhalten“, sagte Verhandlungsführer Thorsten Gröger auf WAZ-Anfrage. Bisher sei niemand von der Arbeitgeberseite an die Gewerkschaft herangetreten. Zur Wiederaufnahme der Gespräche sei man aber bereit – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. „Dem Anschein nach haben alleine die Aktionen und Warnstreiks der Metallerinnen und Metaller an den verschiedenen Volkswagen-Standorten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wenn Volkswagen uns jetzt ein solides Angebot unterbreiten möchte, ist eine Rückkehr an den Verhandlungstisch aus unserer Sicht sinnvoll und zu jedem Zeitpunkt möglich“, sagte Gröger. IG Metall: Mehr Kaufkraft könnte Konjunktur anregen: Ob sich die Basis für eine Einigung allerdings tatsächlich verbessert hat, darf zumindest bezweifelt werden. Denn die IG Metall interpretiert die kurzfristige wirtschaftliche Lage weiter komplett anders. Sie ist der Auffassung, dass gerade jetzt mehr Kaufkraft der Arbeitnehmerschaft die Konjunktur anregen könnte. Weil VW zudem verhältnismäßig gut aus der Krise gekommen sei, fordert sie neben vier Prozent mehr Geld zudem eine erweiterte Umwandlung in freie Tage und Zusagen für Lehrstellen. Der Bezirksleiter der Gewerkschaft in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, hatten nach dem Ende der dritten Runde mangelndes Entgegenkommen der Gegenseite kritisiert – viele Kolleginnen und Kollegen seien „mittlerweile ziemlich verärgert“. Diesem Ärger machten die Beschäftigten nun am Dienstag bei ersten befristeten Ausständen in den Werken Luft. Ähnliche Aktionen liefen wegen der schwierigen Flächen-Verhandlungen bei zahlreichen anderen Firmen wie bei den VW-Töchtern MAN und Sitech, Autozulieferern wie Bosch, Clarios und ZF, dem Bahntechnik-Konzern Alstom oder kleineren Maschinenbauern. Lesen Sie auch: IG Metall zählt 60.000 Teilnehmer an Warnstreiks. Von RND/dpa