Die leere Altstadt in Salzgitter-Bad und die Sorgen

Die Innenstädte sind bundesweit seit Wochen verwaist, keine Einkäufe, kein Schaufensterbummel, kein Kaffeetrinken. Noch sind die Folgen nicht sichtbar, aber die Corona-Pandemie und das damit verbundene Herunterfahren des Einzelhandels könnten sich eines Tages in der Altstadt in Salzgitter-Bad bemerkbar machen, wenn Geschäfte und Lokale nicht wieder öffnen – selbst wenn es erlaubt sein sollte. Diese Sorge treibt Heinz Strauß um, den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad. Er ist mit seinem Eisenwaren- und Werkzeughandel nicht so stark betroffen wie viele andere Mitglieder, weil Handwerker bei ihm bestellen können und er viele Firmenkunden hat. Aber auch in seiner Kasse macht sich der Lockdown bemerkbar. „Die Laufkundschaft fehlt“, sagt Heinz Strauß, der zwar seine Kosten decken kann, aber vom Ersparten leben muss. Für andere sei die Lage noch schwieriger, so der Vorsitzende. „Ich höre nichts Gutes.“ Denn die Rechnungen kommen und auch die für das Frühjahr bestellte Ware, selbst wenn die keiner kaufen kann. Heinz Strauß versteht die Maßnahmen nicht, die es den Supermärkten erlauben, ihre Nonfood-Abteilungen zu vergrößern und sich eine goldene Nase zu verdienen, während die kleinen Einzelhändler auf der Strecke blieben. „Dabei können wir die Hygiene-Auflagen viel besser umsetzen als die großen Läden“, wünscht er sich ein anständiges Konzept von der Regierung, dass es den Kaufleuten ermöglicht, ihre Geschäfte zu öffnen solange sie das noch können. Von einer „sehr gedrückten Stimmung“ spricht auch Salzgitters Wirtschaftsförderer Jan Erik Bohling, der im Arbeitskreis Wirtschaft mit Vertretern der Werbegemeinschaften zusammensitzt und die Situation kennt. Die Corona-Krise hat aus dem Online-Handel einen Online-Boom gemacht und könnte den schleichenden Niedergang für die Innenstädte beschleunigen. Der Wirtschaftsdezernent hält es für wichtig, dass die Kaufleute nicht alleine vorgehen, sondern gemeinsam auf diese „bittere Zeit“ reagieren. Eines seiner Ziele dabei ist es, einen digitalen Einzelhandel vor Ort zu realisieren. Bei der Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft wird zudem an einem lokalen Bonus-System gearbeitet, damit das Geld in der Region bleibt. Wie es weitergeht, wird sich beim nächsten Corona-Gipfel Anfang März zeigen, wenn klar ist, ob der Lockdown womöglich verschärft oder gelockert wird. Auf eine Lockerung hofft jedenfalls Anja Pientka, wenn es die Zahlen denn ermöglichen. Die Geschäftsführerin im Teekesselchen darf derzeit vor Ort nur Tee verkaufen oder Bestellungen bearbeiten. Die Stadt sei nahezu komplett zu, sie hat das einzige offene Geschäft am Kirchplatz und trotz aller Schwierigkeiten den Mut nicht verloren. Anja Pientka: „Ich freue mich über jeden Kunden, der zu uns kommt.“ Von Roland Weiterer