IG Metall Wolfsburg hat jetzt 91 000 Mitglieder

Zwischenzeitlich hatten sie den Spitzenplatz verloren, jetzt steht die IG Metall Wolfsburg wieder ganz vorne – und zwar unangefochten. Die Gewerkschaft konnte zuletzt zahlreiche neue Mitglieder gewinnen. Mit der Aufnahme des Mitstreiters Nummer 91 000 liegt sie jetzt wieder deutlich vor der Stuttgarter Geschäftsstelle und ist damit nun sogar mit Abstand die stärkste Vertretung Deutschlands. Lesen Sie auch Jobkiller E-Auto? Neue Studie über VW gibt Entwarnung Problem mit Bremspedalen: VW-Rückruf für mehr als 38 000 neue Autos VW-Werk Wolfsburg soll Leitwerk für E-Autos werden Normalerweise gelten Transformation und Digitalisierung als ungünstig für die Gewerkschaften. Mit der Veränderung der Arbeit wird allgemein hin auch ein sinkender Organisationsgrad angenommen. Der Grund: Mit steigendem Qualifizierungsgrad sinkt die Bereitschaft, einer Gewerkschaft beizutreten. Die klassischen Arbeiterberufe verschwinden aber durch den Wandel mehr und mehr. Arbeitnehmer suchen Sicherheit in der Corona-Krise: Die Corona-Krise und die aus der Transformation selbst resultierende Unsicherheit wirken diesem Trend aber zumindest in Wolfsburg entgegen. Die Arbeitnehmer in der Autoindustrie sehnen sich nach Sicherheit und einem Rückhalt und finden diesen offenbar in der Gewerkschaft. „Die IG Metall Wolfsburg ist eine große und starke Solidargemeinschaft. 91 000 Mitglieder sind ein starkes Argument bei Verhandlungen. Daher gilt mein Dank allen Kolleginnen und Kollegen, die durch ihre Mitgliedschaft nicht nur Solidarität leben, sondern auch unsere Verhandlungsposition deutlich stärken“, freut sich Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Wolfsburg. Mitglied Nummer 91 000 kommt übrigens nicht von VW: Der 30-jährige Jens Hellemann ist Ingenieur beim Entwicklungsdienstleister Bertrandt Technologie. Bezeichnend, denn gerade die Branche der Zulieferer und Dienstleister für die Auto-Industrie hat unter der Krise besonders zu leiden. Bertrandt selbst muss in der Region Wolfsburg Stellen abbauen. „Generell kann ich mich über meine Arbeitsbedingungen bei Bertrandt natürlich nicht beschweren“, kommentiert Hellemann seinen Beitritt. „Meine Urlaubstage, Arbeitszeit und auch die Bezahlung sind absolut fair – aber gerade wenn alles top ist, dann muss man den Status quo bewahren und auch weiterhin dafür kämpfen. Deshalb bin ich in die IG Metall eingetreten“, erklärt der 30-Jährige. Von Steffen Schmidt