Kraftwerk: VW-Beschäftigter arbeitet seit 36 Jahren an Heiligabend

Wenn die Familien in Wolfsburg am Weihnachtsabend in ihren warmen Wohnungen vor dem leuchtenden Baum sitzen, sollten sie kurz an Michael Fromme denken: Seit über drei Jahrzehnten sorgt er als Kraftwerker bei VW dafür, dass die Stadt an Heiligabend Strom und Wärme hat. „Im Alter von 22 habe ich zum ersten Mal freiwillig eine Schicht am Heiligen Abend übernommen, und dabei ist es dann alle die Jahre geblieben. Dieses Jahr zum 36. Mal“, sagt der Kollege aus dem Heizkraftwerk West, der inzwischen 58 Jahre alt ist, und seit 42 Jahre bei VW arbeitet. Für die Familie war der Einsatz von Michael Fromme nicht immer einfach: „Für meine Frau und die drei Kinder war das manchmal hart“, sagt er. Dazu kam noch, dass er seit 35 Jahren auch am Silvesterabend Dienst macht. „Für die Arbeit am 24. und am 31. Dezember gibt es aber jeweils einen Tag extra frei. So konnte ich mit nur einem Tag Tarifurlaub dann im Januar eine ganze Woche freimachen und was Schönes mit den Kindern unternehmen.“ Lesen Sie auch VW Automuseum: Leiter Eberhard Kittler geht in den Ruhestand VW-Werk in Wolfsburg: Golf-Fertigung ruht bis 18. Januar wegen fehlender Halbleiter Volkswagen: Konzern-Chef und Betriebsrat senden Weihnachtsgrüße Die Feiertage sind selten ruhig: Für Michael selbst war der Dienst an den Feiertagen aber auch oft schwer: „An 60 Prozent dieser Tage ist irgendein Mist passiert, richtig ruhig war es selten.“ So zum Beispiel an einem Weihnachten, als es draußen bitterkalt war: „Es war so kalt, dass die Kohle zusammengefroren ist, ehe sie den Kessel erreicht hat. Wir mussten stundenlang in der Kälte die gefrorenen Blöcke klein hacken, damit sie den Zugang nicht blockieren.“ Trotz der Arbeit finden die Kraftwerker aber trotzdem noch einen ruhigen Moment am Heiligen Abend: „Wir sind pro Schicht drei Kollegen im Leitstand und einer draußen in der Anlage. Zum Essen treffen wir uns dann aber alle im Leitstand, wir haben dann immer was Gutes bestellt.“ Allzu besinnlich wird es den Beschäftigten im Heizkraftwerk West aber nicht: „Bei uns im Kraftwerk weiß man nie, was in den nächsten drei Sekunden passiert.“ Debora Mock vertritt als Betriebsrätin die Interessen der Belegschaft in der Energieerzeugung: „Die Kraftwerkinnen und Kraftwerker sind ein besonderer Schlag Menschen hier bei VW. Sie halten fest zusammen und sind füreinander da. Ohne sie würde hier kein Auto von der Linie rollen.“ Von der Redaktion